Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Titel: Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Zahn
Vom Netzwerk:
es sei denn, dass es mir wegen des abgeflauten Besucheraufkommens gelang, eins der kleinen Fahrzeuge zu ergattern. Aber wie auch immer – Fahren oder Marschieren –, das Schiff würde noch eine Weile warten müssen. Statt mich nun nach rechts in Richtung der Ikarus zu wenden, bog ich nach links ab und ging zum Starr-Comm- Gebäude.
    Onkel Arthurs Empfangschef stellte mich erst einmal für ein paar Minuten in die Warteschlange, was an sich schon ein schlechtes Zeichen war. Es bedeutete nämlich, dass man ihn erst aufwecken musste, und wenn Onkel Arthur aus seinem Schönheitsschlaf gerissen wurde, war er nicht zu genießen. Wenn ich dann noch bedachte, welche Nachricht ich ihm zu überbringen hatte, würde das wahrscheinlich auf eines unserer weniger angenehmen Gespräche hinauslaufen.
    Als ich ihn dann zu sehen bekam, nachdem die Vid-Verbindung geschaltet worden war, stellte ich fest, dass ich die Lage völlig falsch eingeschätzt hatte. Onkel Arthur war nicht etwa mit einem Nachthemd und einem hastig übergeworfenen Morgenmantel bekleidet, und die Frisur war auch nicht so derangiert wie beim letzten Mal. Er machte vielmehr einen richtig gepflegten Eindruck, jedes Haar saß tadellos, und bekleidet war er mit einem gediegenen Outfit, das ich schon seit Jahren nicht mehr an ihm gesehen hatte.
    Was bedeutete, dass ich, statt ihn aus dem Bett zu holen, eine Sitzung mit Elementen unterbrochen hatte, die in der Hackordnung dieser trüben Gefilde, in denen er sich zeit seines Lebens herumgetrieben hatte, weiter oben standen als er. Ich versuchte mir darüber klarzuwerden, ob das nun besser oder schlechter war, als ihn zu wecken, aber mein heftig schmerzender Kopf war dieser Aufgabe nicht gewachsen.
    Und dann sah ich ihm ins Gesicht, und eine eisige Kälte ergriff mein Herz. Es war eine Trauermiene – der Blick eines Mannes, der von seinen Feinden in eine Ecke gedrängt worden war, aus der er nicht mehr herauskam, und dessen Trickkiste jetzt auch leer war. Der Blick eines Schachmeisters auf seinen König und einen Bauern – in der schmerzlichen Erkenntnis, dass dieser Bauer geopfert werden musste.
    »Jordan«, sagte er mit bemüht neutraler Stimme. »Wir hatten gerade über dich gesprochen. Wie ist die Lage?«
    »Ich halte die Stellung«, sagte ich. »Wie läuft’s bei Ihnen?«
    »Leider nicht besonders gut«, gestand er. »Wo bist du gerade?«
    »Mitten im Großen Fest auf Palmary«, sagte ich ihm. »Und ich hoffe, verdammt nochmal so schnell wie möglich wieder von hier wegzukommen.«
    »Ich nehme an, ihr hattet ein paar Probleme?«
    »Das können Sie laut sagen«, bestätigte ich missmutig. »Die Patth hatten mich erwischt und ihre Iykami-Handlanger ein kurzes Trommelsolo auf meinem Kopf spielen lassen. Meiner Mannschaft ist es zwar gelungen, mich rauszuhauen, aber zwei von ihnen haben auf dem Rückzug Plasma-Verbrennungen erlitten. Ich weiß zwar, dass Sie nur ungern vor Dritten mit mir in Verbindung gebracht werden, aber wir brauchen Hilfe. Und wir brauchen sie jetzt.«
    Sein Gesichtsausdruck wurde etwas neutraler – falls überhaupt. »Hast du schon ein Ziel angepeilt, wenn du von dort abreist?«
    »Eins der Besatzungsmitglieder hat auf Beyscrim einen Freund mit einer abgelegenen Berghütte, die er im Moment nicht benutzt«, sagte ich und spürte, dass die kalte Angst sich noch etwas verstärkte. Er hatte auf meine Bitte nach Verstärkung nicht reagiert; und bei der Erwähnung von Beyscrim hätte er nun eigentlich auf seinem Computer – der von der Kamera allerdings nicht erfasst wurde -eifrig in die Tasten hauen müssen, um Daten aufzurufen. Aber genau das tat er nicht. »Es soll ein fünftägiger Flug von hier aus sein. Also könnte ich mir vorstellen, dass der Planet sich im Aktionsradius von wenigstens ein paar Ihrer Leute befindet.«
    »Ja, das stimmt«, bestätigte er mit schwerer Stimme. »Jordan … es wird leider keine Unterstützung geben.«
    Ich starrte ihn an. »Dürfte ich auch fragen, wieso nicht?«
    »Kurz gesagt – weil die Erde eingeknickt ist«, sagte er mit plötzlich bitterer Stimme. »Vor nicht einmal einer Viertelstunde hat Genf eine formelle Verlautbarung herausgegeben, wonach keine öffentliche, private oder Regierungsorganisation oder Person mit einer staatsbürgerlichen Bindung an die Erde oder an eine mit der Erde verbündete Welt dem kriminellen, unter dem Namen Ikarus fliegenden Sternenschiff Informationen zukommen lassen respektive personelle, technische oder sonstige Hilfe

Weitere Kostenlose Bücher