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Zauber der Schlange

Zauber der Schlange

Titel: Zauber der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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betrat.
    »Du mußt nicht improvisieren, mein Lieber«, bemerkte Tante Pol.
    »Ich wollte nur, daß es natürlich klingt«, antwortete er unschuldig.
    Delvor kehrte kurz darauf zurück, und sie alle warteten in dem warmen Zelt, während es draußen dunkler wurde und die Straßen sich leerten. Sobald es völlig dunkel war, schafften Delvors Träger ihr Gepäck durch einen Schlitz in der Rückwand des Zeltes hinaus. Silk, Delvor und Hettar gingen mit ihnen zu den Pferdekoppeln am Rande des Marktes, während die anderen lange genug zurückblieben, um Brill nicht das Interesse verlieren zu lassen. In einem letzten Versuch der Irreführung gingen Meister Wolf und Barak hinaus und unterhielten sich über den möglichen Zustand der Straße nach Prolgu in Ulgoland.
    »Vielleicht funktioniert es nicht«, gab Wolf zu, als er und der große, rotbärtige Mann wieder hereinkamen. »Asharak weiß sicherlich, daß wir Zedar nach Süden folgen, aber wenn Brill ihm erzählt, daß wir nach Prolgu gehen, teilt er seine Leute vielleicht auf, um beide Straßen zu bewachen.« Er sah sich im Zelt um. »Also schön«, sagte er. »Dann wollen wir gehen.«
    Einer nach dem anderen schlüpfte durch den Schlitz in der Zeltwand und schlich in die nächste Straße. Dann gingen sie, in normalem Tempo wie ernsthafte Geschäftsleute, auf die Pferdekoppeln zu. Sie kamen an dem Schankzelt vorbei, wo einige Männer sangen. Die Straßen waren inzwischen fast leer, und der Nachtwind strich über die Zeltstadt und ließ Wimpel und Banner flattern.
    Dann erreichten sie den Rand des Marktes, wo Silk, Delvor und Hettar mit den Pferden warteten. »Viel Glück«, wünschte Delvor ihnen, als sie aufstiegen. »Ich werde die Murgos zurückhalten, solange ich kann.«
    Silk schüttelte seinem Freund die Hand. »Ich würde trotzdem gern noch wissen, woher du diese Bleimünzen hast.«
    Delvor zwinkerte ihm zu.
    »Was heißt das?« fragte Wolf.
    »Delvor hat einige tolnedrische Kronen, die aus Blei geprägt und dann vergoldet sind«, erklärte Silk ihm. »Er hat einige davon im Zelt des Murgos versteckt, und morgen früh wird er mit ein paar davon zu den Legionären gehen und den Murgo beschuldigen, sie in Umlauf zu bringen. Wenn die Legionäre das Zelt des Murgos durchsuchen, werden sie auf jeden Fall die anderen finden.«
    »Geld ist für Tolnedrer ungeheuer wichtig«, meinte Barak. »Wenn die Legionäre sich über diese Münzen genug aufregen, kann es sogar sein, daß sie Leute hängen.«
    Delvor grinste. »Wäre das nicht schrecklich?«
    Sie stiegen auf und ritten von den Pferdekoppeln weg auf die Straße zu. Es war eine bewölkte Nacht. Kaum hatten sie offenes Gelände erreicht, wurde der Wind spürbar frisch. Hinter ihnen glitzerte und funkelte der Markt unter dem nächtlichen Himmel wie eine große Stadt. Garion zog seinen Umhang fester um sich. Es gab ihm ein Gefühl der Einsamkeit, in einer windigen Nacht auf einer dunklen Straße zu sein, wenn alle anderen auf der Welt ein Feuer, ein Bett und Wände um sich herum hatten. Dann erreichten sie die Große West-Straße, die sich hell und leer durch die dunkle, hügelige arendische Ebene zog, und wandten sich wieder nach Süden.

9
    K urz vor Morgengrauen frischte der Wind wieder auf, und als der Himmel über den niedrigen Hügeln im Osten heller wurde, stürmte es. Garion, mittlerweile starr vor Erschöpfung, war in eine fast traumgleiche Trance gefallen. Die Gesichter seiner Gefährten schienen ihm fremd, als das blasse Tageslicht stärker wurde. Zeitweise vergaß er sogar, warum sie unterwegs waren. Er schien von einer Gesellschaft grimmiger Fremder gefangen zu sein, die eine Straße nach nirgendwo entlangdonnerten, durch eine öde, gesichtslose Landschaft. Ihre Umhänge flatterten düster im Wind hinter ihnen her, wie die Wolken, die dunkel und tief am Himmel hingen. Eine seltsame Vorstellung nistete sich in ihm ein. Die Fremden hatten ihn irgendwie gefangengenommen, und sie brachten ihn von seinen Freunden fort. Die Vorstellung wurde stärker, je weiter sie ritten, und er begann sich zu fürchten.
    Plötzlich, ohne zu wissen warum, riß er am Zaumzeug seines Pferdes, brach aus und galoppierte von der Straße in die offenen Felder.
    »Garion!« rief eine Frauenstimme scharf hinter ihm her, aber er gab seinem Pferd die Sporen und ritt nur noch schneller über das unebene Gelände.
    Einer von ihnen jagte hinter ihm her, ein furchteinflößender Mann in schwarzem Leder, mit kahlgeschorenem Kopf und einer dunklen

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