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Zauber der Schlange

Zauber der Schlange

Titel: Zauber der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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es nicht tun. Du kannst es nicht zurückweisen, mein Garion. Es ist Teil von dir.«
    »Dann werde ich also ein Ungeheuer sein?« fragte Garion bitter. »Ich werde herumlaufen und Menschen lebendig verbrennen oder sie in Kröten oder Schlangen verwandeln? Und nach einer Weile gewöhne ich mich vielleicht daran, und es stört mich nicht einmal mehr. Ich werde ewig leben – wie du und Großvater –, aber ich werde nicht mehr menschlich sein. Tante Pol, ich glaube, ich wäre lieber tot.«
    »Kannst du ihm nicht Vernunft beibringen?« Ihre Stimme in seinem Kopf sprach unmittelbar zu jenem anderen Bewußtsein.
    »Im Moment nicht, Polgara«, antwortete die sachliche Stimme. »Er ist zu sehr damit beschäftigt, in Selbstmitleid zu schwelgen.«
    »Er muß lernen, die Macht, die er besitzt, zu kontrollieren«, sagte sie.
    »Ich werde ihn vor Schaden bewahren«, versprach die Stimme. »Ich glaube nicht, daß wir viel mehr tun können, bis Belgarath zurückkommt. Er macht eine moralische Krise durch, und wir können ihn nicht überzeugen, ehe er sich nicht selbst dazu entschlossen hat.«
    »Ich mag es nicht, ihn so leiden zu sehen.«
    »Du bist zu weichherzig, Polgara. Er ist ein robuster Junge, und es schadet ihm nicht, ein bißchen zu leiden.«
    »Würdet ihr zwei bitte aufhören, so zu tun, als wäre ich gar nicht vorhanden?« fragte Garion ärgerlich.
    »Herrin Pol«, sagte Durnik, während er über das Deck auf sie zulief. »Ich glaube, du solltest besser kommen. Barak will sich umbringen.«
    »Er will was?«
    »Es hat etwas mit einem Fluch zu tun«, erklärte Durnik. »Er sagt, er will sich in sein Schwert stürzen.«
    »Der Narr! Wo ist er?«
    »Er ist hinten im Heck«, sagte Durnik. »Er hat sein Schwert gezogen und läßt niemanden an sich heran.«
    »Kommt mit.« Sie lief nach achtern, Garion und Durnik hinter ihr her.
    »Wir alle waren schon einmal Berserker im Kampf, Graf«, sagte Mandorallen gerade in dem Versuch, den großen Chereker zur Vernunft zu bringen. »Es ist nichts, worauf man stolz sein kann, aber auch kein Grund für solch abgrundtiefe Verzweiflung.«
    Barak antwortete nicht. Er stand nur ganz hinten im Schiff. Seine Augen waren blank vor Entsetzen, und sein riesiges Schwert schwang er in einem niedrigen, drohenden Bogen und hielt damit jedermann auf Abstand.
    Tante Pol schritt durch die Seeleute direkt auf ihn zu.
    »Versuche nicht, mich aufzuhalten, Polgara«, warnte er.
    Sie streckte gelassen die Hand aus und berührte seine Schwertspitze mit einem Finger. »Sie ist ein bißchen stumpf«, sagte sie nachdenklich. »Vielleicht sollte Durnik sie schärfen? Dann würde sie glatter zwischen deine Rippen fahren, wenn du dich hineinstürzt.«
    Barak sah sie verblüfft an.
    »Hast du alle nötigen Abmachungen getroffen?«
    »Was für Abmachungen?«
    »Was mit deiner Leiche geschehen soll«, antwortete sie. »Also wirklich, Barak, ich dachte, du hättest bessere Manieren. Ein anständiger Mann belastet seine Freunde nicht mit dieser Aufgabe.« Sie überlegte einen Moment. »Verbrennung ist wohl Brauch, aber das Holz hier in Nyissa ist sehr feucht. Wahrscheinlich würdest du eine Woche oder noch länger schwelen. Ich glaube, wir müssen es dabei bewenden lassen, dich einfach in den Fluß zu werfen. Die Egel und Krebse werden dich wohl in etwa einem Tag bis auf die Knochen abgenagt haben.«
    Barak sah sie gekränkt an.
    »Möchtest du, daß wir dein Schwert nehmen und es deinem Sohn schicken?« fragte sie.
    »Ich habe keinen Sohn«, antwortete er finster. Er war offensichtlich auf ihre brutale, praktische Art nicht vorbereitet gewesen.
    »Ach, habe ich dir das nicht erzählt? Wie vergeßlich ich doch bin.«
    »Wovon redest du?«
    »Spielt keine Rolle«, sagte sie. »Es ist jetzt nicht wichtig. Wolltest du dich einfach nur in dein Schwert stürzen, oder würdest du lieber mit dem Griff gegen den Mast laufen? Jede Art ist gleich wirksam.« Sie wandte sich an die Matrosen. »Würdet ihr bitte eine Gasse bilden, damit der Graf von Trellheim ohne Schwierigkeiten gegen den Mast laufen kann?«
    Die Matrosen starrten sie an.
    »Was hast du mit dem Sohn gemeint?« fragte Barak und senkte sein Schwert.
    »Es würde dich jetzt nur ablenken, Barak«, antwortete sie. »Sonst gelingt dir wahrscheinlich dein Selbstmord nicht so richtig, wenn ich dir jetzt davon erzähle. Wir möchten schließlich nicht, daß du hier noch wochenlang stöhnend herumliegst. Das ist so deprimierend, weißt du.«
    »Ich will wissen, wovon du

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