Zärtlich wie ein Krieger / Wächter der Seelen. Roman
lächelte ihn schwach an. »Mir geht’s gut. Ich werde wohl einfach erwachsen, wie alle es von mir wollen.«
Sein Blick sagte ihr, dass er ihr diese Erklärung nicht abnahm, aber er bedrängte sie auch nicht. Was sie erleichterte, denn einen Erzengel anzulügen war wahrscheinlich eine Sünde.
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8
Z arte Finger strichen über seinen Rücken und seine Wirbelsäule und sandten jede Menge winziger Schauer bis in seine Zehen hinab. Murdoch rollte sich herum, fing ihre spielenden Finger mit seinen und zog sie an seine Lippen. Trotz der kurzgeschnittenen Nägel und der Schwielen vom Schwertgebrauch war es eine weibliche Hand, halb so groß wie seine und unglaublich, faszinierend weich.
Ihre Blicke trafen sich. Ihrer schien ein wenig unsicher.
Er legte ihre Hand auf seine Brust, um ihr die Möglichkeit zu geben, ihn zurückzuweisen, auch wenn er hoffte, dass sie es nicht tun würde. Dann beugte er sich zu ihr und suchte ihren Mund mit dem seinen. Sie wehrte sich nicht. Im Gegenteil, sie kam ihm entgegen, legte ihm den anderen Arm um den Nacken und zog ihn zu sich heran.
Sie schmeckte genauso, wie er es sich vorgestellt hatte – es war eine höchst ergreifende Mischung aus süß und würzig, leicht und fest, kühn und fügsam. So vorhersehbar dieser Kuss ihn auch traf, als sie ihren Mund öffnete und ihn tiefer einließ – sein Kopf schwamm. Sein Blut sang, und seine Haut wurde fest und straffte sich.
Mit einem leisen, lustvollen Stöhnen drückte er sie zurück in die Kissen und nahm sich alles, was sie ihm bot.
Seine Hand glitt über ihre Hüfte, schob den Saum ihres Nachthemds nach oben und entdeckte glattes, zartes Fleisch. Das Atmen wurde zur Anstrengung, als er den weichen Satin ihrer Haut mit einer Verzweiflung knetete, die aus einer langen, unerträglichen Wartezeit geboren war. Die feuchte Hitze zwischen ihren Beinen und der berauschende Geruch ihrer Erregung reizten ihn, stachelten ihn auf, spornten ihn an. Unleugbares Verlangen strömte durch seine Adern hinab in die Lenden, und erschauernd schob er seine Hand um die Wölbung ihres Gesäßes zu einer Wärme, die ihn willkommen hieß.
»Murdoch-san.«
Voller Abwehr gegen die kühle Höflichkeit dieser Stimme erstarrte er.
»Murdoch-san.«
Murdoch öffnete die Augen. Und blinzelte. Zwei Mal. Er war allein in der Unterkunft, umgeben von Dutzenden Betten, die alle leer und ordentlich gemacht waren. Er blinzelte noch einmal. Yoshio, der ranghohe Onmyōji-Krieger, stand mit gerunzelter Stirn über ihm.
Gütiger Gott, er hatte geträumt.
Vielleicht sogar im Schlaf gestöhnt.
»Murdoch-san, verzeihen Sie, dass ich Sie wecke, aber der Sensei möchte Sie sehen.« Yoshio warf einen Blick auf das Laken über Murdochs Körper, um schnell wieder wegzuschauen.
Warum, war nicht schwer zu erraten.
Murdoch zog das Laken wie zufällig so zurecht, dass seine Erektion nicht mehr so sehr ins Auge sprang. Die Morgenlatte war ihm nicht peinlich – zum Henker, die meisten Männer hatten eine. Selbstbefriedigung störte ihn auch nicht, auch wenn es sehr lange her war, dass er sich so in einen Traum hatte hineinziehen lassen. Aber er machte sich Sorgen, dass er während seiner erotischen Phantasie aus Versehen etwas gesagt haben könnte. Ihren Namen zum Beispiel. Das könnte ihm noch Kummer bereiten.
»Welcher Sensei?«, fragte er. »Yamashita-sensei oder Ashita-sensei?«
Der Blick des jungen Mannes kehrte zu seinem Gesicht zurück. Gelassen, klar, ruhig. »Yamashita-sensei.«
Ausgezeichnet. Es sah nicht danach aus, dass ihm Kiyokos Name über die Lippen gekommen war, während er sich selbst gestreichelt hatte. »Bitte sagen Sie ihm, ich brauche noch einen Moment.«
Murdoch rollte aus dem Bett und griff sich seinen Seesack vom Boden. Die letzten Fetzen des Traums klebten noch an ihm und hinterließen ein Drücken auf der Brust, während Enttäuschung durch seinen Körper flutete. Verdammt! Er konnte sie noch immer auf seinen Lippen schmecken, konnte noch immer die Augen schließen und sich den Duft ihrer Haut in allen Einzelheiten in Erinnerung rufen.
Das war, verflucht noch mal, nicht fair!
Nicht nur, dass er unvorstellbare Qualen der Lust litt, wenn er sie berührte, und den lächerlichen Drang unterdrücken musste, alle anderen Männer warnend anzuknurren, wenn er sie sah. Nun wurde er auch noch bis in den Schlaf von ihr verfolgt. Und es gab keine Möglichkeit, diese Sehnsucht zu stillen – seine Lust auszuleben war schlicht unmöglich.
Es sei denn,
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