Zärtlicher Nachtwind - Kleypas, L: Zärtlicher Nachtwind - Tempt me at Twilight
Renovierungen vermerkt waren.
Zwei in Leder gebundene Bücher standen abseits von den anderen auf dem Regal. Ein rotes und ein schwarzes.
»Was hat es mit diesen Büchern auf sich?«, wollte Poppy wissen.
Die Männer tauschten einen ratlosen Blick, und Mr Lufton antwortete vorsichtig: »In manchen sehr seltenen Fällen, wenn sich ein Gast als … nun … höchst schwierig erwiesen hat …«
»Unerträglich«, warf Mr Myles ein.
»Müssen wir ihn in das schwarze Buch eintragen … und das bedeutet, dass er nicht mehr … unbedingt willkommen ist …«
»Unerwünscht, Mr Lufton, unerwünscht.«
» …und wir ihn leider nicht mehr aufnehmen dürfen.«
» Nie mehr «, bekräftigte Mr Myles mit Nachdruck.
Poppy nickte belustigt. »Ich verstehe. Und wozu ist das rote Buch da?«
Mr Lufton ergriff wieder das Wort. »Das ist bestimmten Gästen gewidmet, die ein wenig anspruchsvoller sind als andere.«
»Problemgästen«, stellte Mr Myles klar.
»Gästen, die besondere Wünsche haben«, fuhr Mr Lufton fort, »deren Zimmer zu bestimmten Zeiten gereinigt werden müssen, die darauf bestehen, ihre Haustiere mitzubringen, solche Dinge. Wir weisen sie nicht ab, aber wir notieren uns ihre Besonderheiten.«
»Ach ja?« Poppy nahm das rote Buch und warf der Haushälterin einen verschmitzten Blick zu. »Es würde mich nicht wundern, wenn die Hathaways hier auftauchen würden.«
Ihre Bemerkung wurde mit Schweigen quittiert.
Beim Anblick der versteinerten Gesichter musste Poppy lachen. »Ich wusste es. Wo ist meine Familie erwähnt?« Sie schlug das Buch auf und überflog wahllos einige Seiten.
Die beiden Männer waren sichtlich erschüttert und traten unruhig von einem Bein auf das andere, als warteten sie verzweifelt auf eine Gelegenheit, Poppy das Buch zu entreißen. »Mrs Rutledge, bitte, Sie dürfen nicht …«
»Ich bin sicher, dass Sie nicht darin vorkommen«, meinte Mr Myles besorgt.
»Wir kommen darin vor«, konterte Poppy mit einem Grinsen. »Wahrscheinlich hat man sogar ein eigenes Kapitel für uns angelegt.«
»Ja, ich meine, nein … Mrs Rutledge, ich flehe Sie an …«
»Schon gut«, lenkte Poppy ein und reichte ihm das rote Buch. Die Männer seufzten erleichtert auf. »Dennoch«, sagte sie, »werde ich mir dieses Buch einmal ausleihen. Ich bin sicher, es eignet sich hervorragend zur Lektüre.«
»Wenn es Ihnen nichts ausmacht, Mrs Rutledge, gönnen wir den armen Herren eine kleine Verschnaufpause«, wandte sich die Haushälterin mit einem Augenzwinkern an Poppy, »und widmen uns den zahlreichen Mitarbeitern, die sich inzwischen draußen vor der Tür versammelt haben, um Sie zu begrüßen.«
»Wunderbar!« Poppy folgte Mrs Pennywhistle in die Empfangshalle, wo sie den Hausmädchen, Etagenbutlern, Hausdienern und dem Wartungspersonal vorgestellt wurde. Sie wiederholte jeden Namen, um sich so viele wie möglich zu merken, und erkundigte sich bei jedem Einzelnen über seine Aufgaben und Tätigkeiten. Die Angestellten beantworteten eifrig alle Fragen und gaben bereitwillig Auskunft, aus welchen Teilen Englands sie stammten und wie lange sie schon im Rutledge Hotel angestellt waren.
Poppy wurde bewusst, dass sie sich trotz ihrer zahlreichen Aufenthalte im Hotel niemals Gedanken über die Angestellten gemacht hatte. Ohne Gesicht und Namen bewegten sie sich stets im Hintergrund, unauffällig und mit nachhaltiger Effizienz. Jetzt fühlte sie sich auf Anhieb mit ihnen verbunden. Sie gehörte zum Hotel, genauso wie die Menschen, die hier arbeiteten … sie lebten alle gemeinsam im Einflussbereich von Harry Rutledge.
Nach der ersten gemeinsamen Woche mit Harry war Poppy klar, dass sich ihr Ehemann ein Tagespensum zumutete, das für einen normalen Menschen tödlich gewesen wäre. Die einzige Zeit des Tages, zu der sie ihn sicher antraf, war morgens beim Frühstück. Den Rest des Tages war er beschäftigt, das Abendessen ließ er häufig ausfallen, und er ging selten vor Mitternacht schlafen.
Harry befasste sich am liebsten mit zwei oder mehr Dingen gleichzeitig, erstellte Listen und Pläne, vereinbarte Termine, schlichtete Streitigkeiten und tat anderen einen Gefallen. Ständig trat jemand mit der Bitte an ihn heran, seinen brillanten Geist auf dies oder jenes Problem anzuwenden. Rund um die Uhr empfing er Besuche, und es schien, als könnte keine Viertelstunde vergehen, ohne dass jemand, für gewöhnlich Jake Valentine, an die Tür seines Apartments klopfte.
Wenn Harry nicht mit seinen anderweitigen
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