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Zander, Judith

Zander, Judith

Titel: Zander, Judith Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: die wir heute saagten Dinnge
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und ich bin fett
davon geworden und du nich. Anna, das Leben is doch komisch, nich. Manchmal kam
mir das so in Kopp. Wie sich das von außen vielleicht anguckte. Von außen
guckte sich das ja so an, wie jeder das erwartet hätt, ich auch, die feine Anna
als Bürodame und Maria, die braune Maria, als Kööksch. Tja. Bloß dass das
keiner so gesehn hat. Wenn das wohin ging, vonner LPG aus, über Land, oder
tanzen oder zu eine Hochzeit: denn war Maria Wachlowski mit dabei, denn musst
Maria mit, mit ihrem Simon. Und Anna, dich hat keiner gefragt. Und das war nich
bloß, weil du keinen Mann hattst zum Mitbringen. Du wolltst wohl auch nich. Und
das haben sie dir angemerkt, ich hab das auch gemerkt. Da braucht man gar nich
erst fragen. Das war nix gewesen, mit dir und den andern Weibsen. Ich hatt zu
der Zeit oft so das Gefühl, dass mein Leben, na, dass das nu richtig in Ordnung
kommt. Dass ich mich für nix mehr schämen brauch. Und je mehr das so kam, desto
mehr kam das bei dir andersrum. Bei dir kam ja alles in Unordnung, das muss man
wohl so sagen, alles. Komisch war bloß eins dadran, und da rätsei ich nu schon
mein Lebtag drüber. Weißt du, Anna, einmal hab ich doch von dir geträumt, wie
wir beide im Gebirge warn, im Erzgebirge, vonner Volkssolidarität aus. Ich war
ja wirklich dagewesen, mit den andern, aber nu träumt ich, dass du mitwärst,
jedenfalls bist du mir irgendwie entgegengekommen und hast mich nur
angelächelt, und da wurd mir so warm ums Herz, so ein Lächeln war das, so kann
in Wirklichkeit gar keiner lächeln, und bisschen sahst du auch aus wie deine
Mutter. Denn bin ich aufgewacht, aber ich wurd das den ganzen Tag nich los, das
ging mir noch lange nach. Und auf einmal hatt ich wie so ein Bild im Kopp: wir
beide auf einem Berg, bloß dass ich hochgeh und du runter, so kam mir das
damals vor. Bloß dass ich dabei ganz schön schnaufen muss, weil das ja
anstrengend ist, so bergan. Und du kannst lächeln, weil du gar nix machen
musst, das geht ja fast von alleine, das Runtergehn. Und soll ich dir was sagen:
Genau so war das mit uns. Mir ging das immer besser. Aber was hab ich nich
alles dafür machen müssen. Dass ich die Frau vom Tierarzt Wachlowski war, das
war das eine. Das andre war, dass ich mir dabei ja nix erlauben dürft, keinen
Patzer. Das war sonst alles auf Simon zurückgefallen, und das wollt ich nich.
Und eine andere Freundin als dich hatt ich nich, und denn musst ich aber nu auf
einmal die Freundin von alle sein, wenn ich bei die was zu bestelln haben
wollt. Ich könnt nich einfach mal zu Hause bleiben. Und denn noch die Mädchen
und Hartmut, aus die sollt ja nu auch alle was Gescheites werden. Ich hatt
keine ruhige Minute, das ging immer so weiter. Ja, das war auch schön. Aber
manchmal hab ich mir das insgeheim gewünscht, dass ich das auch mal könnt. So
wie du sonntags einfach ausm Dorf rausspaziern zum Wäldchen, in deine schönen
Kleider. Da hast du dir gar nix bei gedacht. Das war dir schietegal, wenn die
sich dadrüber mokiert haben, wie du nu wieder rumläufst. Nee, Anna, manchmal
fand ich das auch unmöglich. In dem Alter noch so »buntet Tuch«, wie das immer
hieß, das musst nu vielleicht auch nich sein. Da hatt ich auch immer Angst vor,
dass das einer über mich sagen würd, dass ich rumlauf wie ein Pfingstochse, ich
hatt immer das Gleiche an, das war am besten. Simon hat zwar manches Mal
gesagt, »nu kauf dir auch mal was Schönes in Anklam«, im B auernkaufhaus , aber ich hab das lieber
gespart, das Geld, da war mir wohler bei. Aber manch einem is ja bloß wohl,
wenn er sich dreimal am Tag inne andre Robe werfen kann. Dass Hartmut das so
mitmacht. Jedenfalls, Anna, da wurd ich denn immer gar nich wieder, wenn ich
dich so gesehn hab. Wo das bei dir doch nur bergab ging, und du konntst noch
Lapaloma pfeifen dabei. Aber bergab ist doch anstrengender, hab ich mal gehört,
dass das so auf die Gelenke geht.
    Ich hab das erst gar nich so
eng gesehn, Anna, das mit uns. Nich, dass ich das nich gemerkt hätt. Aber ich
hatt nu auch andre Sachen zu tun. Ich hätt das auch nich gedacht. Ich mein, wo
wir nu im selben Dorf wohnten, und groß is das ja nu nich. Ich musst da
manchmal dran denken. Wie ich immer die drei Kilometer von Putlitz nach
Bresekow, nach dir hin gelaufen bin, und abends wieder zurück. Und das war mir
nich zu viel, ich hatt auch gar keine Angst, wenn das denn schon schummrig wurd
und wo ich doch sonst so schittrig war. Aber sowie ich bei dir war, oder ich
braucht

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