Zauber der Schlange
können.«
Sir Oltorain wurde beim ersten Angriff zu Boden geworfen und brach sich beim Fallen ein Bein.
»Pech, mein Herr«, stellte Mandorallen fest, während er sich ihm mit gezogenem Schwert zu Fuß näherte. »Gebt Ihr auf?«
»Ich kann nicht stehen«, sagte Oltorain mit zusammengebissenen Zähnen. »Ich habe keine andere Wahl, als aufzugeben.«
»Und meine Gefährten und ich können unsere Reise fortsetzen?«
»Ihr habt freies Geleit«, antwortete der Mann auf dem Boden mit schmerzverzerrtem Gesicht.
»Noch nicht«, unterbrach ihn eine rauhe Stimme. Der gepanzerte Murgo drängte sein Pferd durch die Menge der anderen Ritter, bis er unmittelbar vor Mandorallen stand.
»Ich dachte mir schon, daß er sich zum Eingreifen entschließen würde«, sagte Tante Pol leise. Sie stieg vom Pferd und trat in das niedergetretene Rund. »Aus dem Weg, Mandorallen«, sagte sie zu dem Ritter.
»Aber, meine Dame«, protestierte Mandorallen.
Wolf bellte: »Weg da, Mandorallen!«
Mandorallen sah ihn erstaunt an und trat beiseite.
»Nun, Grolim?« sagte Tante Pol herausfordernd und zog ihre Kapuze ab.
Die Augen des Berittenen wurden groß, als er die weiße Locke in ihrem Haar sah, dann hob er fast verzweifelt die Hand und murmelte rasch ein paar Worte.
Wieder einmal spürte Garion diese seltsame Woge, und wieder füllte das hohe Dröhnen seine Ohren.
Einen Moment lang schien Tante Pol von einem grünlichen Licht umgeben zu sein. Sie winkte nachlässig mit der Hand, das Licht verschwand. »Du mußt etwas aus der Übung sein«, sagte sie zu dem Grolim. »Willst du es noch einmal versuchen?«
Der Grolim hob diesmal beide Hände, aber weiter kam er nicht. Indem er sein Pferd vorsichtig hinter den Gepanzerten gelenkt hatte, war Durnik dicht an ihn herangekommen.
Mit beiden Händen hob er seine Axt und ließ sie auf den Helm des Grolims niedersausen.
»Durnik!« rief Tante Pol. »Weg da!«
Aber der Schmied holte mit grimmigem Gesicht erneut aus, und der Grolim glitt mit einem Scheppern bewußtlos aus dem Sattel.
»Du Dummkopf!« tobte Tante Pol. »Was machst du denn da?«
»Er wollte dich angreifen, Herrin Pol«, erklärte Durnik mit glühenden Augen.
»Steig vom Pferd.«
Er glitt aus dem Sattel.
»Weißt du eigentlich, wie gefährlich das war?« fragte sie. »Er hätte dich töten können.«
»Ich werde dich beschützen, Herrin Pol«, antwortete Durnik stur. »Ich bin kein Krieger oder Magier, aber ich lasse nicht zu, daß dir jemand etwas zuleide tut.«
Einen Moment lang weiteten sich ihre Augen in Erstaunen, dann wurden sie schmal und nahmen anschließend einen weichen Ausdruck an. Garion, der sie seit seiner Kindheit kannte, bemerkte den raschen Wechsel ihrer Gefühle. Ohne Vorwarnung umarmte sie plötzlich den überraschten Durnik. »Du großer, plumper, lieber Idiot«, sagte sie. »Tu das nie wieder – nie. Mir ist fast das Herz stehengeblieben.«
Garion wandte sich mit einem Kloß in der Kehle ab und sah deshalb das kurze, listige Lächeln, das über Meister Wolfs Gesicht huschte.
Eine seltsame Veränderung war über die Ritter gekommen, die entlang des Ovals standen. Einige sahen sich mit dem erstaunten Ausdruck von jemandem um, der gerade aus einem schrecklichen Traum erwacht war. Andere schienen plötzlich gedankenverloren. Sir Oltorain versuchte aufzustehen.
»Nein, mein Herr«, sagte Mandorallen und drückte ihn sanft wieder zu Boden. »Ihr werdet Euch nur wehtun.«
»Was haben wir getan?« stöhnte der Baron mit schmerzverzerrtem Gesicht.
Meister Wolf stieg vom Pferd und kniete neben dem Verwundeten nieder. »Es war nicht eure Schuld«, erklärte er dem Baron. »Euer Krieg ist von dem Murgo angezettelt worden. Er hat euch das Hirn umnebelt und gegeneinander aufgehetzt.«
»Zauberei?« keuchte Oltorain und wurde blaß.
Wolf nickte. »Er ist eigentlich kein Murgo, sondern ein Grolimpriester.«
»Und der Bann ist jetzt gebrochen?«
Wolf nickte wiederum und blickte auf den bewußtlosen Grolim.
»Legt den Murgo in Ketten«, befahl der Baron den versammelten Rittern. Er sah Wolf an. »Wir haben unsere Methoden, mit Zauberern fertig zu werden«, sagte er grimmig. »Wir werden die Gelegenheit nutzen, um das Ende unseres unnatürlichen Krieges zu feiern. Dieser Grolimpriester hat seinen letzten Zauber gewirkt.«
»Gut«, antwortete Wolf mit einem freudlosen Lächeln.
»Sir Mandorallen«, sagte Baron Oltorain und stöhnte, als er sein gebrochenes Bein bewegte. »Wie können wir an Euch und Euren
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