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Zahltag

Zahltag

Titel: Zahltag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Schauer
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doch er wurde von Thomas zurückgehalten.
    „Bleib sitzen. Erst sagst du ihm die Wahrheit.“
    Alexander blieb im Türrahmen stehen.
    „Papa, sag mir endlich die Wahrheit. Was hast du getan?“
    Wolfgang stand auf, bewegte sich aber nicht. „Es hat nichts mit dir zu tun, das musst du dir merken, Alexander. Wir wollten immer nur das Beste.“
    „Sag es mir.“
    „Du hast das Herz von Thomas Tochter Anna.“
    „Was?“ Ungläubig starrte Alexander Thomas an. „Warum hast du mir das nie gesagt?“
    „Wolfgang, erzähl i hm alles.“
    „Ich bin damals mit dir nach Moldawien gefahren . Dort hat die Transplantation stattgefunden. Anna wurde entführt und getötet, damit du ihr Herz bekommst.“
    „Was? Das glaub ich nicht !“ Alexander stürmte auf seinen Vater zu. Er stürzte sich auf ihn und schlug wild auf ihn ein.
    Wolfgang ließ es über sich ergehen. Alexander weinte und hämmerte auf die Brust von Wolfgang ein , doch nach ein paar Sekunden ließ er ab von ihm. Wolfgang umarmte seinen Sohn. Auch ihm liefen Tränen herunter.
    „Wieso hast du das getan? Wieso?“
    Thomas sah den beiden zu. Er wusste nicht so recht, wie es weitergehen sollte. Jahrelang hatte er sich diesen Moment herbeigesehnt und nun wusste er nicht mehr, ob es richtig war. Dann klingelte es an der Türe. Alle drei schraken zusammen.
    „Wer ist das?“ Thomas sah Wolfgang fragend an.
    „Keine Ahnung. Woher soll ich das wissen?“
    „Seien Sie still. Wir warten einfach ab.“
    Doch es klingelte nun Sturm.
    „Wolfgang , machen Sie auf, sofort.“
    „Und was soll ich sagen?“
    „Gehen Sie einfach. Es kann nicht die Polizei sein, wenn Sie sie nicht gerufen haben.“
    Wolfgang schlich zur Tür und öffnete. Er war überrascht. Sehr sogar.
     
    Thomas und Alexander hörten nichts. Es wurde nicht gesprochen, doch sie hörten Schritte näher kommen. Dann stockte Thomas der Atem — er sah in das Gesicht von Anna. Ihm wurde schwindelig. Er sah nichts mehr. Als er wieder zu sich kam, saß er auf dem Boden. Vor ihm kniete Alexander und hinter ihm stand Mila mit dem Mädchen. Jetzt sah er, dass es nicht Anna war. Sie war ihr wie aus dem Gesicht geschnitten, doch sie war es nicht. Er sah Mila erschöpft an. Niemand sagte etwas. Dann musste Thomas weinen. Er konnte nicht anders. Zu viel hatte sich in den Jahren angestaut, alles musste hier und heute heraus. Was hatte er nur angerichtet? Wie hatte es so ausarten können?
    Wolfgang war verschwunden. Niemand sah ihn. Alexander versuchte Thomas zu beruhigen. Doch erst die Worte von Mila halfen ihm.
    „Sie heißt Anuschka. Sie ist deine Tochter.“
    Thomas sah Mila tief in die Augen und sagte: „Es tut mir leid, was ich dir angetan habe.“
    Wolfgang kam mit einer Flasche Whiskey zurück und reichte Thomas ein Glas. Dieser hielt immer noch die Waffe in seiner Hand. „Setzen wir uns zusammen. Wir müssen überlegen, wie es weitergehen soll.“
    Thomas hatte nichts mehr unter Kontrolle. Die Ankunft von Mila änderte einfach alles.
    Gemeinsam saßen sie am Küchentisch: Alexander, Thomas, Wolfgang und Mila. Auf Milas Schoß saß Anuschka.
    Wolfgang fing das Gespräch an : „Es tut mir leid, was passiert ist. Ich hätte nicht so handeln dürfen. Ich habe nur an uns gedacht. Ich habe nicht geahnt, dass ein Kind dafür getötet werden würde.“
    Thomas nickte. Er war nicht mehr imstand etwas zu unternehmen.
    „Wie geht es nun weiter?", fragte Alexander und sah Thomas an, nicht seinen Vater.
    „Du gehst zurück zu deinem Vater. Ich gebe auf. Es tut mir schrecklich leid, dass du das miterleben musstest.“
    „Nein, nein, nein. Ihr seid doch alle verrückt geworden. Ich kann so nicht weiterleben. Ich trage das Herz einer Ermordeten in mir. Ich wurde entführt. Mein Vater ist ein Mörder und meine Mutter ist tot. Wie soll ich einfach so weiterleben? Was soll aus mir werden?“ Alexander war verzweifelt, panisch. Er schrie seine Wut heraus. „Ihr habt mit mir gespielt. Seit zehn Jahren. Ich hasse euch alle.“
    Alle waren aufgestanden. Thomas hatte die Waffe abgelegt. Mit einer Handbewegung schnappte Alexander sie sich und rannte aus dem Zimmer.
    „Alexander ! Warte!“ Wolfgang schrie seinem Sohn hinterher und am Türrahmen drehte sich Alexander dann um.
    A lle waren wie versteinert, als sie Alexander mit der Waffe sahen. Er hielt sie sich direkt an die Schläfe. Tausend Gedanken kreisten in Wolfgangs Kopf herum. Er musste Ruhe bewahren, tief durchatmen. Das durfte einfach nicht passieren, nicht nach

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