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Zärtliche Wildnis

Zärtliche Wildnis

Titel: Zärtliche Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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nichts geschehen ist, aber es tut mir natürlich auch sehr leid, daß Sie diesen Unfall hatten und daß ich jetzt nicht einmal ein Telefon habe. Aber bis zum Laden brauche ich keine zehn Minuten, und Sie bleiben inzwischen hier ruhig liegen.«
    Sie hatte tatsächlich seine Einwendungen einfach ignoriert.
    Nochmals setzte er sich auf und verzog das Gesicht vor Schmerz.
    »Wenn Sie das tun, komme ich Ihnen nachgehumpelt. Nein, lachen Sie nicht. Es ist mein Ernst. Ich werde Sie nicht aus den Augen lassen, und wenn mein Knöchel dabei für immer draufgeht.«
    Sie sah, daß es ihm ernst war, und entgegnete: »Ich finde, das ist sehr albern von Ihnen. Sie können das natürlich auf keinen Fall tun. Also wird uns wohl nichts anderes übrigbleiben als zu warten, bis es Tag wird. Es ist der reine Wahnsinn, und der Zustand Ihres Knöchels kann sich in dieser Zeit wesentlich verschlimmern, aber wenn Sie so dickköpfig sind, dann schlafen Sie am besten in meinem Extrazimmer. Ich helfe Ihnen hinüber.«
    Sie stützte ihn, während er durch den Flur zu dem kleinen Gästezimmer humpelte.
    Er war hochgewachsen, und sie mußte ihre ganze Kraft aufbieten, um ihm wirklich eine Stütze zu sein. Als sie ihn aufs Bett sinken ließ, merkte sie, daß sie ihn nicht viel länger hätte halten können. Unvermittelt lachte sie auf, und er fragte gereizt: »Was ist daran so verdammt komisch?«
    »Entschuldigen Sie. Ich bringe es immer wieder fertig, im falschen Moment zu lachen. Aber ich stellte mir gerade vor, wie wir zusammen die Straße entlangtorkelten, und ich wußte, daß wir längst, ehe wir den Laden erreicht hätten, zusammenbrechen würden. Ich bin zwar ziemlich kräftig, aber Sie sind ja der reinste Riese.«
    Er lächelte unwillig, und sie half ihm behutsam, den verletzten Fuß auf das Bett zu legen.
    Zögernd fragte er: »Sie haben wohl nicht zufällig ein paar Schmerztabletten da?«
    Sie schämte sich, daß sie nicht selbst darauf gekommen war, ihn zu fragen, ob er eine Tablette haben wollte; doch sie betrachtete selbst das leichteste Mittel als tödliches Gift und hatte sich deshalb nur eine kleine Hausapotheke für Notfälle angelegt, weil Kay darauf bestanden hatte. Nun, dies war entschieden ein Notfall, und sie lief hinaus, um das Medikament zu holen. Sie war entsetzt, als er gleich vier Tabletten auf einmal schluckte und obenhin sagte: »Das wird mich nicht umbringen. Ich hatte mal einen Bekannten, der hat gleich sechs Aspirin gegen seinen Kater geschluckt und am nächsten Tag noch ganz passabel Golf gespielt.«
    »Nun, sie müssen es ja wissen, aber ich bringe Ihnen auf jeden Fall noch eine Tasse Tee.«
    Er schnitt eine Grimasse bei der Vorstellung und sagte in entschuldigendem Ton: »Kaffee haben Sie wohl nicht zufällig da? Ich bin eine entsetzliche Nervensäge, wie?«
    »Aber nein, ich mache Ihnen gern einen Kaffee, aber mit Milch statt Wasser.«
    Wieder die hastig unterdrückte Grimasse, dann meinte er mit einiger Verlegenheit: »Nehmen Sie doch einfach Pulverkaffee. Schwarz, ohne Milch.«
    Wahnsinn dachte sie. Milch hätte ihm gutgetan nach den vielen Tabletten. Der Mann befand sich offensichtlich in einem bedrohlichen Zustand. Sie spielte mit dem Gedanken, ihn zu täuschen und sich trotzdem auf den Weg zum Laden zu machen, ehe er sie aufhalten konnte, doch dann sagte sie sich, daß er gewiß versuchen würde, ihr zu folgen. Statt dessen befolgte sie also seine Anweisungen und kochte eine Tasse Pulverkaffee, den sie ihm ohne Milch brachte. Sie wartete, bis er ausgetrunken hatte, und packte ihn dann ins Bett wie eine Mutter ihr Kind, wobei sie sorgsam darauf achtete, seinen verletzten Knöchel zu schonen.
    »So, versuchen Sie jetzt zu schlafen«, sagte sie mütterlich. »Und wenn Sie etwas brauchen, mein Zimmer ist gleich nebenan. Ich habe einen leichten Schlaf.«
    Erst als sie sich wohlig in ihrem Bett ausstreckte, wurde ihr klar, daß sie im Begriff war, die Nacht allein mit einem fremden Mann zu verbringen. Was Mutter wohl dazu gesagt hätte? Sie unterdrückte ein Kichern, als sie die Bettdecke heraufzog und zu schlafen versuchte.
    Gegen Morgen mußte sie doch noch eingenickt sein, denn graues Winterlicht schimmerte zaghaft durch die Vorhänge, als sie erwachte und sich an die Ereignisse der vergangenen Nacht erinnerte und an den Mann, der im Nebenzimmer schlief. Hatte sie vielleicht alles nur geträumt? Pirate schlummerte friedlich, doch ihm war der Mann ja nicht fremd. Sie stand auf, schlüpfte in ihren häßlichen

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