Zauber der Versuchung: Roman (German Edition)
einen spöttischen Laut aus. »Es ist leicht zu verkünden, man wäre nicht an einer weiteren Heirat interessiert, solange man noch keinen Mann gefunden hat, der es wert ist.«
»Warton ist nicht...«
»Judith«, unterbrach Susanna sie und beugte sich vor. »Nicht Warton ist die Gefahr, du bist es. Ich fürchte um dein Herz.«
»Mein Herz?«, wiederholte Judith lachend. »Mein Herz ist nicht im Mindesten gefährdet.«
»Ich habe nie erlebt, dass du so schnell in das Bett eines Mannes gefallen bist. Also wirklich, du kennst ihn ja kaum!«
»Inzwischen kenne ich ihn besser«, murmelte Judith.
»Du hattest – wie viele – drei Liebhaber, seit Lucian tot ist? Vier, wenn du Lord Lovett mitzählst.« Susanna runzelte die Stirn. »Zählst du Lord Lovett mit?«
»Kommt darauf an, nach welchen Kriterien wir die Liste aufstellen. Streng genommen aber zählt Lord Lovett nicht mit.«
»Tja, da gab es das nicht vorauszusehende Problem einer Ehefrau, von der niemand wusste.« Susanna schüttelte den Kopf, so sehr empörte sie selbst die Erinnerung noch. »Ich hasse es, wenn so etwas geschieht.«
»Ja, das war bedauerlich«, bestätigte Judith, deren Gedanken zu dem gut aussehenden blonden Viscount mit den leuchtenden Augen abschweiften. Sie war unendlich dankbar, dass sie von seinem Familienstand erfahren hatte, bevor sie sich in sein Bett locken ließ. Im Laufe der Jahre hatte sie schon viel zu viele Frauen gesehen, die verzweifelt waren, weil ihre Männer ihnen untreu wurden, und sie wollte niemals diejenige sein, die ein solches Unglück verursachte. »Wir hätten eine reizende Zeit haben können, denn er war ziemlich charmant.«
»Wie Warton offensichtlich auch, wenngleich mir das gewiss noch nie aufgefallen ist.«
Judith sah ihre Freundin an. »Du musst aber doch zugeben, dass er außergewöhnlich gut aussieht, mit seinem dunklen Haar und seinen noch dunkleren Augen. Nehmen wir dann noch diese zynische Aura und den wissenden Blick, mit dem er einen ansieht... Wie dem auch sei, du hast Glück, dass deine Knie nicht nachgeben, wenn du in diese Augen siehst und er dich mit diesem köstlich verruchten Ausdruck anlächelt.«
»Herr im Himmel!«, sagte Susanna.
»Er ist groß...«
»Du bist klein. Für dich ist jeder groß.«
»Seine Schultern sind angenehm breit...« Sofort erinnerte sie sich daran, wie sich seine feste Brust an ihrem Busen angefühlt hatte, die festen Muskeln seines Pos unter ihren Händen, er in ihr...
»Ja, ja, schon gut, er ist nicht hässlich.« Susanna wischte Judiths Bemerkung mit einer Handbewegung weg. »Aber er ist nicht der Richtige für dich.«
»Du hörst dich an, als würde ich planen, den Rest meines Lebens mit ihm zu verbringen. Tue ich nicht. Es handelt sich um ein vorübergehendes Arrangement. Aber verrate mir doch einmal«, fügte Judith seufzend hinzu, »was ihn, abgesehen von der Tatsache, dass er sich irgendwann eine Frau suchen muss, so falsch für mich macht.«
»Du suchst dir stets Männer aus, die amüsant und unterhaltsam sind. Wie Lord Helmsley. Sie sind...« Sie überlegte einen Moment lang. »Sicher, zumindest was die emotionalen Verstrickungen betrifft, weil du sie kein bisschen ernst nimmst. Ich habe dich beobachtet, Judith, und auch wenn die fraglichen Gentlemen sich dessen nie bewusst waren, bestimmtest du jeweils den Verlauf der Liaison.«
Sie hatte recht. Judith war seit Jahren klar, dass sie vorgab, was wann geschah. Allerdings war es eine Sache, sich die eigene Kontrollsucht zu gestehen, eine ganz andere indes, ein solches Geständnis laut abzugeben. »Und was hat das mit Lord Warton zu tun?«
»Lord Warton ist überheblich, kühl, distanziert. Arrogant.« Susanna rümpfte die Nase. »Sarkastisch. Übertrieben ernst.«
»Wie kannst du das sagen?«, fragte Judith verwundert. »Du weißt nichts über ihn.«
»Doch, und ob! Ich kenne ihn nicht persönlich, aber...« Wieder rümpfte sie die Nase. »Wenn man so viele Brüder und Schwestern hat wie ich, hört man eine Menge Dinge über eine Menge Leute.«
»Dann weißt du von seiner Ehe?«, erkundigte Judith sich beiläufig genug, um ihre Neugier zu verbergen.
»Ich weiß, dass seine Ehe nicht länger als einen Tag dauerte. Sie brannten durch, glaube ich.« Susanna dachte nach. »Es ist lange her, zehn Jahre mindestens, wenn ich nicht irre. Alles wurde sehr diskret abgewickelt. Wenn ich mich recht entsinne, war das betreffende Mädchen bereits mit jemand anderem verlobt. Sie und Lord Warton liefen fort,
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