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Zärtlicher Sturm

Zärtlicher Sturm

Titel: Zärtlicher Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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treffen«, erklärte er. »Ich wußte gar nicht, daß er kommt.«
    »Und jetzt willst du ihn überraschen – mit mir?«
    »Du magst keine Überraschungen?«
    Was hätte sie tun können, wenn er derart zu Streichen aufgelegt war? Er mußte einen angenehmen Tag mit seinem Freund, den er so unerwartet wiedergetroffen hatte, verbracht haben, und vielleicht hatte er auch ein Glas zuviel getrunken.
    »Ich gehe jetzt und mache mich fertig, Lucas.«
    »Braves Mädchen.« Er kniff sie liebevoll in die Wange. »Du kannst das Haus ganz für dich haben, wenn du in der Küche baden willst, um Zeit zu sparen. Ich wasche mich in der Scheune.«
    »Und du kommst auch nicht rein, ehe ich dich rufe?«
    »Versprechen kann ich dir nichts, meine Schöne.«
    Er lachte, und sie sah ihm nach, als er davonschlenderte. Warum beharrte er darauf, sie ›meine Schöne‹ zu nennen, obwohl er wußte, daß sie das nicht leiden konnte? Und wie konnte sie ihm auf die Dauer böse sein, wenn er ein so liebenswürdiger Stromer war?

22

    Das Palace Hotel war eine freudige Überraschung, ganz anders, als sie es sich vorgestellt hatte. Es war ein schmales Gebäude, das nur drei Stockwerke hoch war, und das oberste Stockwerk war eine einzige riesige Suite, die ganz Samuel Newcomb gehörte. Doch hinter der schlichten Holzfassade verbarg sich Luxus. Zwischen den Kronleuchtern und den Kristallglaslampen auf sämtlichen Tischen im Raum fühlte sie sich ganz wie zu Hause. Natürlich wäre ein feines Restaurant in New York nie so leer gewesen, und sie hätte auch kein so schlichtes Kleid getragen wie das, von dem sie geglaubt hatte, es sei elegant genug für den Anlaß.
    Es saß nur noch ein anderes Paar im Saal, und es war auch nur ein Kellner da, um sie zu bedienen. Sie beobachtete Lucas verstohlen, während sie dasaßen und Emerys Eintreffen erwarteten.
    Sie hatte mit keinem Wort die Päckchen erwähnt, die er aus der Stadt mitgebracht hatte. Die schlichten Kattunkleider waren offensichtlich für ihre Arbeit gedacht, und vermutlich waren die Männerhosen und die Baumwollhemden zum Reiten da. Diese Kleidungsstücke sagten ihr, daß sie, wenn es nach ihm ging, nicht allzu schnell abreisen würde.
    Während sie auf Emery warteten, beobachtete auch Lucas seinerseits Sharisse. Sie raubte ihm den Atem. Er hatte ihr gesagt, sie solle sich feinmachen, und er hatte sich darunter modischen Schnickschnack vorgestellt. Doch sie verkörperte die reinste Eleganz, ganz in rotem und schwarzem Damast. Der Rock hatte drei Volants aus französischer Spitze, die so aufgesetzt waren, daß der glänzende schwarze Satin darunter zu sehen war. Das Kleid betonte ihr üppiges, welliges kupferfarbenes Haar. Sie sah fantastisch aus. Aber schließlich gefiel sie ihm immer. Er schüttelte den Kopf. Wenn er nur nicht dahintergekommen wäre, was für eine kleine Lügnerin sie war.
    Er wußte immer noch nicht, was er davon halten sollte. Verdammt noch mal, sie konnte ebensogut Geschichten erfinden wie er. Und er war genauso leichtgläubig gewesen wie sie und hatte ihr jedes Wort geglaubt. Er war nie auf den Gedanken gekommen, sie könnte wirklich noch eine Jungfrau sein. Eine Jungfrau! Er hätte es wissen müssen. Genauso hatte sie sich schließlich auch benommen.
    Dieser Umstand begeisterte und erboste ihn. In der Nacht nach dieser gewaltigen Überraschung hatte er kein Auge zugemacht, soviel stand fest. Er hatte Stunden über Stunden mit dem Versuch zugebracht, dahinterzukommen, welche Motive sie haben konnte, sich als Witwe auszugeben, wenn doch die schlichte Wahrheit weitaus ansprechender gewesen wäre. Er konnte sich keinen Reim darauf machen.
    Am nächsten Morgen war es ihr gelungen, die Beweise ihrer gerade erst verlorenen Jungfräulichkeit zu vertuschen. Das kleine Unschuldslamm glaubte wahrhaftig, der Schwindel sei nicht aufgeflogen, und sie hatte auch vor, es dabei zu belassen. Aber warum bloß? Und wie mochte ihre wahre Geschichte aussehen? Lief sie vor jemandem davon? Vor dem Gesetz? Hatte sie wirklich nicht die leiseste Absicht, ihn zu heiraten? Oder war auch das gelogen? Seine Neugier verzehrte ihn.
    Diese fantastischen Amethystaugen wandten sich ihm zu, und sie lächelte ihn schüchtern an. Zum Teufel, es gab keinen Grund, aus dem er sie nicht so lange halten konnte, bis er sie nicht mehr gebrauchen konnte. Fünf Minuten später kam Emery, aber er war nicht allein. Lucas stöhnte beim Anblick der Newcombs. Er konnte es sich nicht erklären. Emery hatte ihm gesagt, daß Sam

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