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Young Sherlock Holmes 2

Young Sherlock Holmes 2

Titel: Young Sherlock Holmes 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Lane
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drang nun vollends in sein Bewusstsein und verlangte nach einer Antwort. »Du hast gesagt, die Pinkerton Agency hat dich gebeten, Mr Crowe von John St Helen zu berichten. Heißt das, dass …«, Sherlock durchfuhr eine Welle der Emotion, »… dass du gar nicht hier bist, um mich zu sehen? Du bist gekommen, um
ihn
zu sehen?«
    »Ich bin hier, um euch beide zu sehen«, widersprach Mycroft sanft. »Eine wesentliche Eigenart der Erwachsenenwelt besteht darin, dass Entscheidungen selten auf Basis eines einzigen Faktors getroffen werden. Erwachsene tun Dinge aus mehreren Gründen. Das musst du verstehen, Sherlock. Das Leben ist keine einfache Sache.«
    »Das sollte es aber«, sagte Sherlock trotzig. »Dinge sind entweder richtig oder falsch.«
    Mycroft lächelte. »Bewirb dich bloß nie für den diplomatischen Dienst.«
    Crowe trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. »Wo hält sich dieser John St Helen auf?«, fragte er ungeduldig.
    Mycroft zog ein Blatt Papier aus seiner Jacketttasche und studierte es. »Offenbar hat er ein Haus in Godalming gemietet, auf der Guildford Road. Das Haus heißt …«, er warf noch einmal einen Blick auf den Zettel und fuhr fort, »… 
Shenandoah
. Das könnte ein Hinweis, aber genauso gut auch Zufall sein.« Nach einer kurzen Pause fragte er: »Was haben Sie jetzt vor?«
    »Ermitteln«, antwortete Crowe. »Deswegen bin ich schließlich hier. Natürlich werde ich mir genau überlegen müssen, wie ich vorgehe. Ein großer Amerikaner wie ich wird wahrscheinlich ziemlich schnell die Aufmerksamkeit auf sich ziehen.«
    »Dann gehen Sie unauffällig vor«, warnte Mycroft, »und versuchen Sie bitte nicht, die Gerechtigkeit selbst in die Hand zu nehmen. Es gibt Gesetze in diesem Land, und ich würde es äußerst ungern sehen, wenn Sie wegen Mordes gehängt werden.«
    Crowe schnaubte. »Ich habe keinen Sinn für Ironie. Sie bringt nur meine Verdauung durcheinander.«
    »Ich könnte doch helfen«, platzte Sherlock heraus und überraschte sich selbst damit. Der Gedanke schien geradewegs von seinem Gehirn in den Mund gewandert zu sein, ohne sich im Geringsten mit der Erörterung von Beweggründen aufgehalten zu haben.
    Die beiden Männer starrten ihn an.
    »Auf gar keinen Fall«, sagte Mycroft entschieden.
    »Kommt nicht in Frage«, blaffte Crowe, dessen Worte sich mit denen von Mycroft überschnitten.
    »Aber ich kann doch einfach mal nach Godalming reiten und ein paar Fragen stellen«, beharrte Sherlock. »Mich wird niemand großartig beachten. Und habe ich nicht mit Baron Maupertuis bewiesen, dass ich mich auf so etwas verstehe?«
    »Das war etwas anderes«, sagte Mycroft. »Da bist du zufällig reingeraten, und als es wirklich gefährlich wurde, war Mr Crowe da und hat dir aus der Bredouille geholfen.« Er schwieg nachdenklich. »Vater würde mir niemals verzeihen, wenn dir etwas passiert, Sherlock«, fügte er dann mit leiserer Stimme hinzu.
    Mycrofts Darstellung von Sherlocks Aktionen gegen Baron Maupertuis, die seiner Meinung nach einige wichtige Punkte verzerrt oder ganz ausgeblendet hatte, war ziemlich verletzend. Aber Sherlock schwieg. Es hatte keinen Sinn, einen Streit über vergangene Dinge vom Zaun zu brechen. Es gab jetzt Wichtigeres zu tun. »Ich würde doch nichts tun, was Aufmerksamkeit erregen würde«, protestierte er. »Ich weiß nicht, was daran gefährlich sein soll.«
    »Wenn es sich bei John St Helen tatsächlich um John Wilkes Booth handelt, dann haben wir es mit einem Killer zu tun«, verkündete Crowe. »Einem Flüchtigen, auf den der Galgen wartet, sollte er in die USA zurückkehren oder vielmehr dorthin zurückgebracht werden. Er ist wie ein Tier, das in die Enge getrieben worden ist. Wenn er sich bedroht fühlt, wird er seine Spuren verwischen und verschwinden, und ich muss ihn von neuem aufspüren. Ich will nicht feststellen müssen, dass sich wegen dir eine Spur in Luft aufgelöst hat.«
    »Und da ist auch noch etwas anderes«, murmelte Mycroft und blickte zu Crowe. »Ich weiß nicht, in welchem Umfang Pinkerton Sie auf dem Laufenden hält. Aber mittlerweile geht man immer mehr davon aus, dass Booth und seine Komplizen an einer größeren Sache beteiligt waren.«
    »Natürlich waren sie das«, knurrte Crowe. »Man nannte es den Amerikanischen Bürgerkrieg.«
    »Was ich damit meinte«, sagte Mycroft mit ernster Stimme, »ist, dass die Attentäter den Anschlag auf Präsident Lincoln nicht selbst planten, sondern auf Anweisung handelten, und dass die lenkenden

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