Zaduks Schädel
auch noch hinzu, doch direkt wollte Cabrini mit der Ehrenwerten Gesellschalt, wie sich die Bande selbst nannte, nichts zu tun haben. Er pflegte andere Hobbies. An diesem Tag stand er — ganz in weites und weißes Leinen gehüllt — auf der Felsenterrasse, wo sich auch das gewaltige Becken des Pools befand und das Wasser in einem wunderbaren Türkis schimmerte. In der Hand hielt er ein Glas mit Weißwein. Der Blick streifte über die Region und verlor sich im Dunst über der Stadt.
Die Sonnenbrille schirmte seine Augen gegen das grelle Licht ab. Es paßte sich dem hellblauen Himmel an, der wolkenlos über Land und Meer lag. Cabrini freute sich auf den Tag, er sollte etwas Besonderes sein, denn schon am frühen Nachmittag hatte er die ersten Gäste eingeladen, um die Sommerfete zu feiern.
Ein Riesenspaß mit viel Champagner, teurem Essen, schönen Frauen und all den chicken Beaus, die er kannte, und die sich wie Geier auf alles stürzen würden.
Naldo selbst war nicht verheiratet, hatte allerdings stets einige Damen zur Hand, wenn er sie brauchte.
Das Personal bereitete die Fete bereits vor, er brauchte sich um nichts zu kümmern.
Mit einem letzten Schluck leerte er das Glas, bevor er zurück ins Haus ging und sich die den Felsen angepaßte Glasscheibe der Tür langsam in den Boden senkte, damit Cabrini ungehinderten Zutritt hatte. Er schritt über den mit kostbaren kleinen Steinen belegten Boden. Die Steine besaßen Terracotta-Farben, sie waren warm und wirkten nahezu modisch, weil eben diese Farben die neue Winterkollektion diktierten. Er blieb vor einem Spiegel stehen, der die Umrisse einer Frauengestalt zeigte.
Cabrini sah sein Ebenbild. Für 45 hatte er sich noch gut gehalten, auch wenn er sein Haar schwarz färben mußte, um die dunkle Farbe zu behalten. Cabrini hatte es glatt nach hinten gekämmt und mit Gel eingerieben. Er bewegte sich wie manche Dressman in den Modemagazinen, die er oft las. Die Haut hätte straffer sein können, als er darüber hinwegfuhr. Er nahm sich vor, wieder einmal eine Schönheitsfarm aufzusuchen und sich ein wenig zu regenerieren. Maria kam aus einer Für. Sie war die Perle des Hauses, schon lange bei ihm, hatte etwas Mütterliches an sich und verzieh ihm auch seine Launen. Maria kannte sich aus, sie sorgte für alles, man konnte sich auf sie verlassen. Cabrini blieb stehen und stemmte die Hände in die runden Hüften. Maria trug einige Pfunde zuviel mit sich herum, was ihr aber nichts ausmachte, das gehörte dazu.
»Was ist mit der Feier?« fragte sie. »Es läuft doch — oder?«
»Ja und nein. Der Weinhändler rief an. Er wollte wissen, ob er noch etwas bringen soll.«
»Haben wir nicht genug im Keller?«
»Das schon, aber…« Sie hob die Schultern. »Man kann ja nie wissen. Deshalb wollte ich Sie fragen.«
Cabrini nickte. »Si, es ist gut. Er kann noch hundert Flaschen bringen.«
»Gut. Wann treffen die Gäste ein?«
»Am Nachmittag.«
»Der Pool wird benutzt?«
Cabrini lachte. »Sicherlich, meine Liebe, es wird alles benutzt werden.«
Maria nickte und ging davon. Ihr Gesicht hatte sich wütend verzogen. Sie kannte das Spiel, wenn die wilden Parties gefeiert wurden. Da wurden Menschen zu Tieren, da gingen sie aus sich heraus, da drehten sie durch, da waren die Frauen oft schlimmer als die Männer. Maria konnte sich an Szenen erinnern, für die man sich eigentlich schämen mußte, so widerlich und schlimm waren sie.
Cabrini störte das nicht. Grinsend schaute er Maria nach, ihre Gedanken kannte er wohl. Lässig schüttelte er den linken Unterarm, wo eine Kette um das Gelenk geschlungen war. Sie bestand aus kleinen, goldenen Kugeln. Erst wenn jemand genauer hinschaute, stellte er fest, daß es keine Kugeln, sondern Totenköpfe waren, die zwischen den einzelnen Gliedern hingen. Die Kette wurde von Naldo in Ehren gehalten, sie war ungemein wichtig.
Er schaute auf die Uhr und stellte fest, daß es eine gute Zeit für ihn war. Nach wenigen Schritten erreichte er eine breite Nische, die ebenfalls aus Natursteinen gehauen worden war. Die Rückseite schloß mit einer Stahltür auf, an dessen rechten Rahmen eine Leiste mit zahlreichen Knöpfen angebracht worden war.
Der Lift war für ihn wichtig, besonders deshalb, weil er in den Keller und damit direkt in die Felsen führte, wo sich Cabrini sein zweites Reich geschaffen hatte.
Er drückte keinen Knopf. In einen Schlitz steckte er eine Kennkarte, die nur er trug. Wenn dieser Kontakt geschlossen war, brachte ihn der
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