Zauber der Highlands - Killion, K: Zauber der Highlands - Highland Dragon
am Steinkreis stand und den Tränen nahe zu sein schien. Calin schaute zu den beiden Frauen und fasste rasch den Entschluss, dass er mehr Zuneigung bekommen würde, wenn er Andrew gewinnen ließ. Er öffnete den Mund und stieß ein dramatisch klingendes Gurgeln aus. Er täuschte seine Niederlage vor und fiel wie ein Stein zu Boden. Andrew hing noch immer an seinem Rücken.
Der Junge kroch von Calin herunter und stieß ihn an, bis dieser sich unter Ächzen und Stöhnen umdrehte. Andrew setzte sich rittlings auf Calins Brust, wobei nicht einer seiner Zehen den Boden berührte. Calin zog den Jungen zu sich herunter und flüsterte ihm etwas ins Ohr, woraufhin Andrew aufstand, sein Schwert zog und Calin die stumpfe Spitze an die Kehle setzte. »Gebt Ihr auf, M'laird?«
Calin ergab sich mit einem Kopfnicken, dankbar, dass die Schlacht vorüber war. Er hoffte zu sehen, dass Akira ihn anlächeln würde, als er die Kraft fand, sich zu erheben.
Andrew sprang davon. »Ich habe gewonnen! Ich habe gewonnen!«, schrie er und hüpfte im Kreis herum.
Akira trat in den Steinkreis und steckte das letzte Band in Andrews Gürtel. »Meinen Glückwunsch, Andrew! Ihr habt mir und Schottland Eure Treue bewiesen. Ihr seid ein mutiger und edler Krieger, dass Ihr einen so mächtigen Drachen besiegt habt.«
»Das ist kein Drachen. Das ist M'laird.« Andrew sah verwirrt aus, aber er legte, wie alle anderen es vor ihm gemacht hatten, beide Hände um Akiras Gesicht und küsste sie fest auf den Mund. »Danke für das Band, Mylady, aber eigentlich wollte ich nur den Kuss.« Dann lief er mit einer Gruppe von Kindern davon. Dabei hielt er das Band in der Hand, damit alle es anfassen konnten.
Calin stellte sich hinter Akira. Er legte ihr die Hände auf die Schultern und beugte sich zu ihr herunter. »Das war der letzte Kuss, den du einem anderen Mann auf den Mund gegeben hast! Ich erwarte, für meine Mühen angemessen belohnt zu werden, nachdem du den Frauen eine gute Nacht gewünscht hast.« Er berührte ihr Ohrläppchen und gab ihr einen spielerischen Klaps auf den Po, ehe er sich eilig zur Burg begab.
Akira fuhr herum, ganz darauf vorbereitet, seiner Anweisung zu widersprechen, aber Calin war schon den halben Weg den Hügel hinauf. Feigling!, dachte sie, als sie ihm aus zusammengekniffenen Augen nachschaute. Zumindest sprach er wieder mit ihr. Vielleicht waren die Spur von Mutwillen in seiner Stimme und der liebevolle Klaps auf ihren Po seine Art, ihr zu sagen, dass er sich versöhnen wollte. Sie würden über seine Eifersucht reden müssen, ehe sie sich von ihm zu Bett bringen ließ. Und danach würde sie ihn fragen, wo er in der letzten Nacht geschlafen hatte - wenn sie den Mut dazu hatte.
Sie schwor sich, ernst mit ihm zu reden, während sie sich Luft zufächelte und nach Wanda, Aileen und den anderen Frauen Ausschau hielt, die hinter den Ställen die Tische abräumten. Von den vielen Speisen waren bis auf Schwarten und Krümel nichts übrig geblieben. Die Sonne versank im Westen hinter dem Wald und ließ am Himmel nur den rosafarbenen Staub des Tages zurück. Der Dudelsack war verstummt, und die Kinder folgten lachend ihren Eltern zurück zu ihren Hütten. Nachdem der letzte Tisch abgeräumt und zurück in die große Halle getragen worden war, begann Akira, den schmalen Pfad hinaufzugehen, der zum Wohnturm führte. Sie brannte darauf, diesen dummen Streit mit ihrem Mann zu beenden.
Eine Frau tauchte am Waldrand auf und erregte Akiras Aufmerksamkeit.
Der Burghof war menschenleer. Akira setzte ein freundliches Lächeln auf und wartete auf die Frau. Sie hatte angenommen, inzwischen jedem im Clan vorgestellt worden zu sein, aber offensichtlich irrte sie sich. Diese Frau war keine, die man so leicht wieder vergaß. Sie schien über das dunkelgrüne Gras des Hügels zu schweben. Ihre Gestalt glühte in den letzten Strahlen der untergehenden Sonne. Schönheit und Anmut umgaben sie bei jedem Schritt. Langes hellblondes Haar wallte ihr bis zur Taille. Eine schlanke Figur mit schmalen Hüften in einem schlichten elfenbeinfarbenen Kleid. Sie trug keinen Schmuck, weder an ihrem Kleid noch um den Hals, und auch keinen Plaid, aber ihre Haltung zeugte von der Würde einer Edlen. Als sie näher kam, wurde Akira von der Vollkommenheit ihres Gesichts in den Bann geschlagen. Hohe Wangenknochen betonten einen Mund, für den die meisten Männer ihr Land verraten hätten. Dann sah Akira in zwei silberne Augen. Nicht eine Spur von Farbe verbarg sich darin.
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