Zauber der Sonneninsel
führte.
Tomás Torres schien die halbe Insel zu gehören! Es war erschreckend, dass ein Mann so viel Land besitzen konnte. Welch ein Widerspruch: Großgrundbesitzer wie Torres trugen die Hauptverantwortung für die Umwelt, doch gerade sie waren diejenigen, die der Natur am meisten Schaden zufügten.
Heute Nachmittag wollte sie Tomás Torres endlich einmal die Meinung sagen! Eine solche Gelegenheit bot sich so schnell nicht wieder.
Nach etwa einem Kilometer erreichte Petra das Haus. Sie parkte den Wagen auf der kiesbestreuten Einfahrt und stieg aus. Ihr stockte der Atem.
Das also konnte man mit Geld und Macht erreichen!
Aus Steinen gebaut, die dieselbe Farbe hatten wie die Hügel der Umgebung, und von Efeu bewachsen, stand Tomás Torres’ Haus auf einer kleinen Anhöhe. Unzählige hohe Fenster unterschieden das Gebäude von den typischen Häusern Mallorcas, die normalerweise nur wenige und kleine Fenster hatten. Ein offensichtlich sehr alter Turm ragte aus dem weitläufigen Garten und erhob sich stolz und mächtig über die Dächer des Hauses.
Ein Bogengang führte durch den Innenhof zum Haupteingang. Blühende Bäume standen in großen Töpfen um einen Springbrunnen. Das leise Plätschern des Wassers war das einzige Geräusch. Hohe Wände schirmten diesen Ort von der Außenwelt ab. Eine Bougainvillea streckte ihre roten Blüten der Sonne entgegen.
Petra hörte Schritte hinter sich und wandte sich um. Der Hausherr kam über eine marmorne Freitreppe auf sie zu.
Torres trug eine elegante Wolljacke, ähnlich der, die er auf Sa Virgen getragen hatte, doch statt Jeans und Stiefeln trug er eine modische graue Hose und maßgefertigte Schuhe. Seine eindrucksvolle Statur und seine dominierende Ausstrahlung waren ihr noch gut in Erinnerung. Doch nun kam ihr die Sinnlichkeit seiner Lippen und seines Blickes mit einem Schlag wieder ins Bewusstsein. Er blieb direkt vor ihr stehen, und der Ausdruck seiner schwarzen Augen ließ ihr Herz höher schlagen.
Er sah überwältigend aus! Durch die gebrochene Nase wirkte sein markantes, braungebranntes Gesicht noch interessanter. Seine Augen waren wie dunkle Seen, in denen die Seele einer Frau untergehen und ertrinken konnte.
“Nun”, unterbrach Petra das Schweigen mit gespielter Fröhlichkeit, “hier bin ich also.”
“Hier sind Sie also”, erwiderte er ruhig. Er streckte die Hand aus und nahm ihr die Sonnenbrille ab, als ob er sich erinnern wollte, wie sie aussah. Petra versuchte, seinem durchdringenden Blick standzuhalten, doch sie fühlte, wie ihre Mundwinkel vor Nervosität zitterten.
“Sie sind es tatsächlich, aber Sie sehen anders aus als letztes Mal.”
Das war alles? Mehr als eineinhalb Stunden hatte sie gebraucht, um sich für diese Verabredung zurechtzumachen!
Dabei hatte die Erinnerung an Cristina Colom eine große Rolle gespielt. Petra hatte ihr volles kastanienbraunes Haar sorgfältig zu einem kunstvollen Chignon aufgesteckt, der den schlanken Nacken freiließ. Sie hatte nur etwas Make-up aufgelegt, um ihren vollen Mund und ihre schönen Augen zur Geltung zu bringen.
Sie trug ein maßgeschneidertes Kostüm aus pfirsichfarbenem Leinen. Die schlanke Taille wurde von einem Gürtel betont, der in der Farbe zu den Schuhen und ihrer Tasche passte.
Petra wusste, dass sie noch nie hübscher und begehrenswerter ausgesehen hatte. Deshalb konnte sie die Enttäuschung über Tomás Torres’ offensichtliche Gleichgültigkeit kaum verbergen.
Es war nur eine kurze Gefühlsaufwallung, aber Tomás Torres entging das nicht. Er lachte und beugte sich zu ihr hinunter. Ehe sie wusste, wie ihr geschah, hatte er mit dem Mund ganz sanft ihre Lippen berührt. “Sie sehen bezaubernd aus”, sagte er ernst. “Willkommen auf Alcamar!”
Petra schwebte wie auf Wolken, als er sie ins Haus bat und in einen großen, kühlen Raum führte, der mit wertvollen alten Möbeln und Teppichen ausgestattet war. Die Wände waren mit kostbarem Holz verkleidet.
Ein Hausmädchen servierte den Kaffee auf einem Silbertablett. Es war sehr schwer, sich von dieser angenehmen und geschmackvollen Umgebung nicht beeindrucken zu lassen. In diesem Haus herrschte eine Atmosphäre, die so einzigartig war wie der Besitzer. Petra meinte, noch seinen Kuss auf ihren Lippen zu spüren, sanft und warm.
Sie machte es sich auf dem Sofa bequem. “Sie müssen meine Unwissenheit entschuldigen, Señor Torres”, sagte sie förmlich, “aber bis heute habe ich noch nie etwas von Alcamar gehört, obwohl ich schon
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