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Zaertlich ist die Nacht

Zaertlich ist die Nacht

Titel: Zaertlich ist die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Scott Fitzgerald
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hier herumgeheult.«
    »Vielleicht ist er ja wegen irgendwas traurig.«
    »Ja, vielleicht.«
    »Was ist mit diesem Duell? Wer will sich da duellieren? Ich dachte mir gestern schon, dass da in dem Wagen etwas Merkwürdiges vorging. Ist es wahr?«
    »Es ist komplett
gaga
, aber wie es scheint, ist es wahr.«

10
    Der Ärger hatte angefangen, kurz bevor Bradys Wagen an dem der Divers vorbeifuhr, der auf der Straße stand.
    Abes Bericht verschmolz mit der fliehenden Nacht: Violet McKisco hatte Mrs Abrams etwas über die Divers erzählen wollen. Sie war nach oben ins Haus gegangen und dort auf etwas gestoßen, was sie sehr schockiert hatte. Aber Tommy Barban sei wie ein Wachhund, wenn es um die Divers ging. Natürlich sei Nicole anziehend und eindrucksvoll   – aber es war eine Sache, die eigentlich beide betraf, denn »die Divers« waren ihren Freunden oft wichtiger, als den meisten von ihnen bewusst war. Allerdings war das mit gewissen Opfern verbunden   – manchmal kommen sie einem wie bezaubernde Figuren aus einem Ballett vor und man schenkt ihnen auch nicht mehr Aufmerksamkeit als einem Ballett. Aber es steckt weitaus mehr dahinter   – wenn man die Geschichte kennt. Tommy ist jedenfalls einer der |71| Männer, die Dick »weitergegeben« hat an Nicole, und als Violet immer weitere Anspielungen auf ihre Geschichte gemacht hat, ist er dazwischengegangen.
    »Mrs McKisco, bitte hören Sie auf, über Mrs Diver zu reden«, hat er gesagt.
    »Mit Ihnen hab ich doch gar nicht geredet«, hat sie erwidert.
    »Ich halte es für besser, wenn Sie damit aufhören.«
    »Sind denn die Divers so heilig?«
    »Hören Sie damit auf! Reden Sie über was anderes«, hat Tommy gesagt. Er saß neben Campion auf einem der beiden Klappsitze. Campion hat mir die Geschichte erzählt.
    »Hören Sie mal, Sie sind ganz schön anmaßend«, hat Violet zu ihm gesagt.
    Sie wissen ja, was für Gespräche in nächtlichen Autos geführt werden: Manche Leute murmeln vor sich hin, andere langweilen sich oder schlafen schon. Niemand wusste so richtig, was vorging, bis plötzlich der Wagen anhielt und Tommy mit einer Kavalleriestimme brüllte: »Los, steigen Sie aus! Wir sind nur noch eine Meile entfernt vom Hotel. Die Strecke können Sie laufen oder ich schleife Sie selber da hin.
Halten Sie jetzt den Mund und sagen Sie Ihrer Frau, sie soll auch das Maul halten!
«
    »Sie sind ein Flegel!«, sagte McKisco. »Sie haben mehr Muskeln als ich, aber ich habe keine Angst vor Ihnen. Wenn sie hier noch die Regeln für ein Duell hätten   –«
    Das war natürlich ein Fehler, denn Tommy ist ein echter Franzose, er hat sich vorgebeugt und verpasste ihm eine Ohrfeige. Das muss gewesen sein, kurz bevor Sie vorbeifuhren. Dann haben die Frauen losgelegt. Und so ist es geblieben, bis der Wagen hier zum Hotel kam.
    Tommy hat jemanden in Cannes angerufen, damit er ihm |72| sekundiert, und McKisco hat gesagt, er würde sich von Campion nicht sekundieren lassen, aber der war sowieso nicht scharf auf den Job. Stattdessen hat McKisco mich angerufen und gesagt, ich sollte nichts weiter fragen, sondern sofort hier runterkommen. Seine Frau hatte einen Nervenzusammenbruch und Mrs Abrams hat sie in ihr Zimmer gebracht und ihr ein Beruhigungsmittel gegeben, daraufhin ist sie auf ihrem Bett eingeschlafen. Als ich hier angekommen bin, hab ich versucht, vernünftig mit Tommy zu reden, aber der wollte außer einer vollen Entschuldigung nichts akzeptieren, und die hat McKisco komischerweise entschieden verweigert.
     
    Als Abe die Geschichte zu Ende erzählt hatte, fragte Rosemary nachdenklich: »Wissen die Divers, dass es um sie ging?«
    »Nein   – und sie werden es auch nie erfahren, dass sie etwas damit zu tun hatten. Dieser verdammte Campion hätte Ihnen gar nichts davon erzählen dürfen, aber nachdem er’s nun mal getan hat   … Dem Chauffeur habe ich gesagt, ich würde die singende Säge rausholen, wenn er die Klappe aufmacht. Das ist eine Auseinandersetzung zwischen zwei Männern   – was Tommy braucht, ist ein reeller Krieg.«
    »Ich hoffe bloß, dass es die Divers nicht doch noch herausfinden«, sagte Rosemary.
    Abe North spähte auf seine Uhr. »Ich muss rauf und nach McKisco sehen. Wollen Sie mitkommen? Er fühlt sich ein bisschen verlassen, und ich wette, er hat nicht geschlafen.«
    Rosemary stellte sich vor, wie verzweifelt der überspannte, chaotisch organisierte McKisco vermutlich die Nacht verbracht hatte. Nach einem Augenblick des Zögerns, in |73| dem sie

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