Zauber der Sonneninsel
Tomás trug nur Jeans, und sie kuschelte sich gegen seine breite nackte Brust. “Nein”, wiederholte sie sanft, “du hast mich überhaupt nicht verletzt.”
“Gut.” Tomás küsste sie und fasste ihre Hände. “Ich werde zu eurer Versammlung am Neunundzwanzigsten kommen”, versprach er. “Aber das ist noch lange hin. Wir müssen uns unbedingt vorher sehen! Hast du Lust, mit mir auf den Puigpunyent zu kommen? Keine Bergtour natürlich, nur ein Spaziergang. Wir könnten uns die wilden Blumen anschauen, und vielleicht bekommen wir ja auch Adler zu sehen, für die du dich so interessierst. wir könnten einen ganzen langen Tag zusammen verbingen, nur wir beide.”
“Das wäre wunderbar!” rief Petra. Der Puigpunyent war der höchste Berg Mallorcas und eine der schönsten Regionen der Insel.
“Wie wäre es mit morgen?”
“Einverstanden!” Diesmal machte Petra kein Hehl aus ihrer Freude, und er schien sich über ihren Eifer zu amüsieren.
“Am besten, wir fahren mit deinem Wagen. Mein alter Ferrari ist für Bergpfade nicht gerade geeignet.”
“Dann solltest du dir einen Jeep kaufen”, schlug sie vor. “Ich glaube allmählich, dass du geizig bist, Don Tomás.”
“Jeeps, Swimmingpools aus Marmor – was noch?” stöhnte er. “Ich bin nicht so reich, wie du denkst, Mädchen. Komm, wir müssen in die Wirklichkeit zurückkehren!”
Die folgenden Tage waren die glücklichsten, die Petra jemals erlebt hatte. Wenn sie mit Tomás zusammen war, vergaß sie alles und fühlte sich wie eine ganz andere Frau. Sie war glücklich, und die überschäumende Freude, zu leben und zu lieben, veränderte ihr ganzes Dasein.
Tomás war in jeder Hinsicht ein außergewöhnlicher Mann. Hinter seiner fast brutalen Männlichkeit verbargen sich Zärtlichkeit und Humor. Er weckte nie gekannte Gefühle in ihr, und sie wusste, dass sie ihn brauchte.
Die Tatsache, dass Petra immer mehr Zeit mit ihrem ehemaligen Feind verbrachte, war zuerst ein Gegenstand ständiger Belustigung für James und ihre Eltern. Doch als sie bemerkten, dass Petra immer mehr aufblühte und ihre Augen leuchteten, warfen sie sich nur noch gelegentlich viel sagende Blicke zu.
Natürlich waren sie neugierig auf Tomás. Und als er sie am Donnerstag vor der Versammlung zum Essen einlud, erschien Petra die Gelegenheit günstig, ihn ihrer Familie vorzustellen. Er sollte sie um sieben Uhr abends zu Hause abholen.
Sie hatte das grüne Samtkleid ausgesucht, das schönste Abendkleid, das sie besaß. Der tiefe Ausschnitt betonte ihren schlanken Hals und ihre vollen Brüste. Um die schmale Taille trug sie einen Satingürtel. Farbe und Stoff des Kleides brachten ihren zarten Teint voll zur Geltung, ohne aufdringlich zu wirken.
Über die silberne Haarnadel dachte sie eine Weile nach. Sie wollte ihr Haar offen tragen, weil er das liebte. Vielleicht konnte sie die Nadel als Brosche tragen. Dann fiel ihr ein, dass Tomás ihr sicher eine Blume mitbringen würde, denn das war eine alte Sitte auf Mallorca. Sie konnte die Nadel dazu benutzen, die Blüte an ihrem Kleid zu befestigen.
Petras Gedanken wanderten zurück zum Tag zuvor, als sie den ganzen Nachmittag am Strand verbracht hatten. Ohne sich zu küssen, wie sie es sonst taten, hatten sie eng umschlungen im Sand gelegen und stundenlang nur geredet, wie es Liebende tun. Worüber, konnte sie sich nicht mehr erinnern. So viele Dinge hatten sie sich zu sagen. Und sie wussten, dass es noch viel mehr zu erzählen gab.
Tom Castle pfiff anerkennend, als seine Tochter im Abendkleid, eine leichte Wollstola über dem Arm, die Treppe herunterkam.
“Also wirklich”, sagte er bewundernd, “du meinst es ernst!”
“Ja”, gab Petra lächelnd zu, “ich meine es ernst.”
“Du siehst bezaubernd aus, Liebling.” Ihre Mutter betrachtete sie liebevoll. Sie ahnte mehr von Petras Gefühlen als die anderen.
“Solltest du nicht mehr Make-up nehmen?” war James’ einziger Kommentar.
Petra schüttelte den Kopf. Sie wusste instinktiv, dass Tomás es nicht mochte, wenn eine Frau sich auffällig schminkte. Sie hatte nur Lippenstift aufgelegt und ihre Augen mit Kajal und etwas Lidschatten betont. Es war ihr bewusst, dass sie nie besser ausgesehen hatte.
In diesem Augenblick verkündete Motorengeräusch Tomás’ Ankunft. James warf einen neugierigen Blick nach draußen. “Was für ein Auto!”
“Müssen wir ihm die Hand küssen, oder tut es auch eine Verbeugung?” erkundigte sich Petras Vater amüsiert.
“Bitte, seid
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