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Zauber der Schlange

Zauber der Schlange

Titel: Zauber der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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hier so ähnlich, daß sie ihm auf einmal wie ein abgekartetes Spiel vorkam. Die Züge auf dem Spielbrett waren fast identisch, und in beiden Fällen war er in die unangenehme Lage gebracht worden, derjenige zu sein, der den letzten entscheidenden Zug, der einen König sterben und ein Reich zusammenbrechen ließ, zu verhindern hatte. Er fühlte sich gänzlich machtlos, als ob sein ganzes Leben in den Händen zweier gesichtsloser Spieler läge, die in einem Spiel, das – soweit er wußte – vor Ewigkeiten begonnen hatte, Steinchen auf einem riesigen Brett nach demselben Muster hin und her schoben. Es gab keine Frage, was zu tun war. Die Spieler schien es jedoch zufriedenzustellen, ihm die Suche nach einer Lösung zu überlassen.
    König Korodullin wirkte erschüttert, als er eine halbe Stunde später mit Meister Wolf in den Thronsaal zurückkehrte, und er beherrschte seine Züge nur mit offensichtlicher Mühe.
    »Verzeiht mir, Ihr Edlen«, entschuldigte er sich, »aber ich habe schlimme Nachrichten erfahren. Für den Augenblick jedoch wollen wir unsere Sorgen beiseite lassen und diesen historischen Besuch feiern. Ruft Musiker und gebt Befehl, daß ein Bankett bereitet wird.«
    In der Nähe der Tür gab es Unruhe. Ein schwarzgekleideter Mann trat mit einem halben Dutzend mimbratischer Ritter ein, die ihm dicht folgten. Ihre Augen waren schmal vor Mißtrauen, die Hände hielten sie am Schwertgriff, als ob sie jeden davor warnen wollten, sich ihrem Anführer in den Weg zu stellen. Als der Mann näher kam, sah Garion seine schrägstehenden Augen und die vernarbten Wangen. Der Mann war ein Murgo.
    Barak legte die Hand fest auf Hettars Arm. Der Murgo hatte sich offenbar in Eile angekleidet und schien etwas atemlos von seinem hastigen Marsch zum Thronsaal. »Euer Majestät«, schnarrte er und verbeugte sich tief vor Korodullin, »mir ist soeben berichtet worden, daß Besucher an Eurem Hof eingetroffen sind, und ich bin herbeigeeilt, um sie im Namen meines Königs, Taur Urgas, zu grüßen.«
    Korodullins Miene wurde hart. »Ich kann mich nicht erinnern, Euch rufen gelassen zu haben, Nachak«, sagte er.
    »Dann ist es so, wie ich befürchtete«, antwortete der Murgo. »Diese Leute haben schlecht von meinem Volk gesprochen, um die Freundschaft, die zwischen dem Thron von Arendien und dem von Cthol Murgos besteht, zu untergraben. Ich bin enttäuscht festzustellen, daß Ihr Euer Ohr solchen Verleumdern leiht, ohne mir Gelegenheit zu geben, darauf zu antworten. Ist das gerecht, Euer Majestät?«
    »Wer ist das?« fragte Meister Wolf Korodullin. »Nachak«, antwortete der König, »der Botschafter von Cthol Murgos. Soll ich Euch ihm vorstellen, Uralter?«
    »Das wird nicht nötig sein«, erwiderte Meister Wolf kalt. »Jeder lebende Murgo weiß, wer ich bin. Die Mütter in Cthol Murgos ängstigen ihre Kinder mit meinem Namen, wenn sie nicht brav sind.«
    »Aber ich bin kein Kind, alter Mann«, spottete Nachak. »Ich habe keine Angst vor dir.«
    »Das könnte allerdings ein schwerer Fehler sein«, bemerkte Silk.
    Der Name des Murgos hatte Garion fast wie ein Schlag getroffen. Als er in das vernarbte Gesicht des Mannes blickte, der Lelldorin und seine Freunde so irregeführt hatte, stellte er fest, daß die Spieler wieder einmal ihre Steinchen in diese letzte, entscheidende Position gerückt hatten und die Entscheidung darüber, wer gewinnen oder verlieren würde, wieder einmal völlig von ihm abhing.
    »Welche Lügen hast du dem König erzählt?« fragte Nachak Meister Wolf.
    »Keine Lügen, Nachak«, sagte Wolf. »Nur die Wahrheit. Das sollte genügen.«
    »Ich protestiere, Euer Majestät«, wandte sich Nachak an den König. »Ich protestiere aufs schärfste. Alle Welt kennt seinen Haß auf mein Volk. Wie kannst du ihm nur erlauben, deine Meinung von uns zu vergiften?«
    »Diesmal hat er die Ihrs und die Euchs vergessen«, kommentierte Silk beißend.
    »Er ist aufgeregt«, antwortete Barak. »Murgos werden plump, wenn sie sich aufregen. Einer ihrer Fehler.«
    »Alorner!« spie Nachak aus.
    »Stimmt, Murgo«, sagte Barak kalt. Er hielt noch immer Hettars Arm.
    Nachak sah sie an, dann wurden seine Augen groß, als sähe er Hettar zum erstenmal. Er wich vor dem haßerfüllten Blick des Algariers zurück, und sein halbes Dutzend Ritter scharte sich schützend um ihn. »Euer Majestät«, krächzte er, »ich weiß, daß dieser Mann Hettar von Algarien ist, ein bekannter Mörder. Ich fordere, daß du ihn verhaftest.«
    »Nachak?« fragte

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