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Zander, Judith

Zander, Judith

Titel: Zander, Judith Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: die wir heute saagten Dinnge
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bist Henry«, hat der
gesagt, und er wusste nicht, ob er ja sagen soll, weil das sich nicht so wie
eine Frage angehört hat.
    »Hast du mir was
mitgebracht?«, hat er sofort gefragt, damit er das nicht vergisst. Aber er
wusste, dass das falsch war, gleich danach hat er das gewusst und hat sich mit
der Hand auf den Mund gehauen, weil das so rausgerutscht war aus seinem Mund.
Aber der hat bloß »oh« gesagt, und bloß: »Nein, Henry. Tut mir leid.«
    »Macht nix«, hat er gesagt.
Als der gegrinst hat, hat er auch gegrinst.
    »Weißt du, wer ich bin?«
    Er hat genickt, weil sie ihm
das ja gesagt hatten, aber er wusste das schon wieder nicht mehr, er hat mit
dem Kopf geschüttelt. Und dann hat der ihm das gesagt, dass er so wie so was
wie sein Bruder ist, bloß nicht ganz richtig, nur so halb. »Ich wollte gern
dich kennenlernen«, hat er gesagt. Er hätte den gerne gefragt, warum er so
komisch spricht, aber er hat sich nicht getraut. Vielleicht kann der auch nicht
orntlich sprechen, vielleicht sagen sie zu dem auch immer, sprich doch ma
orntlich. Siehste. Er ist gar nicht der Einzigste.
    »Bist du hergekommen von ihr
jetzt oder was richtig von ihr?«, hat er gefragt.
    »Wie bitte?«, hat der gefragt,
wie Oma. Aber er meinte gar nicht Oma.
    »Na, von ihr meine Mutter hat
sie dich hergeschickt?«
    Da hat der mit dem Kopf
geschüttelt. »Nein. Sie ist...«
    »Kommt sie denn selber her,
ja, kommt sie hat sie gesagt dass sie herkommt dass sie mich besuchen kommt?«
    »Nein.« Der hat ihn angeguckt,
so richtig in die Augen rein. Dann hat er noch mal nein gesagt. »Ich glaub ...
sie kann nicht. Sie kann nicht kommen.« Und der hat auf einmal ausgesehen, als
wenn er auch traurig ist, dass seine Mutter nicht herkommen kann. Aber er war
gar nicht richtig traurig, weil er sich das ja schon gedacht hat, vorher. Dass
sie immer nicht kann. »Macht ja nix«, hat er gesagt.
    Und dann hat der sich so
hingebeugt, so ein bisschen zu ihm, und hat gesagt, dass sie das gar nicht weiß.
    Und er hat genickt, weil er
sich das auch schon gedacht hat. Dass sie das gar nicht weiß, dass er hier ist.
Und der hat das auch gesagt. Nein. So ähnlich. Der hat gesagt: »Also, sie weiß
nicht, dass ich bin hier.«
    »Bist du ganz heimlich hier,
und sie weiß das nich?«
    »Ja.«
    »Achso.« Achsoachso. Aber wenn
der ganz heimlich hier war, dann durfte er das auch keinem erzählen, dann war
das ein Geheimnis. Er wollte das aber gerne erzählen. Aber nicht Onkel Peter,
Onkel Peter soll das gar nicht wissen, und wenn Onkel Peter ihn fragt, war der
hier, dann sagt er, nö. Ha ha.
    »Henry, wie lange musst du
noch bleiben hier?«, hat der gefragt.
    Er hat mit den Schultern
gezuckt. »Drei Jahre.«
    »Das ist nicht mehr so lange,
du weißt.«
    »Oder zwei Jahre.«
    »Ist es sehr langweilig hier?«
    »Ja, ja ja, sehr langweilig,
ganz langweilig ist das hier, alle sind langweilig.«
    Da hat der gelacht, ein
bisschen, und er hat auch gelacht, ha ha, auch wenn da gar nichts zum Lachen
war.
    Der hat gesagt, wenn er hier
rauskommt, dann holt er ihn mal dahin. Wo er herkommt. Wo er wohnt, und dass
das ganz dicht am Meer ist, dass man das Meer da immer hören kann, jeden Tag
und jede Nacht, besonders in der Nacht. Er wollte erst sagen, dass er in der
Nacht das aber gar nicht hören kann, weil er da schläft, weil er das nicht mag,
wenn das schon dunkel ist draußen. Aber vielleicht kann man das da ja immer
hören, das Meer. Auch wenn man schläft. Er hat gefragt: »Ist das so ähnlich wie
die Ostsee, das Meer?« Die Ostsee ist langweilig, immer wenn sie mit der M akarenko an die Ostsee gefahren sind,
dann hat er sich das schon immer gedacht. Dass das wieder langweilig ist. Dass
sie denn wieder meckern, wenn er bloß mal ins Wasser will, bloß mal auf die
Holzdinger rauf und da langlaufen drauf und die Möwen mit seiner Stulle
füttern. An der Ostsee darf man gar nichts.
    Aber der hat gesagt, dass das
Meer anders ist als die blöde Ostsee. Dass da viel mehr Wellen sind. »So groß
wie ich, solche Wellen?«, hat er gefragt.
    »Noch viel größere manchmal«,
hat der gesagt. Und dann hat der noch mehr erzählt, von dem Haus, wo der wohnt,
und wie das da alles aussieht, aber er hat das nicht alles verstanden. Und er
hat auch was erzählt, dass er in dem Haus bei Oma gewohnt hat und dass die
jetzt auch weg ist, dass sie das gesagt haben. Und wie das da aussieht, und
dass er paar Katzen hatte. Und dass er immer aufräumen musste, aber das war
nicht so schlimm wie hier. Und

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