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Zarias Sehnsucht

Zarias Sehnsucht

Titel: Zarias Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hanley
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Vielleicht konnten sie unseren Geist wie eine Schriftrolle lesen und darauf schreiben. Vielleicht hatten die beiden Trolle mich – und Meteor – auf diese Weise in einen wachen Schlaf genötigt, während sie uns zu ihrem König trugen.
    Oder versuchte der gelbe Troll, mir zu sagen, er wisse, dass meine Familie tot war.
    Der orangefarbene Troll meldete sich zu Wort. »Es muss ein Herzenswunsch sein, Elfe – ein Wunsch, den du laut aussprichst. Er kann von niemand anderem eingefordert werden, es sei denn, du stimmst dem zu.« Er beugte sich noch einmal mit ernster Miene vor. » Ein Wunsch, und nur dieser eine.«
    Ich nickte. Ein laut ausgesprochener Wunsch. Ich musste mir genau überlegen, welche Worte meine Familie zurückbringen würden. Wenn sie noch am Leben war.
    Aber der Troll fuhr fort. »Du kannst deinen Wunsch in jedem Land Tirfeynes nutzen, außer einem.« Dunkle Augen bohrten sich in mich. »Dem Trollreich«, sagte er. »Verstanden?«
    Ich kämpfte mich aus meinem Traum, mit meiner Familiewieder vereint zu sein, und zurück zu dem Ort, an dem ich mich befand – dem Palast der Trolle.
    »Ja«, erwiderte ich. »Ich verstehe.«
    Würden sie uns jetzt nach Hause lassen? Es schien eine Ewigkeit her, seit wir von Elfenland aufgebrochen waren. Ich hatte das Gefühl zu zerbrechen, wenn ich nicht bald zurückkehrte – wenn ich nicht Oberon-Stadts Edelsteinkuppeln, in denen sich das Licht fing, und den schimmernden Lapislazuli-Himmel Elfenlands erblickte, wenn ich nicht die abgewetzten Hochsitze in meinem geliebten Zuhause sah. Ich sehnte mich nach meinem Kamin, auch wenn seine Schutzzauber versagt hatten, auch wenn die Uhr auf dem Sims nicht mehr ging, auch wenn meine Familie nicht da und mein Vormund tot war. Ich musste dort sein.
    »Wir werden euch jetzt zur Grenze geleiten.« Der orangefarbene Troll hob mich ruhig und gelassen in seine Arme.
    Ich versuchte, Würde zu bewahren. »Wir könnten uns befördern und euch die Reise ersparen.«
    Der Troll fing an zu laufen. »Du überschätzt deine magischen Kräfte.«
    Bevor ich antworten oder mich zu Meteor umblicken konnte, legte sich ein dichter Nebel über meinen Geist.
    Troll-Magie.
    Weder Meteor noch ich würden uns aus dem Trollreich befördern können. Offensichtlich war unsere Magie in Anwesenheit von Trollen nutzlos.

Die Trolle brachten uns an die Stelle zurück, wo sie uns gefangen hatten – an die Grenze zum Gnom-Gebiet. Sie entfernten den Dunstschleier, den sie über unseren Geist gelegt hatten, und stellten uns auf die Füße. Ich weiß nicht, wie sie es taten; ich hörte keine Zaubersprüche, sah keine Gesten oder Zauberstäbe.
    Der orangefarbene Troll reichte mir einen kleinen einfachen Beutel, der mit einer Schnur zusammengebunden war. Ich konnte darin ein schmales Gefäß spüren.
    »Nectara«, sagte er. »Verliere es nicht.«
    Der gelbe Troll drückte mir einen größeren Beutel in die andere Hand. »Getrocknete Orchideen. Auf Befehl des Königs.«
    Ich schwankte, meine Flügel fühlten sich klebrig und schlaff, meine Beine wacklig an. Ohne mich weiter zu beachten, machten die Trolle auf dem Absatz kehrt und ließen uns allein. Ich sah ihnen nach, als sie mit ihrem geschmeidigen, schaukelnden Gang davonschritten.
    Im Tageslicht konnten wir erkennen, dass wir nicht weit von einem Sumpf entfernt waren. Er sah wie ein See aus Putsch aus. Aber nach wenigen Augenblicken zog ein feuchter Nebel auf und verbarg den Rest des Trollreichs.
    »Öff’e d‘s Nectara?« Meteor klang, als klebten ihm Kletten auf der Zunge.
    Ich schüttelte den Kopf, da ich mich benommen und träge fühlte. »Ich lasse es bestimmt herunterfallen und zerbreche es.«
    »Tr-rroll-Magie«, sagte Meteor. »Schimm‘r als all’s andre.«
    »Viel schlimmer«, stimmte ich ihm zu. Der arme Meteor brachte immer noch kein deutliches Wort heraus. Wiedereinmal zeigte sich, dass sich Troll-Magie auf jeden anders auswirkte.
    Vorsichtig setzte ich den Orchideen-Vorrat ab, um das Nectara in der Tasche zu verstauen, in der ich das aevum derk aufbewahrt hatte. Dann hob ich langsam die getrockneten Orchideen auf und hielt sie mit beiden Händen fest. »Warum haben uns die Trolle etwas zu essen gegeben?« Ich versuchte, die Orchideen in eine meiner Taschen zu stopfen, aber der Beutel war zu groß.
    Meteor bot sich nuschelnd an, den Beutel zu nehmen. Er passte problemlos in eine Tasche seines Elfgewands. Als er seine Elfenfüße austestete, konnte er nicht vom Boden abheben; mehr als kurze,

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