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Zahltag

Zahltag

Titel: Zahltag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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kleinreden mit der Behauptung,
der Druck durch die Regierung hätte gefruchtet und Steuerzahler wie Langoussis
wollten zur Rettung Griechenlands beitragen. Doch [239]  die auf dem Syntagma-Platz
versammelte Menschenmenge ist da anderer Meinung.
    »Hören Sie das?«, fragt mich der uniformierte Kollege.
    »Ja, zum Glück muss ich nicht über den Syntagma-Platz fahren. Ich
habe meinen Wagen auf dem Parkplatz in der Kriesotou-Straße gelassen.«
    »Und wo müssen Sie hin, wenn ich fragen darf?«
    »Zum Bürgerschutzministerium in der Katechaki-Straße.«
    »Dann sollten Sie den Kolonaki-Platz meiden. Dort ist der Teufel
los. Fahren Sie lieber die Pindarou bis zur Anagnostopoulou, dann kommen Sie
beim Evangelismos-Krankenhaus heraus.«
    Ich folge dem Rat des Uniformierten und gelange problemlos zum
Bürgerschutzministerium. Gikas, Lambropoulos und Spyridakis warten bereits vor
dem Büro des Ministers. An Gikas’ Miene kann ich ablesen, dass er unter Strom
steht, die anderen beiden plaudern hingegen gelassen miteinander.
    Die Sekretärin verkündet das Offensichtliche. »Sie müssen sich etwas
gedulden, Herr Kommissar. Der Herr Minister ist in einer Besprechung.«
    Als sie uns eine halbe Stunde später hereinruft, finden wir unseren
Minister in Gesellschaft des Vizefinanzministers vor. Sie warten, bis wir Platz
genommen haben, bevor der Vizefinanzminister das Wort ergreift.
    »Können Sie mir erklären, wie eine solche Datenmenge aus der
Steuersoftware Taxis in die Hände des Mörders gelangen konnte?«, wendet er sich
an Spyridakis.
    Lambropoulos, der als Spezialist für Computerkriminalität über die
größte Erfahrung und Autorität auf diesem Gebiet verfügt, springt Spyridakis
bei.
    [240]  »Es gab im Amt für Steuerfahndung eine Lücke im
Sicherheitssystem, Herr Minister. Die haben wir geschlossen, doch leider haben
wir nach wie vor zwei Schwierigkeiten. Zum einen ist es, wie Sie auch
festgestellt haben, dem Mörder gelungen, eine Menge Daten zu entwenden. Zum
anderen können wir nicht garantieren, dass er sich nicht an anderer Stelle Zugang
zum System verschafft.«
    »Wieso können Sie ihn nicht eruieren, wenn Sie doch die undichte
Stelle gefunden haben?«, fragt der Minister.
    »Das werden wir schon tun, nur braucht das Zeit. In der Zwischenzeit
kann er uns aber weiterhin Schaden zufügen.«
    »Warum sperren Sie den Zugang zu Taxis nicht einfach?«, fragt der
Vizefinanzminister.
    »Gerne, wenn das Finanzministerium die Verantwortung dafür
übernimmt, dass in ganz Griechenland der Zahlungsverkehr mit den Finanzämtern
zusammenbricht«, antwortet Spyridakis.
    Der Vizefinanzminister hält den Mund, da ihm klar ist, dass das auf
keinen Fall passieren darf.
    »Wie steht es mit den Ermittlungen?«, fragt unser oberster Chef.
    Die Frage ist zwar an die Allgemeinheit gerichtet, doch ihre
Beantwortung fällt mir zu.
    »Ehrlich gesagt, Herr Minister, ist die Indizienlage spärlich«,
erwidere ich. »Wir tappen nach wie vor im Dunkeln. Mit Sicherheit wissen wir
nur, dass er sich Zugang zu Taxis verschafft hat. Darüber hinaus haben wir zwei
Augenzeugen gefunden, die ihn dabei beobachtet haben, wie er seine Opfer auf
das jeweilige archäologische Gelände transportiert hat. Doch wir wissen nichts
über sein Motiv, und wir [241]  wissen nicht, was er als Nächstes tun wird. Dazu
kommt, dass wir es mit jemandem zu tun haben, der seine Spuren perfekt
verwischt.«
    »Konnten ihn die Augenzeugen nicht beschreiben?«
    »Es war Nacht, und sie haben ihn nur von weitem gesehen.«
    »Die Ermittlungen sind ab sofort auf Eis gelegt«, verkündet der
Minister.
    Uns bleibt die Spucke weg, und wir starren ihn fassungslos an.
    »Entschuldigung, wie bitte?«, meint Gikas.
    »Ich habe mich doch deutlich genug ausgedrückt. Ab sofort sind die
Ermittlungen auf Eis gelegt.«
    »Wieso denn?«, entfährt es mir. Gleichzeitig wird mir klar, dass
Gikas’ schlimmste Befürchtungen sich wieder einmal bewahrheiten.
    »Wissen Sie, Herr Kommissar, was auf dem Syntagma-Platz los ist?«,
hält mir der Minister entgegen.
    »Ja, von dort komme ich gerade.«
    »Wenn Sie ihn jetzt festnehmen, haben wir einen neuen Volkshelden«,
erläutert er. »Ein frei herumlaufender Mörder ist besser als ein Volksheld im
Gefängnis.«
    »Aber was tun wir, wenn er wieder zuschlägt?«, fragt Gikas.
    »Wenn die Steuersünder aus Angst seinen Forderungen nachkommen, hat
er keinen Grund, weitere Morde zu begehen«, behauptet der Vizefinanzminister.
»Machen wir uns

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