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Zahltag

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Titel: Zahltag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Schauer
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waren es die falschen Spiele, doch alles war besser als diese Langeweile. Seit fast drei Wochen war Thomas bereits weg. Ja, er hatte gesagt, dass es diesmal etwas dauern könnte, doch Alexander hoffte, dass er bald zurückkäme. Er hatte hier alles, was er brauchte. Er müsste sich also eigentlich keine Sorgen machen. Seit einem Jahr war er nun schon hier. Er hatte nichts mehr von seinen Eltern gehört. Manchmal dachte er an sie. Doch er versuchte, sein altes Leben zu verdrängen. Thomas war ein guter Kerl, kein Psychopath. Er hatte seine Gründe das zu tun. Gute Gründe, wie Thomas immer wieder betonte. Thomas war etwas jünger als sein Vater. Er war nicht spießig, sondern verstand es Spaß zu haben. Er hatte nichts gegen seine Frisur oder seine Klamotten einzuwenden. Er brachte ihm sogar Färbemittel mit. Zwar konnte sich Alexander sowieso nur in zwei Zimmern aufhalten, doch seine Haare waren ihm heilig. Am Anfang war es schwer gewesen. Alexander hatte panische Angst gehabt, dass er einem Wahnsinnigen in die Arme gelaufen war. Es gab viele perverse Typen, die allerhand mit ihm hätten anstellen können. Doch Thomas hatte einen ganz anderen Plan: Alexanders Vater hatte ihn vor Jahren zerstört, ihn und seine kleine Familie. Er hatte sie achtlos, ohne darüber nachzudenken, kaputtgemacht. Er wusste dies wahrscheinlich nicht einmal. Das war typisch. Reiche Menschen denken nicht über ihre Taten nach, sie überlegen nicht, nein, sie nehmen sich einfach alles, führen Unternehmen, stellen Leute ein, um sie dann wieder zu entlassen, essen Kaviar und tragen Pelz. Ihnen sind andere Menschen egal. Es zählen nur sie und ihresgleichen. Thomas wollte sich an Alexanders Vater rächen. Er wollte ihn nicht töten oder so, nein, er wollte ihm nur eine Lehre erteilen. Anfangs fand Alexander das noch beängstigend. Er dachte an seine labile Mutter. Ob die es verkraften würde, dass er weg war? Doch nach einigen Monaten gewöhnte er sich daran. Er hätte sowieso keine andere Wahl gehabt. Die ersten sechs Monate war er an den Händen gefesselt. Er wurde zwar nicht geschlagen, doch diese Zeit war sehr hart. Thomas sagte, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis er die Wahrheit erfuhr. Alexander dachte nach. Was, wenn Thomas nicht mehr zurückkäme? Ohne ihn wäre er vollkommen verloren. Er wüsste nicht, was er ohne ihn machen würde. Auch wenn er ihn freiließe, wüsste er nichts mit seinem Leben anzufangen. Und wieder kam er zu dem Entschluss, dass sein Vater an allem schuld war. Er hatte das heraufbeschworen. Er nahm sich immer was er wollte, das war so typisch. Sein Vater war ein blinder, reicher Mann. Er war reich geboren und musste eigentlich nur zum Spaß arbeiten. Doch er verdiente auch mit seinen Immobilien sehr gut. Es gab so vieles, was sein Vater nicht wusste. Er dachte, Alexander wusste nichts von der Affäre, doch er wusste es schon längst. Er hatte etwas mit einer jungen Studentin. Sie sah aus, als wäre sie nur ein paar Jahre älter als er. Er war damals so sehr betroffen, dass er sich komplett von seiner Familie abspaltete. Seine Mutter war eigentlich immer liebevoll gewesen, doch sie wünschte sich ein zweites Kind, seit er denken konnte. Sie dachte wohl, damit könnte sie seinen Vater wieder zurückgewinnen. Doch den Kampf um ihren Mann hatte sie schon Jahre zuvor verloren. Alexander konnte sich an glückliche Urlaube erinnern, an seine Eltern, die sich küssten. Doch diese Erinnerung war getrübt und lag lange zurück. Diese Welt gab es nicht mehr. Heute gab es nur noch Thomas und ihn. Auch wenn er es sich nicht eingestand, vermisste er seine Eltern. Den Geruch, ihre Stimmen ... Doch er wusste auch, dass er nicht mehr zurückkonnte. Aber wusste das auch Thomas? Thomas, der so nett schien, der aber nur an seine Rache dachte. Er hatte sich selbst schon lange vergessen, lebte nur für die Vergeltung. Doch was würde dann mit Alexander passieren? Würde er ihn einfach fallen lassen? Ihn alleine zurück in eine Welt schicken, die es für ihn nicht mehr gab? Alexander glaubte nicht mehr an Gerechtigkeit oder Liebe. Alles in ihm war zerstört. Er wollte endlich wissen, was sein Vater getan hatte.

Moldawien — Vor zwei Jahren
     
    Thomas war nervös. Er wartete seit dem Vormittag auf Mila, doch sie war noch nicht gekommen. Ihm kamen Zweifel. Sie war schon einmal abgehauen und untergetaucht. Würde sie nicht kommen, hätte er keinen Anhaltspunkt. Die letzte Woche hatte er damit verbracht, Recherchen über

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