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Zauber der Vergangenheit

Zauber der Vergangenheit

Titel: Zauber der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Goldbach
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sagte ich in meiner Verzweiflung und legte ihm eine Hand auf die Wange. »Es wird alles gut … alles wird gut.« Ich wusste nicht, ob ich dabei ihm oder mir Mut zusprach. Wo blieb bloß diese blöde Kutsche? Kaum hatte ich den Gedanken zu Ende gedacht, hörte ich endlich das Geklapper von Pferdehufen. Eine große, schwarze Kutsche bog um die Ecke und blieb abrupt vor dem Gartentor stehen. Anthony sprang vom Kutschbock herunter und rannte auf uns zu.
    »Er wird immer schwächer«, schluchzte ich. Anthony gab dem Kutscher ein Zeichen, der sofort herbeigeeilt kam. Gemeinsam hievten sie Drew hoch und trugen ihn zur Kutsche. Ich lief voraus und öffnete die Tür.
    »Du steigst zuerst ein«, forderte Anthony. Ich tat, wie geheißen. Anthony half Drew hinein und setzte ihn neben mir ab. Dann nahm er mir gegenüber Platz. Schon setzte sich die Kutsche in Bewegung und jagte durch die Straßen. Drews Kopf lag auf meinem Schoß. Seine Augen waren halb geöffnet. Ich strich ihm beruhigend durchs Haar.
    »Wo fahren wir hin?«, fragte ich.
    »Zur St. Paul's Cathedral«, antwortete Anthony. »Wir müssen deinen Großvater finden.«
    »Wir müssen zuerst Drew helfen! Wir müssen ihn in ein Krankenhaus bringen!«, protestierte ich.
    »Das ist hier nicht wie in der Zukunft. Hier werden sie nicht mehr machen als einen Aderlass oder sie werden ihm die Glieder amputieren, an denen er Verletzungen hat, die sie nicht behandeln können. Willst du das?«
    »Nein, natürlich nicht«, gab ich mit einem Schluchzer zurück. Drew hustete und spuckte dabei etwas Blut aus. Ich betete, dass er durchhalten würde. Nach einer gefühlten Ewigkeit kam die Kutsche zum Stehen.
    »Wir sind da!«, sagte Anthony und öffnete die Tür. Eilig sprang er hinaus. Der Kutscher war bereits zur Stelle und half Anthony dabei, Drew aus der Kutsche und in Richtung des Kirchenportals zu tragen. Ich eilte ihnen, so schnell ich konnte, hinterher. Die umstehenden Leute stoben auseinander und sahen uns verwundert nach. Als ich durch das Eingangsportal trat, sah ich, wie mehrere Schwestern in Ordenstracht bereits angelaufen kamen und sich um Drew scharten. Sie redeten alle wirr durcheinander. Eine der Schwestern lief eine Treppe hinauf und kam einige Augenblicke später mit ein paar Männern wieder, die Drew vorsichtig in das obere Stockwerk brachten. Er sah aus, als sei er bereits tot. Ich wollte ihnen folgen, doch Anthony versperrte mir den Weg und hielt mich zurück.
    »Lass mich durch«, schrie ich ihn an und trommelte mit den Fäusten gegen seine Brust. Er ergriff meine Hände und zwang mich dazu ihn anzusehen.
    »Violet, bitte beruhige dich.«
    »Ich will zu ihm. Ich lasse ihn nicht alleine«, protestierte ich aufgebracht.
    »Sie werden sich um ihn kümmern. Wir würden ihnen nur im Weg stehen«, beschwor er mich, doch das wollte ich nicht hören.
    »Ich will aber nicht hierbleiben. Lass mich durch.« Ich versuchte mich aus seinem Griff zu befreien, aber es gelang mir nicht. Schließlich verließen mich meine Kräfte und meine Knie gaben nach. Schluchzend sank ich auf den Boden. Tränen rannen mir wie Sturzbäche das Gesicht hinunter. Anthony zog mich an sich, doch ich stieß ihn von mir.
    »Nimm deine Finger weg«, befahl ich. »Wage es ja nicht, mich je wieder anzufassen.« Er streckte eine Hand nach mir aus. Ich schlug sie weg.
    »Lass gut sein, mein Junge«, hörte ich eine tiefe Stimme direkt hinter mir. Anthony sah zu dem Mann auf und ließ den Arm sinken. Ich drehte mich langsam um.
    »Hallo, Violet«, sagte er und ein breites Lächeln erschien auf seinem Gesicht. Ich blickte erstaunt zurück. Vor mir stand mein Großvater.

KAPITEL 15
EINE SCHWERE ENTSCHEIDUNG

    Es dauerte einen Moment, bis ich meine Fassung wiedererlangt hatte.
    »Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Sie werden sich gut um Andrew kümmern«, sagte mein Großvater beruhigend und reichte mir seine Hand. Vorsichtig nahm ich sie und richtete mich auf.
    »Anthony, mein Junge, würdest du uns für einen Moment allein lassen?«, bat er. Anthony nickte stumm und zog sich zurück. Ich sah ihm nach, wie er im Dunkel der Kathedrale verschwand.
    »Du bist wirklich eine wunderschöne, junge Dame geworden«, sagte mein Großvater, während ich ihn einfach ungläubig anstarrte, und betrachtete mich von oben bis unten. »Es fällt mir schwer zu glauben, dass du wirklich vor mir stehst. Ich hatte nicht zu hoffen gewagt, dich noch einmal zu sehen.«
    »Ich auch nicht«, gab ich zurück und wischte mir die

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