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Zärtlicher Eroberer

Zärtlicher Eroberer

Titel: Zärtlicher Eroberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BRONWYN SCOTT
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prüfend in die Augen.
    „Ich glaube schon. Es ist schwer zu sagen“, meinte Philippa langsam. „Sie habe ich im grünen Zimmer untergebracht, und für den Jungen richtete ich den Kinderflügel her.“ Jetzt, wo Valerian da war, wusste sie plötzlich nicht mehr genau, was sie sagen sollte.
    Er machte ein verwirrtes Gesicht. „Ein Junge? Ein Mädchen? Haben sie auch Namen?“
    „Sie sagt, sie wären aus Negush, und du würdest ihren Vater kennen.“ Philippa versuchte, sich an den Namen zu erinnern. Das Mädchen hatte ihn ganz sicher erwähnt. „Stefanov. Dimitris, ja, so hieß der Mann. Dimitris Stefanov.“
    „Mein Gott, sie sind hier?“ Valerian machte einen unschlüssigen Eindruck. Philippa konnte nicht sagen, ob vor ehrlicher Überraschung oder vor Furcht.
    Und dann ertönte von der Treppe her eine junge, überglückliche Stimme. „Valerian, wir sind da! Gott sei Dank, wir haben dich gefunden!“
    Er sah über Philippas Schulter hinweg, und seine Hände packten ihre Schultern noch fester. Seine Augen begannen vor Rührung zu schimmern. „Lilya! Konstantin! Ihr seid in Sicherheit! Dem Himmel sei Dank.“
    Er ging heftig schluckend an Philippa vorbei und breitete die Arme aus. Der Junge und das Mädchen rannten die Treppe hinunter und warfen sich in seine Arme.
    Philippa verfolgte die tränenreiche Wiedervereinigung. Selten hatte sie Valerian so tief ergriffen gesehen, und bei diesem Anblick stiegen ihr selbst die Tränen in die Augen. Er hielt die beiden fest umschlungen, dann aber trat Lilya einen Schritt zurück, und Valerian kniete sich vor den Jungen, um auf gleicher Augenhöhe mit ihm zu sein. Liebevoll legte er ihm die Hände auf die Schultern und sprach mit ihm in der Sprache, die Philippa schon im Empfangssalon gehört hatte.
    Es bestand kein Zweifel, die Tränen auf Valerians Wangen waren nichts anderes als reine Freudentränen, während er mit dem Jungen sprach. Als sie die beiden so zusammen sah, beschlich Philippa das Gefühl, Zeugin der Wiedervereinigung eines Vaters mit seinem Sohn zu sein.

16. KAPITEL
    Valerian erhob sich, legte die Arme um die Besucher und sah Philippa und Beldon an. „Ich freue mich, euch Beldon Stratten, Lord Pendennys, und Philippa Lytton, Dowager Duchess of Cambourne, vorstellen zu dürfen.“
    Anerkennend verfolgte er, wie Lilya artig knickste und Konstantin sich leicht verneigte. Es war unglaublich, dass sie hier waren. Auch wenn Lilya noch so findig sein mochte, so musste die Reise doch sehr beschwerlich gewesen sein. Für ein junges Mädchen und einen kleinen Jungen ohne Begleitung war dies beinahe unvorstellbar. Sie hatten gewiss nicht die Mittel gehabt, um bequem in einer privaten Kutsche reisen oder in einem besseren Gasthof übernachten zu können. Erst jetzt fiel ihm auf, wie schmal Lilya war, obwohl das ihrer zarten Schönheit keinen Abbruch tat. Nun, das spielte alles keine Rolle. Jetzt waren sie da, und von nun an würde er sich um die beiden kümmern.
    Valerian musste sich zügeln, damit seine Pläne nicht mit ihm durchgingen. Vielleicht sollte er erst einmal das gegenseitige Vorstellen zu Ende bringen. „Philippa, Beldon, das sind Miss Lilya Stefanov und ihr Bruder Konstantin. Die beiden sind meine Mündel. Ihr Vater war einer meiner engsten Freunde während meiner Zeit auf dem Balkan.“ Ihm war klar, dass er über das ganze Gesicht strahlte, aber es war einfach zu überwältigend, zu wissen, dass sie nach Jahren der Trennung wieder bei ihm waren.
    Er beobachtete Beldons und Philippas Reaktionen. Beldon verfügte normalerweise über ausgezeichnete Manieren, aber nun wirkte er etwas sprachlos, als er Lilya begrüßte. Philippas Reaktion war schwerer einzuschätzen. Sie schien – erleichtert? Schockiert? Doch dann trafen sich ihre Blicke, und sie schenkte ihm ein warmherziges Lächeln. Was immer sie bedrückt haben mochte, musste warten, bis sie allein waren. Nun galt es, Fragen zu beantworten und zu erzählen.
    Beldon hatte bereits damit begonnen. „Wie kommt es, dass Valerian Ihr Vormund ist?“, fragte er Lilya.
    Lilya sah Valerian Rat suchend an, und er hatte ein schlechtes Gewissen, weil er das noch nie erwähnt hatte.„Ich bin ihr Vormund in Abwesenheit ihrer zahlreichen Tanten und Onkel“, erklärte er und verschwieg die Angst, die Dimitris dazu veranlasst hatte, die Kinder seiner Obhut anzuvertrauen. Dimitris hatte befürchtet, dass die Türken seine ganze Familie auslöschen würden und die Kinder dann als Waisen zurückblieben, falls sie

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