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Zauber der Schlange

Zauber der Schlange

Titel: Zauber der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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hörte ein kurzes Klimpern, als einige Münzen den Besitzer wechselten. Daraufhin lächelte der Zollinspektor und entspannte sich. »Ich glaube nicht, daß wir alle Gepäckstücke öffnen müssen«, sagte er. »Du bist ein ehrenwerter Mann, mein guter Radek, und ich möchte dich nicht aufhalten.«
    Silk verbeugte sich wieder. »Gibt es noch etwas, das ich über die Straße wissen müßte, die vor uns liegt, Exzellenz?« fragte er und verschnürte das Bündel wieder. »Ich habe gelernt, mich auf den Rat der Zollbeamten zu verlassen.«
    »Die Straße ist gut«, erwiderte der Inspektor mit einem Achselzucken. »Die Legionen sorgen dafür.«
    »Natürlich. Irgendwelche unüblichen Zustände unterwegs?«
    »Es könnte klug sein, wenn ihr euch auf eurem Weg nach Süden etwas zurückhaltet«, riet der untersetzte Mann. »Gerade im Moment gibt es in Tolnedra politische Unruhen. Aber da du nur in Geschäften unterwegs bist, wirst du wahrscheinlich nicht belästigt.«
    »Unruhen?« fragte Silk in leicht besorgtem Ton. »Davon habe ich noch nichts gehört.«
    »Es geht um die Thronfolge. Im Augenblick sind die Dinge etwas aufgewühlt.«
    »Ist Ran Borune denn krank?« fragte Silk überrascht.
    »Nein«, antwortete der untersetzte Mann, »nur alt. Das ist eine Krankheit, von der sich niemand erholt. Da er keinen Sohn hat, der ihm auf den Thron folgen kann, hängt das Schicksal der Borune-Dynastie von seinem leisesten Atemzug ab. Die großen Familien bringen sich schon in Stellung. Das ist natürlich alles schrecklich teuer, und wir Tolnedrer regen uns nun einmal auf, wenn Geld im Spiel ist.«
    Silk lachte kurz auf. »Tun wir das nicht alle? Vielleicht könnte es zu meinem Vorteil sein, ein paar Kontakte zu den richtigen Stellen zu knüpfen. Was glaubst du, welche Familie ist im Moment in der besten Position?«
    »Ich glaube, wir haben die anderen hinter uns gelassen«, sagte der Inspektor recht selbstgefällig.
    »Wir?«
    »Die Vorduvier. Ich bin mütterlicherseits entfernt verwandt mit der Familie. Der Großherzog Kador von Tol Vordue ist die einzig logische Wahl für den Thron.«
    »Ich glaube nicht, daß ich ihn kenne«, sagte Silk.
    »Ein ausgezeichneter Mann«, meinte der Inspektor überschwenglich. »Ein Mann mit Kraft, Energie und Voraussicht. Wenn die Auswahl auf reinem Verdienst beruhte, würde man den Großherzog Kador mit allgemeiner Zustimmung auf den Thron setzen. Aber unglücklicherweise liegt die Wahl in den Händen des Beraterstabes.«
    »Ach!«
    »Wirklich«, stimmte der Inspektor bitter zu. »Du glaubst nicht, was für Bestechungssummen manche dieser Männer für ihre Stimme fordern, werter Radek.«
    »Wahrscheinlich ist das eine Gelegenheit, wie sie nur einmal im Leben kommt«, vermutete Silk.
    »Ich mißgönne niemandem das Recht auf eine angemessene, vernünftige Bestechungssumme«, beklagte sich der Inspektor, »aber einige der Männer des Rates sind verrückt vor Gier. Gleich welche Position ich in der neuen Regierung erhalte, es wird mich Jahre kosten, um das wieder aufzuholen, was ich bislang schon gezahlt habe. In ganz Tolnedra ist es dasselbe. Anständige Männer werden durch die Steuern und all diese Notverschreibungen an die Wand gedrängt. Du wagst nicht, eine einzige Liste vorübergehen zu lassen, die deinen Namen nicht enthält, und jeden Tag kommt eine neue Liste heraus. Die Kosten bringen jedermann zur Verzweiflung. In den Straßen von Tol Honeth bringen sie sich gegenseitig um.«
    »Ist es so schlimm?« fragte Silk.
    »Schlimmer, als du dir vorstellen kannst«, antwortete der Zollbeamte. »Die Horbiter haben nicht das nötige Geld, um eine politische Kampagne zu führen, also haben sie angefangen, die Mitglieder des Rates zu vergiften. Wir haben Millionen ausgegeben, um eine Stimme zu kaufen, und am nächsten Tag wird unser Mann schwarz im Gesicht und fällt tot um. Dann müssen wir noch mehr Millionen aufbringen, um seinen Nachfolger zu kaufen. So was kann einen völlig ruinieren. Ich glaube, ich habe nicht die Nerven für die Politik.«
    »Schrecklich«, sagte Silk mitfühlend.
    »Wenn Ran Borune nur endlich sterben wollte«, jammerte der Tolnedrer verzweifelt. »Momentan haben wir die Kontrolle, aber die Honether sind reicher als wir. Wenn sie sich hinter einen Kandidaten stellen, können sie uns den Thron vor der Nase wegkaufen. Und die ganze Zeit sitzt Ran Borune in seinem Palast und verhätschelt das kleine Monster, das er Tochter nennt, und hat so viele Wachen um sich herum, daß wir

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