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Zärtliche Wildnis

Zärtliche Wildnis

Titel: Zärtliche Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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dieses Mannes wieder über sie gekommen. »Ja, ich möchte einen Hund, aber über Boxer weiß ich nur das, was ich gelesen habe. Sie scheinen ein wenig anders zu sein als andere Hunde. Glauben Sie denn, daß er sich an mich gewöhnen würde?«
    »Da bin ich ziemlich sicher. Er zieht nämlich Frauen vor. Er wurde von einer Frau großgezogen und hing sehr an ihr; aber sie starb, als er sechs Monate alt war, und seitdem ist er ziemlich herumgestoßen worden. Der Gedanke, daß dieser schöne Hund eingeschläfert werden sollte, war mir einfach unerträglich und so...« Er hielt inne und zuckte die Achseln. »Ich bin ein Hundenarr, wie Sie gewiß bereits von Ihren Nachbarn gehört haben.«
    Liz, die immer noch gegen ihre Schüchternheit ankämpfte, fragte: »Sind Boxer wirklich anders als andere Hunde, als Spaniels zum Beispiel oder Schäferhunde?«
    »Jeder Hund hat seinen eigenen Charakter, und Boxer haben einige merkwürdige Eigenheiten. Dieser Bursche sammelt zum Beispiel mit Leidenschaft Schuhe. Er macht nie etwas kaputt daran, sondern er trägt sie nur herum und sieht ausgesprochen komisch aus, wenn er mit einem Schuh im Maul daherstolziert. Spaniel? Ja, Boxer sind ganz anders als diese sanftmütigen, ergebenen Hunde. Schäferhunde? Wieder anders. Meine Arbeitshunde sind tödlich beleidigt, wenn ich sie auslache. Ein Boxer ist der geborene Clown. Er will, daß man über ihn lacht. Im Augenblick ist der arme Bursche ja ganz glücklich oder tut wenigstens so, aber ich weiß genau, daß er sich im Grund bei mir nicht zu Hause fühlt. Das Landleben sagt ihm nichts, und er möchte gern der Herr im Haus sein. Es hat ihm zwar offensichtlich Spaß gemacht, sich mit meinen Hunden und denen meines Freundes Andrew anzulegen, aber jetzt hat er sie alle durch und langweilt sich ziemlich. — Möchten Sie ihn sehen? Sie werden ihn allerdings nur schön finden, wenn Sie die Rasse mögen.«
    »O ja, ich möchte ihn sehr gern sehen«, erwiderte Liz; sie war dankbar für die Unterbrechung, weil sie ihre alberne Verlegenheit diesem ruhigen Mann gegenüber einfach nicht überwinden konnte. Als sie zu seinem Wagen hinausgingen, machte sie sich Gedanken über ihn. Sein Gesicht trug einen ernsten Ausdruck, und seine Augen blickten traurig. Ihr fiel ein, daß er Witwer war, und das war wohl der Grund für die Trauer in seinem Gesicht. Und das war auch der Grund, weshalb sie es schwierig fand, scherzhafte Konversation mit ihm zu machen, wie sie ihr mit ihren Freunden aus Windythorpe jetzt schon so leichtfiel.
    Sie gingen zusammen zum Wagen hinaus, und dann riß Liz die Augen auf. Auf dem Rücksitz hockte sehr aufrecht und allem Anschein nach voller Verachtung für die ganze Welt ein sehr großer Hund.
    Er zeigte beim Anblick seines Herrn keine sonderliche Begeisterung, sondern musterte ihn nur mit einem Ausdruck nachsichtiger Langeweile. Adam Wilcox öffnete die Tür zum Fond des Wagens und ergriff die Leine des Hundes. Auf Liz’ Veranda übernahm er die Bekanntmachung und erklärte dem Hund, daß dies Miss Mortimer sei und daß sie, wenn er Glück hätte, sein neues Frauchen werden würde. Pirate lauschte aufmerksam, schien nachdenklich die Stirn zu runzeln, hob dann sein faltiges, schwarzes Gesicht zu Liz auf und bot ihr feierlich eine Pfote. Liz nahm sie mit einem Gefühl freudiger Befriedigung. Vielleicht hatte er sie akzeptiert.
    »Das tut er nur«, bemerkte Wilcox, »wenn er jemanden mag. Es hat eine ganze Woche gedauert, ehe er mir die Pfote gab, und selbst dann war er sehr herablassend. Er zieht ganz entschieden Frauen vor. Was halten Sie von ihm?«
    Sie saßen jetzt in Liz’ Wohnzimmer, und sie war außer Atem vor Aufregung. Nie hatte sie ein so großes und zugleich so rührendes Tier gesehen. Pirate hatte einen Ausdruck der Verlorenheit auf seinem runzligen Gesicht, während er ihr, nicht zufrieden mit einem Händedruck, auch die andere Pfote bot. Als sie sie genommen hatte, zog er ihr geschickt den leichten Schuh vom Fuß und trug ihn zu seinem Platz vor dem Kamin.
    »Er gefällt mir sehr«, sagte sie leise. »Kann ich ihn wirklich haben?«
    »Natürlich können Sie ihn haben. Für mich und meine Hunde ist es entschieden eine Erleichterung, wenn Sie ihn nehmen, aber ich wollte ihn Ihnen keinesfalls aufschwatzen, so wie er mir aufgeschwatzt wurde. Sind Sie sicher, daß es Ihnen nicht zuviel werden wird? Können Sie ihn auch halten? Nehmen Sie einmal seine Leine und versuchen Sie es.«
    Enttäuschung. Pirate weigerte sich, zu dem

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