Zaertlich beginnt die Nacht
Kuss.
„Weißt du, manchmal denke ich, das Schicksal hat unseren kleinen Zusammenstoß damals auf der Straße provoziert. Und uns auch abends in denselben Club geführt. Inzwischen überlege ich, ob wir dem Schicksal nicht dafür danken sollten, indem wir Frieden mit deinem Großvater schließen.“
Aimee seufzte. „Ich habe auch darüber nachgedacht. Er ist alt und krank. Vermutlich war er nur davon überzeugt, das Richtige zu tun.“
Nicolo strich mit dem Mund über ihre Lippen. „Ich bin froh, dass du so denkst. Denn das passt ausgezeichnet zu dem Geburtstagsgeschenk, das ich für dich habe.“
„Frieden mit James zu schließen? Ich verstehe nicht.“
„Das wirst du, cara. Am Wochenende erkläre ich dir alles.“
„Es ist nicht fair, mich so lange auf die Folter zu spannen! Gib mir wenigstens einen Tipp.“
„Hm, lass mich nachdenken. Oh ja … das Geschenk ist ein Geschenk für dich, ebenso wie es ein Geschenk für unser Kind sein wird.“
„Was ist denn das für ein Tipp!“, entrüstete sie sich. „Jetzt bin ich erst recht verwirrt.“
„Nun gut, noch einer, aber danach schweige ich wie ein Grab.“ Er nahm ihre Hand, drehte sie um und fuhr mit einem Finger über die Innenfläche. „Ich sehe eine große Reise voraus“, sagte er in dem unergründlichen Ton der Wahrsager. Dann sah er grinsend auf. „Das reicht jetzt, Principessa . Nicolo der Große wird nichts mehr über die Zukunft preisgeben.“
Aimee lachte. „Nicolo der Große ist ein unnachgiebiger Mann.“
„Und du, cara , bist weich und nachgiebig in meinen Armen.“ Er küsste sie herzhaft, dann setzte er sich in seinen Ferrari und brauste davon.
Lächelnd schaute Aimee ihm nach. Ein Tipp? Er hatte praktisch bereits alles verraten. Ihr Geburtstagsgeschenk war eine Reise nach New York, um sich mit ihrem Großvater zu versöhnen.
Eine sehr großzügige Geste von ihrem Mann. Nicolo besaß sehr viel Stolz, und aus diesem Grund war James’ Manipulationsversuch fehlgeschlagen. Für sie und für ihr Kind war Nicolo bereit, seinen Stolz zu vergessen und Frieden zu schließen.
„Du bist ein wunderbarer Mann, Nico“, flüsterte sie, dann ging sie zurück in den Palazzo und hinaus auf die Terrasse, um sich an der üppigen Blütenpracht des Parks zu erfreuen.
„Signora?“
Aimee drehte sich um. „Ja, Anna?“
„Ich wollte Ihren Koffer packen.“
„Danke.“ Lächerlich, als ob sie das nicht selbst könnte! Aber Nicolo hatte darauf bestanden, dass Anna das übernahm. Je weiter die Schwangerschaft fortschritt, desto fürsorglicher wurde Nicolo und ließ sie immer weniger Dinge selbst erledigen.
„Werden Sie und der Principe ausgehen? Soll ich Abendgarderobe einpacken?“
Eine gute Frage, die nur Nicolo beantworten konnte. „Ich weiß gar nicht, was er vorhat. Ich rufe meinen Mann einfach an und frage ihn. Dann sage ich Ihnen Bescheid, Anna.“
Das nächste Telefon stand in Nicolos Arbeitszimmer. Dort ging Aimee hin, setzte sich an Nicolos Schreibtisch und wählte seine Büronummer.
Nicolo meldete sich nach dem zweiten Klingeln. „ Cara ! Ist alles in Ordnung?“, fragte er besorgt.
„Ja, natürlich.“
„Gut!“, klang es erleichtert durch die Muschel. „Einen Moment lang befürchtete ich …“
„Nein, alles in Ordnung, wirklich. Ich wollte dich nur etwas fragen, weil Anna die Koffer packt und …“
„Aimee, ich spreche gerade auf der anderen Leitung mit Paris. Kannst du vielleicht einen Moment dranbleiben?“
„Ja, natürlich.“
Sanfte Musik setzte ein. Nicolo hatte also umgeschaltet. Aimee summte mit, griff nach einem Blatt Papier und einem Bleistift und begann eine Strichmännchenfamilie an den Rand zu kritzeln – Vater, Mutter, Kind …
Sie stutzte. Das war ein Fax, mit dem Briefkopf ihres Großvaters, datiert zwei Tage nach ihrer Hochzeit.
Euer Hoheit,
lassen Sie mich noch einmal schriftlich festhalten, was ich Ihnen in unserem Telefonat bereits mitteilte. Ich bin hoch erfreut über Ihre Heirat mit meiner Enkelin …
Aimee konnte sich denken, was das war – James’ Antwort auf Nicolos Absage, die Bank doch nicht zu kaufen.
Ebenso erfreut bin ich über Ihren Entschluss, Stafford-Coleridge-Black nun zu übernehmen.
Der Bleistift fiel Aimee aus den plötzlich eiskalten Fingern.
Ich möchte Ihnen noch einmal versichern, dass die für den Verkauf notwendigen Unterlagen sofort in Bearbeitung gegeben werden. Es wird zwei Wochen dauern, doch seien Sie versichert, Hoheit, dass alles wie besprochen
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