Young Jedi Knights 04 - Lichtschwerter
auf Tenel Kas Arm und tat geschickt so, als unterdrückte sie ein entsetztes Schaudern. »Ihr müsst Euch einfach schrecklich fühlen.«
Nach diesen Worten zog Yfra sich zurück und hatte es geschafft, dass Tenel Ka sich noch schlechter fühlte als vorher – was vielleicht genau das war, was die Botschafterin beabsichtigt hatte. Die grausame Helferin war eine außerordentlich raffinierte Intrigantin.
Tenel Ka schaute auf ihren linken Arm, genauer gesagt auf das, was davon noch übrig war, nachdem ihr defektes Lichtschwert explodiert war. Es hatte nicht die geringste Chance bestanden, das Glied zu bergen und es für den Heilungsprozess in einen Bactatank zu legen. Nun war sie für den Rest ihres Lebens mit einem Makel behaftet.
Wie konnte sie jetzt noch eine echte Kriegerin werden? Sie konnte noch nicht einmal behaupten, dass die Verletzung die ehrenvolle Folge einer Schlacht war. Genaugenommen hatte sie sich ihre Verletzung durch ihren eigenen Stolz zugefügt. Und durch ihre Ungeduld. Und durch Dummheit. Wenn sie doch auf die Auswahl der Komponenten für das Lichtschwert ein wenig mehr Sorgfalt verwendet hätte. Wenn sie doch beim Zusammenbauen der Waffe ein wenig gewissenhafter zu Werke gegangen wäre …
Fest davon überzeugt, dass ihr Erfolg oder Scheitern im direkten Kampf allein von ihren körperlichen Fähigkeiten abhing, hatte sie sich nicht die Mühe gemacht, ihre anderen Talente beim Bau der Waffe einzusetzen. Sogar während ihrer Jedi-Ausbildung hatte Tenel Ka stets aus Stolz versucht, sich ausschließlich auf ihre naturgegebenen Möglichkeiten zu verlassen, und sich geweigert, die Macht einzusetzen, es sei denn, es gab kein anderes Mittel für sie, ihre Ziele zu erreichen.
Aber was war nun aus ihrer kämpferischen Tüchtigkeit geworden? Wie sollte sie jemals wieder ein Gebäude mit nichts als ihrem Faserseil, ihrem Wurfanker und ihrem eigenen Geschick erklettern? Wie sollte sie jemals wieder auf einen Baum steigen? Oder auf die Jagd gehen? Oder schwimmen? Nun, sie konnte sich noch nicht einmal selbst das eigene Haar flechten! Und wer hatte schon Achtung vor einem Jedi mit nur einem Arm?
In solch trübe Gedanken verstrickt, trieb Tenel Ka in einen unruhigen Schlaf. Das nächste, was sie hörte, war ein leises Klopfen an ihrer Kabinentür.
»Liebes Kind, schlaft Ihr?« erkundigte Botschafterin Yfra sich mit betont liebenswürdiger Stimme. »Es wird Zeit herauszukommen. Wir sind fast zu Hause. Hapes ist nicht mehr weit.«
Tenel Ka schüttelte sich wach, erhob sich und schaute auf die Sichtschirme ringsum. Die Thunder Wraith hatte den Hyperraum verlassen. Die Sterne und Planeten des Hapes-Clusters umringten das Schiff wie eine Handvoll Regenbogendiamanten von Gallinore, die auf schwarzem Samt ausgestreut worden waren.
»Habt Ihr mich gehört, meine Liebe?« drang die Stimme der Botschafterin erneut durch die Tür. »Ihr seid daheim.«
»Daheim«, wiederholte Tenel Ka. Die Angst, die sie schon die ganze Zeit empfand, wurde zu einer eisigen Kugel in ihrer Magengrube, als sie daran dachte, dass dieser Ort tatsächlich von jetzt an ihr Zuhause sein könnte.
Riesige Kriegsraumer, hapanische Schlachtdrachen, erschienen aus dem Nichts, um die winzige Fähre zum Landeplatz zu geleiten. Als die Thunder Wraith schließlich aufsetzte und Tenel Ka ausstieg, schaute sie sich das erste Mal mit einem Anflug von Interesse um, wie sie es seit dem Zwischenfall mit dem Lichtschwert nicht mehr verspürt hatte. Sie hielt Ausschau nach ihren Eltern. Zu ihrer Überraschung war jedoch die einzige Verwandte, die sie entdecken konnte, ihre Großmutter Ta’a Chume.
Die ehemalige Königin, die von einer beeindruckenden Ehrenwache in zeremonieller Kleidung begleitet wurde, trat vor, um ihre Enkeltochter zu begrüßen. Tenel Ka ließ eine Umarmung und eine für eventuelle Zuschauer gedachte Demonstration von Zärtlichkeit über sich ergehen – obgleich ihre Großmutter sie sonst niemals umarmte – und fragte: »Weshalb sind meine Eltern nicht erschienen?«
»Sie wurden abberufen«, antwortete Ta’a Chume bereitwillig. »Es geht wohl um eine sehr dringende und absolut geheime diplomatische … Angelegenheit. Nur ich und meine zuverlässigsten Vertrauten kennen ihren Aufenthaltsort.« Sie deutete auf einen Angehörigen ihrer Eskorte, der daraufhin vortrat und Tenel Ka einen königlichen Mantel um die Schultern legte. Die dicken, weichen Falten verbargen Tenel Kas Arme, doch sie fand nicht die Kraft, sich dagegen zu
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