Zarias Sehnsucht
nur, weil du eine der Feynara bist. Dein Begleiter ist dessen nicht würdig.«
Er wusste, dass ich eine Feynara war! Laz würde dafür bezahlen.
»Versprich es uns, Zaria Turmalin.«
Ich starrte auf den glänzenden Boden. Er wollte, dass ich König Oberon und Königin Velleron alles aushändigte, einem Elf und einer Elfe, die ich noch nie getroffen hatte? Wie konnte ich ihm so etwas versprechen? Ich konnte nicht voraussehen, was sie mit dem aevia ray zu tun gedachten, sobald sie es hatten. Möglicherweise würden sie es auf der Insel Anschield horten.
Aber ohne das Nectara-Elixier würde es kein aevia ray geben. Es zu stehlen war völlig unmöglich; das wusste ich jetzt. Und ohne aevia ray konnten die dauerhaften Zauber nicht erneuert werden. Chaos und Lily Morganit würden über Elfenland herrschen.
Ich schluckte meine Trauer hinunter, die so bitter war, dass sie mir die Zunge verbrannte. »Ich werde es dem König und der Königin aushändigen.«
»Darauf gibst du uns dein Wort?«
»Ja.«
Totenstille in der Halle. Von den Balkonen blickten Tausende dunkle Augenpaare kühl auf mich herunter. Angst breitete sich über meine Flügel. Verzweifelt wandte ich mich zu Meteor.
Er flüsterte mir aus dem Mundwinkel zu. »Man-ieren.« Warum redete er so undeutlich? Es musste die Wirkung der Troll-Magie sein, dieser schrecklichen Magie, die sich auf jeden anders auswirkte.
Ich war nicht so gelehrt wie Meteor. Aber mit Manieren kannte ich mich aus. »Ja, Eure Majestät. Ich gebe Euch mein Wort.«
Der König hob feierlich die Hand. »Wir werden dich beim Wort nehmen.«
»WIR WERDEN DICH BEIM WORT NEHMEN!«, rief die Menge, und die Steine unter mir erbebten vom Widerhall ihrer Stimmen.
Meteor beugte sich zu mir und flüsterte mir ins Ohr. »Angebot.«
Natürlich. Ich musste dem König als Zeichen meiner Dankbarkeit etwas anbieten. Etwas Wertvolles.
Ich überlegte, wie Meteor sich ausdrücken würde. »Äh«, begann ich, am ganzen Körper zitternd. »Eure Hoheit, zum Dank für die Ehre, die Ihr mir erwiesen habt, würde ich Euch gern ein Geschenk überreichen. Der Kometenstaub, den ich bei mir trage, ist das Wertvollste, das ich besitze. Würdet Ihr einen Teil davon für die Trolle annehmen?«
»Ein ehrenvolles Angebot, Zaria Turmalin«, erwiderte der König. »Aber Trolle haben keine Verwendung für aevia ray , und das ist der einzige Verwendungszweck für Kometenstaub. Unsere Magie ist von einer anderen Art als die eure.«
»Was«, sagte ich und zitterte noch stärker, obwohl ich mich anstrengte, ruhig zu bleiben, »könnte ich Euch dann stattdessen überreichen, das Eurer Hoheit würdig wäre?«
Der König berührte seine Krone. »Einen Teil des aevum derk .« Er wusste von dem aevum derk !
War das die Erklärung, warum mich die Trolle gut behandelten – weil ich ihre Magie überlebt hatte, sie sogar gänzlich überwunden und verwandelt hatte? Meine Gedanken überschlugen sich. Die Trolle hatten keine Verwendung für aevia ray ? Was wollten sie dann mit dem aevum derk ? Wussten sie, wie viel ich bei mir hatte? Höchstwahrscheinlich. Sie hatten auch über den Kometenstaub Bescheid gewusst.
Aber ich wollte das Wenige, das ich noch davon übrig hatte, nicht hergeben. Diese kleine Menge aevum derk war mein Notfallplan, meine letzte Hoffnung, meine mächtigste Waffe gegen Lily Morganit. Wenn ich die Trolle jedoch bat, es mit mir zu teilen, würden sie möglicherweise Fragen stellen, die ich nicht beantworten wollte. Sie schienen Stärke zu schätzen. Würden sie mich vernichten, wenn sie wüssten, dass ich schwach genug gewesen war, um die indigoblaue Flasche an Lily zu verlieren?
In der Halle herrschte wieder eine feindselige Stimmung, die auf mich einstürmte, als hätten alle ihre Klingen gezogen.
»Ich trage eine kleine Menge aevum derk bei mir«, sagte ich. »Ich werde sie Euch geben.«
»Wir danken dir, Zaria Turmalin.«
Ich griff in die Tasche meines Kleids und holte die kleine Flasche heraus, die ich aus Sams Zimmer mitgenommen hatte. Sam! Ich wünschte, ich hätte noch etwas anderes, das ihm gehörte. Selbst ein Knopf von einem Hemd, das er getragen hatte, wäre besser als nichts.
Da ich nicht wusste, was das königliche Protokoll vorsah, nahm ich all meinen Mut zusammen und trat nach vorne. Ichwäre geflogen, aber meine Flügel zitterten zu stark. Ich verbeugte mich vor dem König und bot ihm die Flasche an.
Er nahm sie an. Ergriff sie.
Ich kehrte zu Meteor zurück und stand mit verschränkten
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