Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
You are Mine

You are Mine

Titel: You are Mine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirstyn McDermott
Vom Netzwerk:
mich unsicher den Flur entlang. Die Tür ist verschlossen, sogar die Sicherheitskette ist vorgelegt, und ich zögere. Was, wenn der Kerl – Paul –, was wenn Paul mir hierher gefolgt ist, sich im Schatten verborgen hat, während ich … was ? Wie bin ich überhaupt nach Hause gekommen?
    Ein weiterer Schlag. Ich drücke meine Wange gegen das Holz. »Wer ist da?«
    »Ich bin es, Alex, mach auf. Mir friert hier draußen der Schwanz ab.«
    Joaquin.
    Erleichterung und Abscheu kämpfen um die Vorherrschaft, als ich die Tür entriegle und sie diese paar paranoiden Zentimeter öffne, die mit der Kette möglich sind. Joaquin steht allein in zerrissenem Schwarz vor der Tür, die Wimpern von Mascara verklebt, und reibt sich die Hände über die nackten, mit Gänsehaut überzogenen Arme.
    »Komm schon, Alex, mir ist echt kalt.«
    »Was willst du?«
    »Kumpel, es ist zu kalt für diese Scheiße«, protestiert er. »Ich weiß, dass du gesagt hast, ich soll sofort kommen, aber so viel zu spät bin ich nicht und außerdem ist es nicht mein Fehler. Meine Alten wollten mich nicht in Ruhe lassen, und ich habe die Tram verpasst.«
    »Ich habe nicht …«
    »Um so viel.« Er drückt Zeigefinger und Daumen fest zusammen, um anzuzeigen, wie knapp es war. »Das Arschloch von Fahrer wollte nicht anhalten.«
    »Joaquin, was tust du hier?«
    »Sag du es mir, du hast mich schließlich angerufen.«
    Die Unterhaltung verursacht mir Kopfschmerzen. Ich habe ihn angerufen? Daran kann ich mich nicht erinnern, und obwohl ich mich bemühe, Licht ins Dunkel der letzten Stunden zu bringen, ist es, als würde man versuchen, lange nach dem Aufstehen einen Traum zu rekonstruieren. Nur ein einziges Bild steigt in mir auf: Paul, der jetzt lächelt und mir mit ausgestreckten Armen … etwas gibt? Ich klopfe meine Taschen ab, finde aber nichts. Was auch immer es war, es ist jetzt weg, versteckt oder ausgegeben oder geschluckt.
    Joaquin jammert wieder und springt auf der Türschwelle von einem Fuß auf den anderen, also gebe ich schließlich nach und nehme die Kette ab, um ihn reinzulassen. Warum ich ihn angerufen habe, will er wissen, was es über Madigan zu erzählen gibt, das so wichtig ist, dass er es sofort erfahren muss? Und persönlich?
    »Ich weiß es nicht«, gestehe ich. »Ich erinnere mich nicht mal daran, mit dir gesprochen zu haben.«
    Er kneift misstrauisch die Augen zusammen. »Du machst Witze. Oder hast du was geschluckt?«
    »Das wäre wohl die glaubwürdigste Erklärung.«
    Gelächter, als hätte er noch nie etwas Lustigeres gehört. Er folgt mir in die Küche, wo ich mit zunehmender Feindseligkeit beobachte, wie er sich durch den Kühlschrank gräbt und seinen Arm mit Käse und Brot und einem Glas Senfgurken füllt, von dem ich mich nicht erinnern kann, es gekauft zu haben: Er macht es sich bequem, als hätte die Welt sich nicht um hundertachtzig Grad gedreht, seitdem er zum letzten Mal hier war.
    »Willst du auch was?« Dicke Scheiben Käse landen auf dem Brot, das er bereits auf dem Tisch ausgebreitet hat, dann kämpfen seine Hände mit dem Deckel des Gurkenglases.
    »Nimm nur, Joaquin. Es ist kein beschissenes Problem oder irgendwas.«
    »Hä?« Seine Augen sind verwirrt, weit aufgerissen. »Ich mache mir nur ein Sandwich.«
    »Ja, mit meinem Essen. Du hättest fragen können.«
    »Bis jetzt hattest du nie etwas dagegen.«
    »Das war vor langer Zeit.«
    Joaquin schüttelt den Kopf und auf seinen Lippen spielt ein vorsichtiges Lächeln, als wäre es ein Scherz, den er eigentlich verstehen sollte. »Worüber redest du, Mann? Ich war doch erst gestern Nacht hier.«
    ∞
    Ruth hat die Arme verschränkt und den Mund besorgt verzogen, während sie über die neuen, interessanten Entwicklungen des Geheimnisses nachdenkt, zu dem mein Leben scheinbar geworden ist. Zumindest ist sie mitfühlender als bei meinem Anruf.
    Ach, jetzt willst du, dass ich vorbeikomme , war ihre erste, bittere Abfuhr, denn sicherlich erinnerte ich mich daran, dass ich ihr erst vor ein paar Stunden gesagt hatte, sie solle endlich aus meinem Leben verschwinden, damit aufhören, sich wie ein halbverhungerter Krebs bei Ebbe an mir festzuklammern. Aber dann wurde sie still, als ich anfing, die Blackouts zu erklären. Meine Stimme zitterte genauso wie meine Hände, als ich eine Entschuldigung für alles Gesagte stammelte, an das ich mich nicht erinnern konnte.
    Innerhalb von zwanzig Minuten war sie da und verbannte Joaquin ins Wohnzimmer, wo er jetzt schmollend auf der Couch

Weitere Kostenlose Bücher