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Young Sherlock Holmes 2

Young Sherlock Holmes 2

Titel: Young Sherlock Holmes 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Lane
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kaputtging.
    Einige der schmaleren Rohrleitungen endeten in Messgeräten – mit Zeigern versehenen Instrumenten, etwa so groß wie Sherlocks Fäuste –, die den Druck in den Leitungen anzeigten. Mit Hilfe dieser Instrumente konnten die Ingenieure vermutlich sagen, ob die Maschine mehr Dampf brauchte oder sich der Druck zu schnell aufbaute und abgelassen werden musste. An anderen Rohrleitungen waren große Metallräder angebracht, mit denen man vermutlich Ventile öffnete oder schloss, um den Dampf in variablen Mengen in andere Rohre umzuleiten.
    Unterhalb der Decke sah Sherlock zwei große Druckbehälter, zu denen jede Menge Rohrleitungen führten. Die Behälter schienen sich nach oben hin durchs Deck fortzusetzen, und Sherlock brauchte einen Moment, bis er darauf kam, dass sie vermutlich zu den beiden Schornsteinen der
Scotia
führten, durch die der Dampf nach draußen abgelassen wurde, nachdem er seine Arbeit verrichtet hatte.
    Alles bestand aus dickem schwarzen Metall, das sich kochend heiß anfühlte, als Sherlock es berührte. Und alles war mit Nieten zusammenmontiert, die so groß wie Sherlocks Daumen waren. Die ganze Maschinerie schien im Hitzedunst zu wabern, und sogar die Luft selbst sah aus, als würde sie sich in durchsichtigen wellenförmigen Linien kräuseln, wodurch es schwierig war, Entfernungen richtig einzuschätzen.
    Der Geruch im Maschinenraum verursachte ein unangenehmes Kribbeln in Sherlocks Nase. Hauptsächlich roch es nach Schwefel. Aber darunter lag auch ein teerartiger Duft und noch etwas anderes – etwas, das Sherlock an den Geschmack von Blut im Mund erinnerte und vermutlich von heißem Eisen herrührte.
    Plötzlich trat eine Gestalt aus den Schatten hervor. Sherlock zuckte erschrocken zusammen, denn er befürchtete, dass es Grivens war. Doch dann sah er, dass es ein anderes Mitglied der Besatzung sein musste. Der muskulöse Oberkörper des Mannes war nackt bis zur Hüfte, und an den Stellen, wo seine Haut nicht schwarz vom Kohlenstaub war, liefen Schweißrinnsale den Körper hinab, so dass Gesicht und Körper von einer Reihe schwarzer und weißer Streifen bedeckt war. Sherlock erinnerte das an das Fell eines Zebras – ein Tier, das er einmal in einem Buch über Afrika in der Bibliothek seines Vaters gesehen hatte. Die Moleskinhose des Mannes war von Schweiß getränkt, und über der Schulter trug er eine Schaufel. Sein ganzes Auftreten – die Art, wie er sich hielt, sein Gesichtsausdruck, einfach alles – zeugte von einer bleiernen Müdigkeit.
    Während Sherlock ihn so beobachtete, schleppte der Mann sich an der Maschine vorbei und verschwand, ohne aufzublicken, schließlich durch eine andere Türöffnung – vermutlich befand er sich auf dem Weg in seine schwankende Hängematte, irgendwo in den finsteren Tiefen des Schiffes.
    Im Bewusstsein, dass Grivens wahrscheinlich immer noch hinter ihm her war, eilte Sherlock den Balkon entlang, bis er zu einer Leiter kam, die sowohl nach oben als auch nach unten führte. Welche Richtung sollte er nehmen? Stieg er nach oben, würde er sich auf das Deck zu bewegen, aber vielleicht führte dort oben kein Weg hinaus. Er hatte definitiv noch nie einen der Ingenieure oder Heizer an Deck gesehen. Wahrscheinlich war es ihnen verboten, sich ins Freie zu begeben, und sie waren dazu verdammt, die ganze Reise über unten in der Finsternis zu verbringen. Also dann nach unten! Er würde einfach darauf hoffen müssen, dass dort noch andere Wege aus dem Maschinenraum hinausführten.
    So schnell er konnte, kletterte er die Eisenleiter hinunter. Beim Kontakt mit den heißen Sprossen brannten seine Finger, und die Vibration der Maschine, die sich durch die Hände und Füße auf seinen Körper übertrug, war so stark, dass ihm die Zähne klapperten. Die Hitze und der geringe Sauerstoffgehalt in der Luft hatten ihn im Handumdrehen entkräftet, und zweimal glitten seine schweißnassen Hände von den Leitersprossen ab, so dass er fast hinuntergefallen wäre. Schließlich erreichte er aber doch wohlbehalten den Boden. Erschöpft ging er zum Verschnaufen kurz in die Hocke, bevor er sich aufrichtete und wieder in Bewegung setzte.
    In diesem Moment flog oben auf dem Balkon die Tür auf, und Sherlock konnte hören, wie sie scheppernd gegen die Wand krachte. Dann vernahm er einen Augenblick lang nichts – sah man von dem allgemeinen Lärm im Maschinenraum einmal ab –, bis er schließlich meinte, Stiefeltritte auf dem metallenen Gitterrost des Laufstegs zu

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