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Zähl nicht die Stunden

Titel: Zähl nicht die Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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hab ich meinen Führerschein, dann brauchen
    wir dich nicht mehr anzurufen«, entgegnete Kim trotzig. Sie drängte sich an ihm vorbei und lief die Treppe hinauf. Ein paar Minuten später sah sie vom Fenster ihres Zimmers aus ihren Vater zur Straße hinausgehen.
    Er blickte zurück, als wüsste er, dass sie dort oben saß, und winkte. i, Sie winkte nicht zurück.
    10

    Am folgenden Montag telefonierte Mattie gerade mit Roy Crawford , als ihr das Signal meldete, dass noch ein Anrufer in der Leitung war.
    »Können Sie einen Moment dranbleiben, Roy? Ich bin gleich wieder da.«
    Mattie fragte sich, warum sie das Zeichen nicht einfach ignoriert
    hatte, wie sie das häufig zu tun pflegte, wenn sie gerade mit einem wichtigen Kunden telefonierte. Sie hatte bereits eine Mailbox, um
    Nachrichten in Empfang zu nehmen, was brauchte sie da auch noch
    diese Meldeeinrichtung für wartende Anrufe? Aber Kim war ganz scharf darauf gewesen , und dieser Tage waren die meisten Anrufe, die eingingen , für Kim. Vielleicht war es Zeit , ihr einen eigenen Anschluss einrichten zu lassen. Die Frage war allerdings , ob das unter den gegebenen Verhältnissen nicht zu teuer werden würde. Sie würde
    demnächst einmal ernsthaft über ihre finanzielle Lage nach der
    Trennung nachdenken müssen.
    »Hallo« , sagte Mattie ins Telefon , verblüfft, was für ein Wust völlig irrelevanter Überlegungen im Raum einer Sekunde Platz hatte.
    »Mattie? Hier ist Lisa.«
    Mattie starrte mit leerem Blick auf die Glasscheibentür ihrer Küche und stellte fest, dass trotz des verhangenen grauen Himmels
    verrückterweise die Sonne schien. Sie wollte nicht mit Lisa sprechen.
    Lisa würde ihr nur wieder Dinge sagen, die sie nicht hören wollte.
    »Lisa, kann ich dich in ein paar Minuten zurückrufen? Ich bin gerade an der anderen Leitung.« »Die Sache kann nicht warten.«

Mattie spürte , wie sie am ganzen Körper stocksteif wurde. »Irgendwie gefällt mir das nicht.« »Ich muss dich in der Praxis sehen.« »Ich sag’s dir gleich: keine Untersuchungen mehr.« »Nein , nein. Hör zu , ich habe Jake schon angerufen. Er holt dich in einer halben Stunde ab.«
    »Was?« , rief Mattie empört. »Du hast Jake angerufen? Was soll das?
    Das kannst du doch nicht machen.« »Ich hab’s aber schon getan.«
    »Dazu hattest du kein Recht. Das ist ja wirklich absurd. Bleib mal
    einen Moment dran.« Mattie stellte um. »Roy« , sagte sie atemlos, »kann ich Sie gleich zurückrufen?«
    »Wie war ’ s, wenn ich Sie so um zwölf zum Lunch abhole?« »Gut«, sagte Mattie und kehrte sofort wieder zu dem Gespräch mit Lisa zurück.
    »Wie kommst du dazu, Jake anzurufen?«, fragte sie scharf. »Ich habe dir keine Genehmigung gegeben, meine Angelegenheiten mit ihm zu
    besprechen.« »Ich habe nichts mit ihm besprochen.« »Wieso holt er mich dann in einer halben Stunde ab?« »Weil ich ihm gesagt habe, dass es wichtig ist.« »Wenn es wirklich so wichtig ist, kann ich doch jetzt gleich zu dir kommen.«
    »Ich möchte aber nicht, dass du Auto fährst.« »Mach dich nicht
    lächerlich«, entgegnete Mattie. Irgendwie musste sie dieses Gespräch, die Entwicklung der Dinge in den Griff bekommen.
    »Mattie« , sagte Lisa stockend, »Dr. Vance hat mich gerade angerufen und mir die Untersuchungsergebnisse mitgeteilt.«
    Mattie blieb einen Moment die Luft weg. »Und?« Sie platzte mit dem
    Wort heraus, ehe sie überlegen konnte.
    Lisa blieb lange still, dann sagte sie: »Es ist ein bisschen kompliziert, weißt du. Ich würde es lieber mit dir persönlich besprechen.« »Warum hast du Jake angerufen?«
    »Er ist dein Mann, Mattie. Er sollte wissen, wasvorgeht.«
    »Wir sind getrennt.«
    »Er sollte hier sein.«
    »Ist er aber nicht.« Mattie stützte ihren Kopf in die offene Hand, die von der Untersuchung noch verpflastert war, und meinte wieder das
    unangenehme Knacken ihrer Muskeln zu hören.
    »Hör zu.« Lisa hatte ihre Stimme wieder ganz in der Gewalt und
    schlug den gleichen Ton an, den Mattie oft gebrauchte, wenn sie ihre Tochter bewegen wollte, etwas zu tun, was diese nicht tun wollte. »Lass dich von Jake fahren, nimm ihn als Chauffeur. Sonst nichts. Wenn du ihn bei der Besprechung nicht dabeihaben willst, kannst du das sagen, wenn du hier bist. Aber so ist wenigstens jemand da, der dich fahren kann. Bitte, Mattie , tu mir den Gefallen.«
    »Jake hat viel zu tun« , sagte Mattie. »Er kann nicht einfach an einem Montagmorgen alles hinschmeißen und gehen. Was hast du zu ihm
    gesagt,

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