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Zauber der Versuchung: Roman (German Edition)

Zauber der Versuchung: Roman (German Edition)

Titel: Zauber der Versuchung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Alexander
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von seinem Brandy und betrachtete Gideon über den Rand seines Glases hinweg. Ein gefährliches Funkeln lag in seinen Augen. »War Judith gerührt ob deiner Aufmerksamkeit?«
    »Ja, war sie.« Gideon musste unweigerlich lächeln. »Und sie war auch sehr froh, ihre Orchidee zurückzubekommen.«
    »Dachte ich mir.« Helmsley trank noch einen Schluck und musterte seinen Freund. »Darf ich fragen, wie der Rest des Abends verlaufen ist?«
    »Fragen darfst du.«
    »Verstehe.« Norcroft schmunzelte. »Du warst stets diskret, selbst gegenüber deinen engsten Freunden.«
    » Vor allem gegenüber meinen engsten Freunden«, korrigierte Gideon.
    »Dann wirst du sie wiedersehen?«, erkundigte sich Helmsley beiläufig.
    Gideon verkniff sich ein Grinsen. Helmsley war offensichtlich neugierig, was genau in der letzten Nacht zwischen Judith und ihm gewesen war. Und handelte es sich um eine andere Frau als Judith, würde er wahrscheinlich direkt fragen. Es sprach für Helmsley, aber das verwunderte Gideon nicht weiter. Helmsley war ein guter Mann und ein noch besserer Freund, wie Norcroft auch. Gideon hatte es ihnen nie gesagt, und auch nicht vor, es irgendwann zu tun, doch er verdankte den beiden Männern seine eigene Wandlung zum Besseren. Sie alle waren schon zusammen zur Schule gegangen, jedoch erst Jahre später Freunde geworden. Zu jener Zeit, als er Freunde brauchte.
    Das erste Jahr nach seinem Debakel von einer Heirat hatte Gideon sich einem Verhalten hingegeben, wie es selbst die stärksten Naturen leicht umbringen könnte. Im Nachhinein verschwamm alles zu einem einzigen, alkoholvernebelten und lärmenden Durcheinander. Er verlor große Summen an Spieltischen, ohne dass es irgendjemand bemerkte oder sich darum scherte. Er hatte mehr Frauen, als es einem Mann rechtmäßig zustand, deren Namen er nie erfuhr und an deren Gesichter er sich nicht erinnerte. Das Einzige, was ihn davor bewahrte, seinen Namen und seinen Ruf endgültig zu ruinieren, war der Umstand, dass er sich fernab von der Londoner Gesellschaft bewegte. Er besuchte keine Bälle oder Soireen, keine Zusammenkünfte eifriger Matronen, die ihre Töchter mit begehrenswerten Viscounts verheiraten wollten. Stattdessen trieb er sich in der Unterwelt Londons herum, im East End nahe den Hafenanlagen, in Southwark, Seven Dials und zahlreichen anderen finsteren Vierteln, von denen wenige Gentlemen sprachen und die noch weniger nach Einbruch der Dunkelheit aufsuchten. Mehr als einmal wurde er ausgeraubt und zusammengeschlagen.
    In Haymarket war es, wo er, Helmsley und Norcroft ihre Bekanntschaft erneuerten. Die beiden versuchten, eine absurde Wette gegen Cavendish zu gewinnen, der, vielleicht das erste und einzige Mal in seinem Leben, so klug gewesen war, sie nicht zu begleiten. An jenem Abend kam es zu einem Handgemenge mit außergewöhnlich üblen Raufbolden. In den darauffolgenden Jahren konnten sich die drei nie einigen, wer wen gerettet hatte, während Cavendish zutiefst bedauerte, ausgerechnet bei dieser Heldentat nicht anwesend gewesen zu sein. Als jedenfalls Gideon die beiden Männer sah, die doch seinen eigentlichen Kreisen angehörten, wurde ihm bewusst, wie tief er gesunken war. Er war nach Hause zurückgekehrt und fragte sich, wie er zulassen konnte, dass der Verlust einer Frau sein Leben zerstörte. Über dieser Frage brütete er drei geschlagene Tage, eingeschlossen in seinen Gemächern. Als er wieder herauskam, war die Wirkung des Alkohols wie auch die der verschmähten Liebe verflogen, und er machte an der Stelle weiter, an der er gestanden hatte, bevor er von seinem Weg abwich. Falls er erheblich zynischer erschien, einen Tick eigenartiger im Verhalten oder gelegentlich eine besonders scharfe Zunge hatte, nun, dann war es wohl nur natürlich. Er war ein anderer Mann. Im Verlaufe der darauffolgenden zwei Jahre fiel ihm auf, dass er, Helmsley, Norcroft und Cavendish dieselben Clubs und dieselben Veranstaltungen besuchten. Sie lebten in derselben Welt. Schließlich wurden sie Freunde und waren es immer noch.
    »Ich habe vor, sie so oft wie möglich zu sehen«, antwortete Gideon gnädig. Jeden Tag, wenn er konnte, und ganz gewiss jede Nacht.
    »Du weißt, dass ich sie als meine Freundin betrachte«, sagte Helmsley auf eine sehr bestimmte Weise.
    »Ja, dessen bin ich mir bewusst.«
    »Nun, das veranlasst mich, dich nach deinen Absichten zu fragen.« Helmsley klang nicht besorgt, schien jedoch sehr ernst.
    Norcroft stöhnte.
    »Meine Absichten?«, fragte Gideon

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