Zauber der Schlange
hier.«
»Murgos machen keine ehrlichen Geschäfte«, sagte Tante Pol. »Jeder Murgo in Tolnedra ist hier, weil er von dem Hohepriester der Grolims hergeschickt wurde.«
»Das ist übertrieben«, widersprach Ran Borune stur. »Alle Welt weiß, daß Ihr und Euer Vater einen starken Haß gegen alle Angarakaner hegt, aber die Zeiten haben sich geändert.«
»Cthol Murgos wird noch immer von Rak Cthol aus regiert«, sagte Wolf, »und Ctuchik ist dort der Herr. Ctuchik hat sich nicht verändert, selbst wenn die Welt sich verändert haben sollte. Die Kaufleute aus Rak Goska mögen Euch zivilisiert erscheinen, aber sie alle springen, wenn Ctuchik pfeift, und Ctuchik ist der Jünger Toraks.«
»Torak ist tot.«
»Wirklich?« fragte Pol. »Habt Ihr sein Grab gesehen? Habt Ihr das Grab geöffnet und Euch seine Gebeine angesehen?«
»Es ist sehr teuer, mein Reich zu führen«, sagte der Kaiser. »Ich brauche die Einnahmen, die die Murgos mir bringen. Ich habe Agenten in Rak Goska und entlang der südlichen Karawanen-Route, also wüßte ich, wenn die Murgos irgend etwas gegen mich planten. Ich hege den leisen Verdacht, dies alles könnte das Ergebnis eines internen Streits in der Bruderschaft der Zauberer sein. Ihr habt eure eigenen Beweggründe, und ich lasse nicht zu, daß ihr mein Reich als Steinchen in euren Machtkämpfen benutzt.«
»Und wenn die Angarakaner gewinnen?« fragte Tante Pol. »Wie wollt Ihr mit Torak zurechtkommen?«
»Ich habe keine Angst vor Torak.«
»Habt Ihr ihn je getroffen?« erkundigte sich Wolf.
»Natürlich nicht. Hört zu, Belgarath, Ihr und Eure Tochter, ihr seid Tolnedra nie freundschaftlich gesonnen gewesen. Ihr habt uns nach Vo Mimbre wie einen besiegten Feind behandelt. Eure Information ist interessant, und ich werde sie angemessen überdenken, aber tolnedrische Politik wird nicht von alornischen Vorurteilen bestimmt. Unsere Wirtschaft hängt weitgehend vom Handel entlang der südlichen Karawanen-Route ab. Ich werde mein Reich nicht zerstören, nur weil ihr zufällig Murgos nicht leiden könnt.«
»Dann seid Ihr ein Narr«, sagte Wolf barsch.
»Ihr wäret erstaunt, wie viele Leute das glauben«, erwiderte der Kaiser. »Vielleicht habt Ihr mehr Glück mit meinem Nachfolger. Wenn es ein Vorduvier oder ein Honether ist, könnt Ihr ihn vielleicht sogar bestechen, aber Boruner nehmen keine Bestechungen an.«
»Oder Ratschläge«, sagte Tante Pol.
»Nur wenn es uns paßt, edle Polgara«, sagte Ran Borune.
»Ich glaube, wir haben hier alles getan, was wir können«, meinte Wolf entschieden.
Eine bronzene Tür im hinteren Teil des Gartens wurde aufgerissen, und ein kleines Mädchen mit flammendem Haar stürmte herein. Ihre Augen funkelten vor Wut. Zuerst hielt Garion sie für ein Kind, aber als sie näher kam, stellte er fest, daß sie schon etwas älter war. Obwohl sie sehr klein war, offenbarte die kurze, ärmellose grüne Tunika, die sie trug, daß ihr Körper schon heranreifte. Er verspürte einen eigenartigen Schock, als er sie sah – es war fast wie ein Wiedererkennen, wenn auch nicht ganz. Ihr Haar war eine Fülle von langen, feinen Locken, die ihr über Nacken und Schultern fielen. Es besaß eine Farbe, die Garion noch nie gesehen hatte – ein tiefes, glänzendes Rot, das von innen her zu glühen schien. Ihre Haut hatte einen Goldton, der, als sie durch den Schatten der Bäume eilte, fast einen grünlichen Schimmer annahm. Sie befand sich in einem Zustand unverhohlener Wut. »Warum werde ich hier gefangengehalten?« fragte sie den Kaiser.
»Wovon redest du?« fragte Ran Borune zurück.
»Die Legionäre lassen mich nicht vom Palastgelände!«
»Ach das«, sagte der Kaiser.
»Genau. Das.«
»Sie handeln auf meinen Befehl, Ce’Nedra«, erklärte der Kaiser.
»Das haben sie auch behauptet. Sag ihnen, das hört auf.«
»Nein.«
»Nein?« Ihr Ton war ungläubig. »Nein?« Ihre Stimme kletterte mehrere Oktaven nach oben. »Was soll das heißen, nein?«
»Es ist im Moment zu gefährlich für dich, in die Stadt zu gehen«, sagte der Kaiser beschwichtigend.
»Unsinn«, fuhr sie ihn an. »Ich habe nicht die Absicht, in diesem muffigen Palast herumzusitzen, nur weil du Angst vor deinem eigenen Schatten hast. Ich brauche einige Dinge vom Markt.«
»Dann schick jemanden.«
»Ich will aber niemanden schicken!« schrie sie ihn an. »Ich will selbst gehen.«
»Das kannst du aber nicht«, sagte er entschieden. »Verbring deine Zeit lieber mit deinen Studien.«
»Ich will aber
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