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Zauber der Sonneninsel

Zauber der Sonneninsel

Titel: Zauber der Sonneninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carole Mortimer
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kranken oder verletzten Vögeln um Rat fragen.” Tomás warf ihr einen kurzen Blick zu. “Du kannst dir vorstellen, wie schwer ihm das fällt. Er hasst Emilio, weil der mehr über Falken weiß, als er selbst je wissen wird. Und indem er ihn um Hilfe bittet, gibt er zu, dass Emilio der bessere Mann ist.”
    “Die Jagd mit Falken ist eine grausame Sache”, war alles, was Petra als Erwiderung einfiel. “Es ist nicht besser als Stierkampf.”
    Tomás nickte. “Die Falkenjagd ist grausam und schön, genau wie das Leben. Mit dem Stierkampf ist es ähnlich. Beide sind fest in der spanischen Kultur verwurzelt.”
    “Aber du kannst den Stierkampf in der heutigen Zeit doch unmöglich gutheißen!”
    “Ich billige ihn nicht, aber ich lehne ihn auch nicht ab. Das steht mir nicht zu.” Er sah sie an. “Erzähl mir jetzt bitte nicht, dass Stierkampf grausam und brutal und primitiv ist. Das weiß ich selbst.”
    Petra lächelte verächtlich. “Merkwürdig, dass diese blutigen Sportarten immer als traditionelles Kulturgut angesehen werden. In England ist es dasselbe mit der Fuchsjagd.”
    “Ich versichere dir, dass der Stierkampf nicht meinem Geschmack entspricht”, beruhigte Tomás sie. “Aber die Falknerei, ah, Petra, das ist ein wunderbarer Zeitvertreib. Dem Falken zusehen, wenn er sich wie ein Blitz in den blauen Himmel emporschwingt – das ist wahre Schönheit!”
    “Ein heidnischer Brauch”, erwiderte sie heftig.
    Er lachte. “Ich teile ja auch nicht deine Bewunderung für Barry Lear oder seinen Freund Peraza. Ihr Fanatismus zwingt sie zu Entscheidungen, vor denen jeder vernünftige Mensch zurückschreckt.”
    “Zum Beispiel?” fragte Petra herausfordernd.
    “Die Besetzung von Sa Virgen letztes Jahr.”
    “Damit hatten sie überhaupt nichts zu tun”, versicherte Petra. “Ich gebe zu, dass das Ganze keine gute Idee war, aber es hätte doch etwas bringen können, wenn alles so gelaufen wäre, wie es geplant war. Die Schwierigkeit war, dass eine Gruppe von Außenseitern sich einmischte, Leute, die sich für die Umwelt überhaupt nicht interessieren. Jede Bewegung zieht auch einige Verrückte an, aber du darfst sie nicht mit den Leuten verwechseln, die sich wirklich engagieren.”
    Tomás parkte den Wagen vor Petras Elternhaus. “Lass uns nicht streiten”, bat er zärtlich. “Diese Nacht bedeutet mir zu viel.”
    “Mir auch.” Petra schmiegte sich an ihn und fühlte, wie ihr Ärger verflog, als er sie küsste. Es war ein langer, inniger Kuss, der sie daran erinnerte, was nachts zwischen ihnen geschehen war.
    “Du musst schleunigst ins Bett”, sagte Tomás entschlossen und stieg aus. Er schlang seinen Arm um ihre Taille und begleitete sie bis zur Haustür. Auf der Veranda umfasste er ihr Gesicht mit beiden Händen und küsste sie zärtlich. “Und nun schlaf gut, mein Herz.”
    “Tomás …” Sie wollte ihm sagen, wie wunderbar diese Nacht für sie gewesen war und was sie ihr bedeutete. Aber er legte ihr sofort den Finger auf die Lippen.
    “Sag nichts. Jetzt ist nicht die Zeit dafür. Ich weiß ohnehin, was du mir sagen willst. Wir sehen uns morgen.”
    Sie schloss die Tür auf und warf ihm zum Abschied noch eine Kusshand zu.
    Im Haus war es still. Mit geschlossenen Augen wartete Petra in der Dunkelheit, bis das Motorengeräusch seines Wagens verklungen waren. Erst dann ging sie langsam die Treppe hinauf in ihr Zimmer.

7. KAPITEL
    P etra hatte die Ramon-Lull-Halle noch nie so überfüllt gesehen. Im Zuschauerraum drängten sich die Leute, und auf der Bühne trugen mindestens drei verschiedene Kamerateams mit ihren Mikrophonen und blendenden Scheinwerfern zum allgemeinen Durcheinander bei. Es herrschte eine erregte, angespannte Atmosphäre, die Luft schien vor Elektrizität zu knistern.
    Die Mitglieder der Umweltgruppe waren vollständig vertreten, doch Petra erkannte auch andere Leute, die sie seit Monaten nicht gesehen hatte. Es war ein großes Ereignis für eine Sache, die bisher nur wenig öffentliches Interesse erregt hatte. Für ihre Gruppe war das Ganze jetzt schon ein Erfolg.
    Angesichts des Massenaufgebots der Medien und der erregten Menge, die auf die Hauptakteure dieses Abends wartete, fühlte Petra ihre Zuversicht schwinden. Wenn die Debatte nun nicht so verlief, wie Tomás erwartete? Wenn dieser Abend tatsächlich dazu führte, seine Pläne für Sa Virgen zu vereiteln?
    Petra mochte nicht einmal daran denken. Sie war so mit ihrer Liebe beschäftigt gewesen, dass ihr solche

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