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Zauber der Schlange

Zauber der Schlange

Titel: Zauber der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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nicht lernen«, rief sie. »Jeebers ist ein fader Idiot und langweilt mich. Ich will nicht herumsitzen und über Geschichte oder Politik oder so etwas reden. Ich will einfach einmal einen Nachmittag für mich haben.«
    »Tut mir leid.«
    »Bitte, Vater«, bettelte sie, und ihre Stimme wurde schmeichelnd. Sie nahm eine der Falten seines goldenen Gewandes und wickelte sie um ihren winzigen Finger. »Bitte.« Sie warf dem Kaiser unter ihren langen Wimpern her einen Blick zu, der Steine erweicht hätte.
    »Absolut nein«, sagte er und vermied es dabei, sie anzusehen. »Mein Befehl bleibt bestehen. Du wirst das Palastgrundstück nicht verlassen.«
    »Ich hasse dich!« rief sie. Dann lief sie unter Tränen aus dem Garten.
    »Meine Tochter«, erklärte der Kaiser fast entschuldigend. »Ihr könnt euch nicht vorstellen, was es heißt, so ein Kind zu haben.«
    »O doch, das kann ich mir vorstellen«, sagte Meister Wolf und warf Tante Pol einen Blick zu.
    Sie erwiderte den Blick herausfordernd. »Sag’s schon, Vater«, sagte sie, »du bist ja doch nicht glücklich, ehe du es nicht gesagt hast.«
    Wolf zuckte die Achseln. »Schon gut.«
    Ran Borune sah die beiden nachdenklich an. »Mir scheint, daß wir uns hier vielleicht ein wenig entgegenkommen könnten«, sagte er mit schmalen Augen.
    »Was schwebt Euch vor?« fragte Wolf.
    »Ihr genießt bei den Alornern eine gewisse Autorität«, meinte der Kaiser.
    »Etwas«, gab Wolf vorsichtig zu.
    »Wenn Ihr sie bitten würdet, wären sie sicherlich bereit, eine der absurden Klauseln des Vertrags von Vo Mimbre noch einmal zu überdenken.«
    »Und welche?«
    »Es besteht eigentlich keine Notwendigkeit für Ce’Nedra, nach Riva zu reisen, oder? Ich bin der letzte Kaiser der Borune-Dynastie, und wenn ich sterbe, wird sie auch keine Kaiserliche Prinzessin mehr sein. Unter den Umständen finde ich, daß die Forderung nicht auf sie zutrifft. Sie ist sowieso Unsinn. Die Linie des Rivanischen Königs ist vor dreizehnhundert Jahren ausgelöscht worden, also gibt es auch keinen Bräutigam, der in der Halle des Rivanischen Königs auf sie warten könnte. Wie ihr gesehen habt, ist Tolnedra im Moment ein sehr gefährliches Land. Ce’Nedras sechzehnter Geburtstag ist in etwa einem Jahr, und das Datum ist allgemein bekannt. Wenn ich sie nach Riva schicken muß, wird die Hälfte aller Attentäter des Reiches vor den Palasttoren herumlungern und darauf warten, daß sie erscheint. Ich möchte nicht gern ein solches Risiko eingehen. Wenn Ihr einen Weg findet, das den Alornern klarzumachen, würde ich vielleicht ein paar Konzessionen bezüglich der Murgos machen – ihre Anzahl begrenzen, sie auf bestimmte Gebiete beschränken und so weiter.«
    »Nein, Ran Borune«, sagte Tante Pol entschieden. »Ce’Nedra wird nach Riva gehen. Ihr habt es mißverstanden, wenn Ihr glaubt, daß der Vertrag nur eine Formalität ist. Falls Eure Tochter dazu bestimmt ist, die Braut des Rivanischen Königs zu werden, kann keine Macht der Welt verhindern, daß sie am vereinbarten Tag im Thronsaal von Riva erscheint. Die Bemerkungen meines Vaters über die Murgos sind nur Vorschläge zu Eurem eigenen Besten. Wozu Ihr Euch in dieser Sache entscheidet, ist Eure eigene Angelegenheit.«
    »Ich glaube, damit haben wir alle Möglichkeiten dieser Unterhaltung erschöpft«, sagte der Kaiser kühl.
    Zwei wichtig aussehende Beamte kamen in den Garten und sprachen kurz mit Graf Morin.
    »Eure Hoheit«, sagte der grauhaarige Kämmerer ehrerbietig, »der Handelsminister möchte Euch davon unterrichten, daß er eine ausgezeichnete Vereinbarung mit der Handelsdelegation aus Rak Goska erreicht hat. Die Herren aus Cthol Murgos waren sehr zuvorkommen.«
    »Ich freue mich, das zu hören«, sagte Ran Borune und warf Meister Wolf einen nachdenklichen Blick zu.
    »Die Abordnung aus Rak Goska möchte Euch gern ihre Aufwartung machen, bevor sie abreist«, setzte Morin hinzu.
    »Aber natürlich«, sagte der Kaiser. »Ich wäre erfreut, sie hier zu empfangen.«
    Morin wandte sich um und nickte den beiden Beamten am Tor zu. Die Beamten sprachen mit jemandem, der draußen stand, und das Tor schwang auf.
    Fünf Murgos kamen in den Garten. Ihr weiten, schwarzen Umhänge hatten Kapuzen, die jedoch zurückgeschlagen waren. Die Umhänge waren vorn nicht geschlossen, und die Kettenhemden, die sie darunter trugen, schimmerten im Sonnenlicht. Der erste Murgo war etwas größer als die anderen. Sein Verhalten machte deutlich, daß er der Anführer der

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