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Zauber der Schlange

Zauber der Schlange

Titel: Zauber der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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vor sich. Seine Augen traten hervor, sein Gesicht wurde totenblaß. Als ob seine Beine unter ihm weggezogen würden, fiel er aufs Gesicht. »Verzeiht mir, edle Polgara«, krächzte er einschmeichelnd.
    »Ich nehme an, das soll mich beeindrucken«, sagte der Kaiser. »Aber ich habe schon andere Männer gesehen, deren Verstand überwältigt worden ist, und Zerels Verstand ist nicht der stärkste.«
    »Du solltest ihr wirklich glauben, weißt du.« Der Kanarienvogel sprach mit leiser, flötender Stimme. »Ich wußte sofort, wer sie war – aber wir nehmen natürlich sowieso mehr wahr als ihr, die ihr auf dem Boden herumkriecht – warum tut ihr das eigentlich? Wenn ihr es nur versuchen würdet, könntet ihr bestimmt auch fliegen. Und ich wünschte, du würdest nicht mehr soviel Knoblauch essen, du stinkst schrecklich danach.«
    »Still jetzt«, sagte Tante Pol liebevoll zu dem Vogel. »Das kannst du ihm später erzählen.«
    Der Kaiser zitterte heftig und starrte den Vogel an, als wäre er eine Schlange.
    »Warum tun wir nicht einfach alle so, als glaubten wir, daß Polgara und ich sind, was wir zu sein behaupten?« schlug Meister Wolf vor. »Wir können sonst noch den ganzen Tag damit verbringen, Euch überzeugen zu wollen, und soviel Zeit haben wir nicht. Es gibt ein paar Dinge, die ich dir mitteilen muß, und sie sind sehr wichtig – egal, wer ich bin.«
    »Ich glaube, das kann ich akzeptieren«, sagte Ran Borune, der immer noch zitterte und den Kanarienvogel anstarrte.
    Meister Wolf verschränkte die Hände hinter dem Rücken und betrachtete eine Schar Spatzen, die sich auf einem Ast in der Nähe zankten. »Früh im letzten Herbst«, begann er, »hat sich Zedar der Abtrünnige in den Thronsaal von Riva geschlichen und das Auge Aldurs gestohlen.«
    »Er hat was?« fragte Ran Borune und setzte sich mit einem Ruck auf. »Wie?«
    »Wir wissen es nicht«, antwortete Wolf. »Wenn ich ihn einhole, frage ich ihn vielleicht. Jedenfalls seht Ihr sicherlich die Bedeutung dieses Ereignisses ein.«
    »Selbstverständlich«, antwortete der Kaiser.
    »Die Alorner und Sendarer bereiten sich in aller Stille auf den Krieg vor«, erzählte Wolf.
    »Krieg?« fragte Ran Borune erschreckt. »Mit wem?«
    »Mit den Angarakanern natürlich.«
    »Was hat Zedar mit den Angarakanern zu tun? Er könnte doch auch auf eigene Faust handeln, oder?«
    »So dumm seid Ihr doch sicher nicht«, warf Tante Pol ein.
    »Ihr vergeßt Euch, meine Dame«, sagte Ran Borune steif. »Wo ist Zedar jetzt?«
    »Er kam vor ungefähr zwei Wochen durch Tol Honeth«, antwortete Wolf. »Wenn es ihm gelingt, über die Grenze in eines der Angarakaner-Reiche zu entkommen, ehe ich ihn aufhalten kann, werden die Alorner marschieren.«
    »Und Arendien mit ihnen«, sagte Mandorallen fest. »König Korodullin ist ebenfalls gewarnt worden.«
    »Dann werdet ihr die Welt zertrümmern«, protestierte der Kaiser.
    »Vielleicht«, gab Wolf zu, »aber wir können Zedar nicht mit dem Auge zu Torak gelangen lassen.«
    »Ich schicke sofort Gesandte aus«, sagte Ran Borune. »Dem muß ein Ende gesetzt werden, bevor es außer Kontrolle gerät.«
    »Dafür ist es zu spät«, sagte Barak grimmig. »Anheg und die anderen sind im Moment nicht in der Stimmung für tolnedrische Diplomatie.«
    »Ihre Leute haben im Norden einen schlechten Ruf, Hoheit«, sagte Silk. »Sie scheinen immer ein paar Handelsabkommen im Ärmel zu haben. Jedesmal, wenn Tolnedra in einer Auseinandersetzung vermittelt, kostet es ein Vermögen. Ich glaube nicht, daß wir uns Eure guten Beamten noch leisten können.«
    Eine Wolke schob sich vor die Sonne. In ihrem Schatten wurde es plötzlich kühl.
    »Das ist alles völlig aus den Fugen geraten«, beschwerte sich der Kaiser. »Die Alorner und Angarakaner streiten sich seit Jahrtausenden um diesen wertlosen Stein. Ihr habt immer auf eine Gelegenheit gewartet, übereinander herzufallen, und jetzt habt ihr eine Entschuldigung gefunden. Na, dann viel Vergnügen. Tolnedra wird sich da heraushalten, solange ich Kaiser bin.«
    »Ihr werdet Euch nicht abseits stellen können, Ran Borune«, sagte Tante Pol.
    »Warum nicht? Das Auge interessiert mich in keiner Weise. Geht und vernichtet euch gegenseitig, wenn ihr wollt. Tolnedra wird es immer noch geben, wenn alles vorbei ist.«
    »Das bezweifle ich«, sagte Wolf. »In Eurem Reich wimmelt es von Murgos. Sie könnten euch in einer Woche überrennen.«
    »Es sind ehrliche Kaufleute – in ehrlichen Geschäftsangelegenheiten

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