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Zärtliche Wildnis

Zärtliche Wildnis

Titel: Zärtliche Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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dem schwarzen Kaffee reichte. »Sie werden schon nicht allzusehr durchgeschüttelt werden. Ich fahre gut.«
    Er lächelte über die schlichte Arroganz dieser Behauptung und bemerkte: »Wie alle Frauen.« Sogleich war ihre Schüchternheit wie weggeblasen.
    »Ganz und gar nicht — das ist eine Bemerkung, die Männer immer machen, wenn sie eine Frau am Steuer sehen. Aber ich bin zufällig die einzige, die diesen Wagen überhaupt gefahren hat, und wenn man viel in der Stadt fahren muß, wird man zur Vorsicht erzogen. Mutter wurde krank, kurz nachdem sie ihn gekauft hatte, und sie hat ihn nie gefahren.«
    Es war das erste Mal, daß sie etwas von ihrer Vergangenheit erwähnte, und er verspürte ein Aufflackern von Neugier. Er erinnerte sich jetzt, gehört zu haben, daß das Mädchen vor kurzem erst seine Mutter verloren hatte, und sagte sich, daß die verstorbene Mrs. Mortimer recht vermögend gewesen sein mußte, um sich einen Wagen leisten zu können. Wahrscheinlich hatte sie von einer Rente gelebt, ihre Tochter ganz in Anspruch genommen, solange sie krank gewesen war, und sie dann in Armut zurückgelassen.
    Der Gedanke an Liz’ Bedürftigkeit machte ihm zu schaffen.
    Sollte er sich erbieten, für den Anruf nach Southville zu bezahlen? Die Vorstellung, daß sie sich für ihn in Unkosten stürzte, behagte ihm gar nicht. Und dann kam ja auch noch das Benzin dazu. Er beschloß, das Thema vorsichtig zur Sprache zu bringen, ging aber dabei recht plump vor. Sogleich wurde sie hochmütig.
    »Der Anruf hat genau fünf Cents gekostet, und ich bin daran gewöhnt, das Benzin für meinen Wagen selbst zu zahlen.« Dann, mit einem Funken Schalkhaftigkeit: »Wenn Ihr Gewissen Sie plagt, können Sie ja fünf Cents unter Ihre Untertasse legen. Aber Trinkgeld nehme ich nicht, denken Sie daran.«
    Er kam sich töricht vor. Was für ein überraschendes kleines Ding sie doch war, ein schüchternes, junges Mädchen und dann wieder eine gewandte, selbstsichere Frau mit Sinn für Humor. Er kam sich recht albern vor, als er das Fünf-Cent-Stück unter die Untertasse schob. Dann trafen sich ihre Augen, und sie lachten beide. Wenn sich die Leute aus dem Tal das nächste Mal über >unsere Liz< unterhielten, würde er die Ohren spitzen; bisher hatten ihn diese Gespräche nur gelangweilt, und er hatte stets schleunigst das Thema gewechselt; doch er hatte sie sich ja auch als Frau unbestimmten Alters vorgestellt, die auf einen Junggesellen von dreißig Jahren nicht die geringste Anziehungskraft ausüben konnte. Er mußte sich eingestehen, daß er sich in dieser Beziehung gründlich geirrt hatte, und eine ärgerliche Ahnung stieg in ihm auf, daß er ab und zu dazu neigte, sich ein vorschnelles Urteil zu bilden und in seiner Bewertung anderer etwas überheblich zu sein.
    Pirate mußte zurückbleiben, da sein Platz belegt war. Sogleich brach er in jämmerliches Gewimmer aus, womit er sonst Liz’ Herz zu erweichen pflegte. Diesmal schenkte sie ihm jedoch keine Beachtung. Es kostete sie schon Anstrengung genug, einen Meter achtzig hilfloser Männlichkeit zum Auto hinauszubugsieren, da konnte sie sich nicht noch von dem herzzerreißenden Winseln des Hundes ablenken lassen. Natürlich litt Andrew Qualen auf dem Weg zum Auto, aber ebenso natürlich biß er die Zähne zusammen und versicherte Liz, daß ihm gar nichts weh täte — »nur ein bißchen steif bin ich« — , und sie, die ein bißchen verärgert darüber war, daß er unbedingt den tapferen Helden spielen wollte, zuckte nur die Achseln, als sie sich hinter das Steuer setzte.
    »Warum müssen Männer nur immer so heldenhaft sein?« murmelte sie; doch er hörte sie und lachte.
    »Wäre es Ihnen lieber, wenn ich in Tränen ausbrechen würde? Ich bin Ihnen doch wirklich schon genug zur Last gefallen, da fehlte das gerade noch.«
    »Ich finde es immer dumm, wenn man meint, man dürfe es sich nicht anmerken lassen, daß man Schmerzen hat«, gab sie zurück. »Außerdem macht das alles nur schlimmer.«
    Damit fuhr sie sehr behutsam an, während vom Haus her Pirates jämmerliches Jaulen zu hören war.
    Ja, Andrew mußte zugeben, daß sie gut fuhr. Sie war ein Wesen, das nur aus Widersprüchen zu bestehen schien, zaghaft wie ein Mäuschen zu Anfang, doch sehr schnell imstande, ihre Selbstsicherheit zu finden und ihm Paroli zu bieten. Es beeindruckte ihn, wie freundschaftlich und unbefangen sie mit den Leuten aus dem Tal verkehrte. Er hatte sie gebeten, am Laden zu halten, weil er seinem Freund Adam Wilcox

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