Zauber der Schlange
was du tun mußt.«
»Es wäre besser, wenn du es meinem Großvater selbst erzähltest«, protestierte Garion.
»Ich kann nicht, Garion«, stöhnte Lelldorin. »Die Worte würden mir im Hals steckenbleiben. Es tut mir leid, aber so bin ich nun einmal. Ich weiß, daß Nachak uns nur ausnutzt, aber ich habe den anderen mein Wort gegeben. Ich bin Arendier, Garion. Ich halte mein Wort, selbst wenn ich weiß, daß es falsch ist; also liegt es an dir. Du mußt Nachak davon abhalten, mein Land zu zerstören. Ich möchte, daß du direkt zum König gehst.«
»Zum König? Er würde mir nie glauben.«
»Dann bring ihn dazu, dir zu glauben. Erzähle ihm alles.«
Garion schüttelte entschieden den Kopf. »Ich werde ihm weder deinen Namen nennen«, erklärte er, »noch Torasins. Du weißt, was er mit dir machen würde, wenn ich es täte.«
»Wir zählen nicht«, sagte Lelldorin und hustete wieder.
»Ich werde ihm von Nachak erzählen«, sagte Garion stur, »aber nicht von dir. Was soll ich ihm sagen, wo er den Murgo finden kann?«
»Er wird es wissen«, antwortete Lelldorin mit inzwischen sehr schwacher Stimme. »Nachak ist Botschafter am Hof von Vo Mimbre. Er ist der persönliche Stellvertreter von Taur Urgas, dem König der Murgos.«
Garion staunte über die Bedeutung, die hinter diesen Worten lag.
»Er hat alles Gold aus den unerschöpflichen Minen von Cthol Murgos zur Verfügung«, fuhr Lelldorin fort. »Der Plan, den er mir und meinen Freunden eingeredet hat, ist wahrscheinlich nur einer unter einem Dutzend oder mehr, die darauf abzielen, Arendien zu zerstören. Du mußt ihn aufhalten, Garion. Versprich es mir.« Die Augen des jungen Mannes glänzten fiebrig, sein Griff um Garions Hand wurde fester.
»Ich werde ihn aufhalten, Lelldorin«, schwor Garion. »Ich weiß noch nicht wie, aber ich werde ihn aufhalten.«
Lelldorin sank auf die Bahre zurück. Seine Kraft schien ihn zu verlassen, als ob die Notwendigkeit, Garion dieses Versprechen abzunehmen, das einzige war, das ihn aufrechterhalten hatte.
»Auf Wiedersehen, Lelldorin«, sagte Garion leise. Seine Augen füllten sich mit Tränen.
»Auf Wiedersehen, mein Freund«, flüsterte Lelldorin kaum hörbar, dann schlossen sich seine Lider, und die Hand, die Garions hielt, wurde schlaff. Garion starrte ihn von entsetzlicher Angst gepackt an, bis er das schwache Flattern des Pulses an seinem Hals sah. Lelldorin lebte noch. Garion legte sanft die Hand seines Freundes nieder und zog ihm die grobe, graue Decke bis zu den Schultern hoch. Dann stand er auf und lief rasch fort, während ihm die Tränen übers Gesicht liefen.
Der Abschied war kurz. Dann bestiegen sie wieder ihre Pferde und ritten im Trab zu der Großen West-Straße zurück. Einige Hochrufe erklangen von den Leibeigenen und Pikenträgern, als sie vorbeikamen, aber weiter entfernt ertönte ein anderes Geräusch. Die Frauen aus den Dörfern waren gekommen, um ihre Männer zwischen den Toten zu suchen, die auf dem Schlachtfeld lagen. Ihr Jammern und Wehklagen sprach den Hochrufen Hohn.
Mit Absicht trieb Garion sein Pferd an, bis er neben Mandorallen ritt. »Ich muß dir etwas sagen«, begann er hitzig. »Es wird dir nicht gefallen, aber es ist mir egal.«
»Ach?« fragte der Ritter sanft.
»Ich finde, wie du mit Lelldorin gesprochen hast, war grausam und abscheulich«, sagte Garion. »Du denkst vielleicht, du bist der größte Ritter der Welt, aber ich finde, du bist ein großmäuliger Angeber, mit nicht mehr Mitgefühl als ein Felsbrocken, und wenn dir das nicht paßt, was willst du dagegen unternehmen?«
»Ah«, sagte Mandorallen. »Ich glaube, du hast mich mißverstanden, junger Freund. Es war nötig, um sein Leben zu retten. Der junge Asturier ist sehr tapfer und denkt nicht an sich selbst. Wenn ich nicht so mit ihm gesprochen hätte, würde er sicherlich darauf bestanden haben, weiter mit uns zu reiten, was seinen sicheren Tod bedeutet hätte.«
»Gestorben?« höhnte Garion. »Tante Pol hätte ihn heilen können.«
»Die edle Polgara selbst hat mir mitgeteilt, daß sein Leben in Gefahr sei«, erwiderte Mandorallen. »Seine Ehre hätte ihm nicht erlaubt, angemessene Pflege zu suchen, aber dieselbe Ehre hat ihn dazu bewogen, zurückzubleiben, um uns nicht aufzuhalten.« Der Ritter lächelte etwas gezwungen. »Er wird, fürchte ich, mich meiner Worte wegen nicht mehr mögen als du, aber er wird am Leben bleiben, und das ist es, was zählt, nicht wahr?«
Garion starrte den scheinbar arroganten Mimbrer
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