Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zauber der Schlange

Zauber der Schlange

Titel: Zauber der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
Vom Netzwerk:
und die gewölbte Halle des Palastes waren leer, als Tante Pol sie aus dem Thronsaal führte, in dem die Eunuchen knieten und das Lob der Schlangenkönigin sangen. Mit dem Schwert in der Hand stapfte Barak grimmig durch das schreckliche Gemetzel, das den Weg kennzeichnete, den sie gekommen waren. Das Gesicht des großen Mannes war blaß. Immer wieder wandte er die Augen von den am wüstesten zugerichteten Körpern ab, die auf ihrem Weg lagen.
    Als sie hinauskamen, waren die Straßen von Sthiss Tor finsterer als die Nacht und voller hysterischer Menschen, die vor Angst jammerten. Barak, mit einer Fackel, die er aus dem Palast mitgenommen hatte, in der einen und dem Schwert in der anderen Hand, führte sie auf die Straße. Selbst in ihrer Panik wichen die Nyissaner ihm aus.
    »Was bedeutet das, Polgara?« brummte er über die Schulter und wedelte mit seiner Fackel, als ob er die Finsternis damit vertreiben wollte. »Ist das Zauberei?«
    »Nein«, antwortete sie. »Das ist keine Zauberei.«
    Kleine graue Flöckchen waren im Licht der Fackel zu sehen.
    »Schnee?« fragte Barak ungläubig.
    »Nein. Asche.«
    »Was brennt denn?«
    »Ein Berg«, erwiderte sie. »Laß uns so schnell wie möglich zurück zum Schiff gehen. Von diesem Pöbel hier droht mehr Gefahr als von allem anderen.« Sie warf Garion ihren leichten Umhang um die Schulter und deutete in eine Straße, wo ein paar vereinzelte Fackeln hin und wieder aufleuchteten. »Laßt uns da entlang gehen.«
    Die Asche fiel jetzt dichter. Es war fast wie schmutziggraues Mehl, das durch die feuchte Luft rieselte, und ihm haftete ein widerwärtiger, schwefliger Geruch an.
    Als sie die Landungsstege erreichten, lichtete sich die absolute Finsternis allmählich. Die Asche fiel weiterhin nieder, setzte sich in alle Ritzen im Pflaster und hing in Schwaden an den Häusern. Obwohl es heller wurde, ließ die fallende Asche – wie Nebel – alles verschwinden, was weiter als fünf Meter entfernt war.
    Auf den Stegen herrschte das totale Chaos. Gruppen von Nyissanern, kreischend und jammernd, versuchten auf die Schiffe zu klettern, um der alles erstickenden Asche zu entfliehen, die mit tödlicher Stille durch die stickige Luft niedersank. Verrückt vor Angst, sprangen viele sogar in das todbringende Wasser des Flusses.
    »Wir kommen durch diese Menschenmassen nicht hindurch, Polgara«, sagte Barak. »Wartet einen Moment.« Er steckte sein Schwert in die Scheide, sprang und erreichte die Kante eines niedrigen Daches. Er zog sich hoch und stand, sich nur undeutlich abzeichnend, über ihnen. »Ho, Greldik!« brüllte er mit seiner gewaltigen Stimme, die sogar noch den Lärm der Menschenmenge übertönen konnte.
    »Barak!« kam Greldiks Stimme zurück. »Wo seid ihr?«
    »Vorn am Kai«, rief Barak. »Wir kommen nicht durch die Menge.«
    »Bleibt dort«, schrie Greldik. »Wir kommen und holen euch.«
    Nach ein paar Minuten hörten sie das Trampeln schwerer Füße auf dem Steg und gelegentliches Hornblasen. Einige Schmerzensschreie mischten sich in den angsterfüllten Lärm der Menge. Dann tauchten Greldik, Mandorallen und ein halbes Dutzend kräftiger Seeleute, mit Knüppeln bewaffnet, aus dem Ascheregen auf, die mit brutaler Wirksamkeit den Weg freimachten.
    »Hast du dich verlaufen?« brüllte Greldik zu Barak hinauf.
    Barak sprang vom Dach. »Wir mußten kurz im Palast vorbeischauen«, erwiderte er knapp.
    »Wir haben uns Sorgen um Euch gemacht, edle Dame«, sagte Mandorallen zu Tante Pol und schob einen Nyissaner zur Seite. »Der gute Durnik ist schon vor Stunden zurückgekehrt.«
    »Wir wurden aufgehalten«, sagte sie. »Kapitän, kannst du uns an Bord deines Schiffes bringen?«
    Greldik grinste sie boshaft an.
    »Dann wollten wir gehen«, drängte sie. »Sobald wir an Bord sind, sollten wir besser etwas weiter draußen im Fluß ankern. Nach einer Weile wird die Asche sich setzen, aber die Leute werden weiterhin hysterisch sein. Ist irgendeine Nachricht von Silk oder meinem Vater gekommen?«
    »Nichts, meine Dame«, antwortete Greldik.
    »Was macht er denn bloß?« fragte sie gereizt, ohne sich an jemand besonderen zu wenden.
    Mandorallen zog sein Breitschwert und marschierte direkt auf die Menge zu, ohne seinen Schritt zu verlangsamen oder seine Richtung zu ändern. Die Nyissaner stoben vor ihm auseinander. Die Menge, die sich am Rand des Stegs neben Greldiks Schiff drängte, war eher noch dichter, und Durnik, Hettar und die übrigen Matrosen standen mit langen Bootshaken an der

Weitere Kostenlose Bücher