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Zähl nicht die Stunden

Titel: Zähl nicht die Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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kam, war der
    komplette Inhalt der Fleischtruhe über den Fußboden verteilt, und
    Mattie und Jake waren vor Lachen so erschöpft, dass sie sich weder erklären noch entschuldigen konnten.
    24

    »Ich glaube, ich könnte noch ein Gläschen vertragen.« Jake sah sich in der altmodischen italienischen Trattoria um und signalisierte dem
    beschäftigten Kellner, dass er noch einen Rotwein wollte. Das bekannte Restaurant lag an der East Chestnut Street , gleich nördlich des Water Tower Place , nur ein paar Blocks von seinem Büro entfernt, und zählte zu den Lieblingsläden der Anwälte in seiner Kanzlei, von denen auch zwei in einer schummrig beleuchteten Ecke mit ihren Gattinnen
    speisten. Bis jetzt hatten sie ihn noch nicht entdeckt, und dafür war Jake über die Maßen dankbar. Es waren die beiden Kollegen , die er am wenigsten mochte – privat nannte er sie Tweedle-Dumm und TweedleDümmer – , außerdem hatte er für einen Tag genug Aufregung gehabt.
    Er grübelte erneut darüber nach , welche seltsame Macht im Supermarkt von ihm Besitz ergriffen hatte , und beschloss , dem Ganzen keine allzu große Bedeutung zuzuschreiben, sondern es als schlichte Spontanität abzutun. Die Sache war nur , dass Jake Hart alles andere als ein spontaner Typ war. Honey behauptete, dass sogar seine scheinbar beiläufig und unüberlegt dahingeworfenen Bemerkungen sorgfältig recherchiert und
    einstudiert waren. Honey, dachte er und schloss bestürzt die Augen, als ihm einfiel, dass er sie den ganzen Tag nicht angerufen hatte und wie enttäuscht sie sein würde – mit der Situation an sich und mit der Art, wie sich die Dinge zwischen ihnen entwickelten. (»Ein Anruf dauert nur eine Minute«, konnte er sie sagen hören. »Das ist doch nun wirklich nicht zu viel verlangt, Jason.«)
    Böser Jason, böser Jason, böser Jason. Böserjason, böserjason, böserjason.
    »Irgendwas nicht in Ordnung?«, fragte Mattie.
    Jake öffnete die Augen und sah die Frau, mit der er seit sechzehn
    Jahren verheiratet war, über die rot-weiß karierte Tischdecke hinweg an.
    Sie sah nicht viel älter aus als an dem Tag, an dem sie geheiratet hatten, dachte er, während er beobachtete, wie die auf dem Tisch brennende
    Kerze ein warmes Licht auf ihren normalerweise blassen Teint warf. Sie trug ihre Haare ein wenig länger als bei ihrem Kennenlernen und hatte in den letzten Monaten leicht abgenommen, sodass ihr von Natur ovales
    Gesicht ein wenig hager wirkte, doch sie war noch immer eine
    wunderschöne Frau, wahrscheinlich die schönste Frau, die er je gesehen hatte. »Mir ist gerade aufgefallen, dass ich unseren Hochzeitstag
    vergessen habe«, sagte er und merkte, dass das sogar stimmte. »Der 12.
    Januar , nicht wahr?«
    Mattie lächelte. »Knapp daneben.«
    Er lachte. »Tut mir Leid.«
    »Das macht nichts. Das hast du vorhin wettgemacht.« Ihr Lächeln
    wurde breiter. »Das war das erste Mal , dass ich aus einem Supermarkt rausgeflogen bin.«
    »Ich muss zugeben, dass ich mich prächtig amüsiert habe.«
    Sie lachten gemeinsam , ein Lachen das Echo des anderen, bis ihr Gelächter sich überlappte, miteinander verband und eins wurde.
    »Das ist ein nettes Restaurant« , sagte Mattie und sah sich um. »Die Plastiktrauben und alten Weinflaschen sind super. Eine nette
    Abwechslung zu dem High-Tech-Ambiente , das man jetzt sonst überall sieht.
    »Diesen Laden gibt es schon ewig«, sagte Jake. »Und das Essen ist
    großartig.«
    »Ich freue mich jedenfalls schon drauf. Ich habe einen Riesenhunger.«
    Jake sah auf seine Uhr. Fast halb acht. Der Service war heute Abend
    besonders langsam. Sie hatten ihre Bestellung – Fettucine mit roter Muschelsauce für Mattie , mit Rindfleisch gefüllte Ravioli und einen Caprese-Salat für Jake – vor fast vierzig Minuten aufgegeben. Jake hatte schon zwei Gläser Wein verputzt. Er hätte gleich eine Flasche bestellen sollen, dachte er, obwohl es immer irgendwie unangemessen wirkte, für sich alleine gleich eine ganze Flasche zu bestellen. Mattie hielt sich an Mineralwasser, was wahrscheinlich eine gute Idee war. Sie hatte wahrlich einen ziemlich anstrengenden Tag hinter sich. Er streckte den Arm aus, nahm ihre Hand in seine und spürte das vertraute Zittern.
    »Alles okay, Jake«, versicherte sie ihm.
    Er lächelte. Sollte er nicht eigentlich sie aufbauen?
    »Du hast mir noch gar nicht von dem Interview mit Now erzählt« , sagte Mattie
    »O Gott , nein.« Jake schüttelte den Kopf. »Es war eine einzige Katastrophe.«
    »Eine

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