Zauber der Sonneninsel
nieder. “Bist du in Ordnung?” Aber er zeigte keine Reaktion.
Das konnte doch nur ein Alptraum sein. Es war unmöglich, dass dies wirklich passiert war. Wo blieb James nur? Inzwischen waren Polizisten im Saal, die die Menge zum Gehen aufforderten. Petra sah, dass auch einige andere Leute verletzt waren.
“Er hat eine Gehirnerschütterung”, sagte Ramirez hilflos.
“Mein Bruder ist Arzt. Er holt nur seine Tasche und wird jeden Moment zurück sein.” Sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. “Tomás, kannst du mich hören?”
“Das war Absicht!” sagte Ramirez verbittert. “Ich habe gesehen, wie der junge Mann mit einer Flasche auf ihn zielte, nur ein paar Meter entfernt. Und ich konnte nichts tun. Sie hätten ihn fast umgebracht!”
Endlich erschien James mit seiner Instrumententasche. Er untersuchte Tomás sorgfältig. “Schlimm”, sagte er leise. “Das gefällt mir gar nicht.”
“Was können wir denn tun?” fragte Ramirez.
“Im Moment nicht viel”, erwiderte James. “Der Krankenwagen wird gleich kommen. Bis dahin werde ich die Wunde reinigen und verbinden. Nimm seinen Kopf in deinen Schoß, Petra.”
Vorsichtig legte sie Tomás’ Kopf in ihren Schoß, ohne darauf zu achten, dass ihr schönes weißes Kostüm bald blutverschmiert war. James nahm Desinfektionsmittel und Instrumente aus seiner Tasche und behandelte die Wunde.
Petra musste den Blick abwenden. Die Halle sah aus wie ein Schlachtfeld. Am anderen Ende trieben die Polizisten die letzten singenden Fanatiker aus dem Saal. Anscheinend waren einige von ihnen verhaftet worden. Eine Kamera funktionierte noch, und das dazugehörige Team filmte eifrig die schreckliche Szene.
Sie sah wieder auf Tomás hinunter. Unter der Sonnenbräune war sein Gesicht weiß wie Schnee. “Ist er schwer verletzt?” fragte sie ihren Bruder.
“Nach dem Röntgen werden wir mehr wissen”, sagte er. “Ah! Ich habe einen großen Glassplitter herausbekommen. Mit ein bisschen Glück wird er morgen nur noch grässliche Kopfschmerzen haben. Sein Kopf scheint jedenfalls einiges aushalten zu können. Ich glaube, die Wunde ist jetzt sauber. Kannst du mir beim Verbinden helfen?”
Petra nickte und versuchte, sich an alles zu erinnern, was ihr Bruder ihr über Erste Hilfe beigebracht hatte. Während Petra sorgfältig die Wunde verband, fiel ihr ein, dass sie ein Mitglied der Gruppe war, die ihm so übel mitgespielt hatte. Wie dumm war sie gewesen! Sie war dafür verantwortlich, dass er hier lag. Wenn er starb, war es ihre Schuld!
Dieser Gedanke machte sie noch elender. Verzweifelt betete sie darum, dass Tomás ihre Dummheit nicht mit seinem Tod bezahlen musste.
“Wie geht es ihm?”
Petra erkannte Barry Lear, der sich besorgt über Tomás beugte. “Wird er wieder in Ordnung kommen?”
“Ich weiß nicht”, erwiderte James kurz. “Sie haben ein paar sehr gewalttätige Freunde, Mr. Lear.”
“Das waren nicht meine Freunde”, wehrte Barry ruhig ab. “Ich kann nur mein Bedauern über diesen Vorfall ausdrücken.”
“Bedauern?” wiederholte Petra. “Ist das alles, was du dazu zu sagen hast?”
“Ich fürchte, einige Leute haben den Kopf verloren”, antwortete Barry kühl. “Sie haben ihrem Frust und ihrem Ärger freien Lauf gelassen. Das ist sehr bedauerlich.”
“Es ist schockierend”, sagte einer der älteren Polizisten zornig. “Don Tomás ist ein guter Mensch. Dies alles hätte nicht passieren dürfen!”
“Es täte mir sehr leid, wenn er ernstlich verletzt sein sollte”, versicherte Barry.
Sein Blick fiel auf Petra, und sie erkannte plötzlich den zynischen Ausdruck in seinen Augen. Offenbar bereute er nichts von dem, was passiert war.
Dieser Gedanke schien ihr so ungeheuerlich, dass sie es zuerst nicht glauben wollte. War das Ganze geplant gewesen, selbst dies? Und war sie selbst, ohne es zu wissen, in ein Komplott verstrickt?
Ihr Blick wanderte von dem Polizisten zu Barry. Hast du es geplant? Barrys Gesicht blieb völlig kalt und ausdruckslos. Sein Blick war mitleidslos wie der eines Raubvogels. Nichts war ihm zu entnehmen, er gab keine Antwort auf ihre unausgesprochene Frage.
In der Zwischenzeit hatte James Tomás’ Puls kontrolliert und untersuchte jetzt mit einem Ophthalmoskop die Augen seines Patienten. “Ich glaube, es ist eine schwere Gehirnerschütterung”, sagte er. “Einen Schädelbruch kann ich fast mit Sicherheit ausschließen.”
Ein Polizist eilte heran. “Der Krankenwagen ist da.”
James lächelte Petra
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