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Zander, Judith

Zander, Judith

Titel: Zander, Judith Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: die wir heute saagten Dinnge
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nicht antun. Da hab ich dann
gesagt, ich hab n andern.
    »Wen denn?«, hat er dann noch
wissen wollen, das war vielleicht ne Klette.
    »Kennst du nicht«, hab ich
gesagt.
    Kurz dadrauf hab ich dann
wirklich Friedhelm kennengelernt, und das war gleich was ganz andres. Der war
der Erste, der saubere Fingernägel hatte, das ist mir gleich aufgefallen. Bei
den andern waren die ja öfter so schwarz, als hätten sie Mutters Garten damit
umgewühlt, nee, das könnt ich überhaupt nicht ab. Wenn einer dreckige
Fingernägel hatte, den hab ich gleich wieder abgestoßen.
    Und jetzt: Kommen diese jungen
Mädchen zu mir und erzählen mir von ihren Jungs-Erlebnissen. »Frau Plötz, wir
müssen Ihnen ma wat erzählen ...« Und dann kommt irgendeine Kleinigkeit, der
hat mich angeguckt, mit dem war ick drei Tage zusammen, mit dem davor aber
fast zwei Wochen, und zu Anfang hab ich immer drauf gewartet, dass die mal zum
Punkt kommen, ich dachte, das muss ja nun wunder was Wichtiges sein, wenn sie
dir das schon erzählen. Bloß da kam nix weiter, das wars. Aber war man nicht
früher genauso? Ich hab meiner Oma das alles erzählt, die war immer auf dem
Laufenden mit meinen ganzen Liebesgeschichten, na, so viele waren das ja
nicht. Die hat auch richtig mitgefiebert und blieb so lange wach, bis ich von
der Disco kam, und dann musst ich ihr alles brühwarm erzählen. Ich glaub, ich
hätt sonst gar nicht gewusst, wohin. Meine Freundinnen hatten mit sich selber
zu tun.
    Ich glaub auch, die Mädchen,
die erwarten gar nicht, dass ich da großartig was zu sag, nur zuerst hab ich
mir da immer n Kopp drum gemacht und gedacht, dass die mir vielleicht was ganz
andres sagen wollen, wirkliche Probleme, und sich nun bloß nicht trauen, und
dann hab ich mir Vorwürfe gemacht, dass ich die nicht versteh und so, und hab
das alles Romy vorgekaut, bis die gesagt hat: »Mensch, Mama, das sind doch
nicht deine Kinder!«
    Na, da hatte sie ja was
gesagt! Da hatte ich denn ja erst n schlechtes Gewissen. Ich hab gedacht, wenn
Romy nun was hat, und ich merk das nicht, weil ich bloß noch mit meinen Jugendlichen
zu tun hab.
    »Romy, du sagst mir doch, wenn
was is, ne?«, hab ich da schnell gesagt, und sie: »Was denn?«
    Und dabei hat sie mich so
misstrauisch angeguckt, dass ich gedacht hab, mein Kind hat wirklich ein
Problem und sagt mir das bloß nicht.
    »Romy, du weißt doch, dass du
mit mir über alles reden kannst, oder?«
    Da hat sie denn bloß mit den
Augen gerollt, aber ich hab nicht lockergelassen. »Romy!«
    »Ja doch!« Und dann ist sie
einfach aufgestanden und in ihr Zimmer, das war ja nicht zum Aushalten.
    »Romy, bitte!«, hab ich ihr
hinterhergerufen, und dann ist sie tatsächlich zurückgekommen, hat mich ganz
ernst angeguckt und gesagt: »Sag ma, Mama, hast du irgendein Problem heute?«
    Einmal gabs aber wirklich ne
schwierige Situation, da kam Jacqueline Bölschow zu mir und fragte, ob sie
nachher, wenn die andern weg sind, mal mit mir reden könnte. Da war ich erst
mal schon von den Socken, weil die doch sonst immer die große Klappe hatte und
sich von mir gar nix sagen ließ. Sie hat sich dann auch bis zum Schluss da
rumgedrückt, und ich hab gefragt: »Na, Jacqueline, worum gehts denn?«, und sie
hat gesagt: »Um meine Freundin.«
    »Welche denn?«, wollt ich
wissen, aber da sagt sie, das darf sie nicht sagen. Das kam mir schon komisch
vor. Aber bis ich ihr dann alles aus der Nase gezogen hatte, das dauerte noch
ne Weile, so hatte ich die noch nie erlebt. Jedenfalls, ihre Freundin hätte das
erste Mal mit einem Jungen geschlafen und nun panische Angst, dass sie
schwanger sein könnte.
    »Haben die denn nich, na -
verhütet?«, frag ich, und sie: »Weiß ick nich - nein.«
    Mir schwante schon was. Aber
ich konnte ihr doch nun nicht ins Gesicht sagen, dass ich glaub, dass sie
selbst diese Freundin ist.
    »Wat würden Sie denn jetz
machen?«, fragt sie mich, und ich merk schon, dass sie dem Heulen näher als dem
Lachen ist.
    »Abwarten«, sag ich. Da guckt
sie mich an, als war ich verrückt geworden.
    »Du kannst da jetzt erst mal
sowieso nix machen«, sag ich, und dann fällt mir ein, dass es ja um die
Freundin geht und sag dann noch schnell: »Und deine Freundin auch nicht.«
    Und dass man erst gucken muss,
ob man seine Regel bekommt oder nicht, aber dass sie das ja selber weiß und so
weiter, und dann guckt sie mich wieder so an und nickt dann bloß und sagt:
»Danke.«
    Ich kam mir vielleicht
belämmert vor. Das Blödeste war, so blöd ist

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