Zauber der Versuchung: Roman (German Edition)
Freundschaft.«
»Was die Angelegenheit betrifft, um die es gegenwärtig geht«, sagte er, lehnte sich an den Billardtisch und stützte die Hände auf. »Als ich die Einladung zu Lady Braxtons Gesellschaft erhielt, war ich überrascht, wenn auch nicht über die Maßen. Meine Mutter und ihre waren eng befreundet, und ich kenne Violet fast schon mein ganzes Leben, obgleich ich sie nie besonders gut kannte. Zum Glück erkannte meine Mutter beizeiten, dass ihr Sohn und die Tochter ihrer besten Freundin nicht zusammenpassten, und drängte mich nie in die Richtung.« Er erschauderte. »Gott sei Dank. Aber daher war mir die Geschichte des Billardzimmers bekannt.« Er sah sich im Zimmer um und schüttelte den Kopf. »Ein Jammer.«
»Erzähl weiter.«
»Unten auf der Einladung schrieb Lady Braxton, dass du hier sein würdest...«
Judith erschrak. »Wie bitte?«
»... und dass du dich darauf freutest, unsere Bekanntschaft zu erneuern.« Er runzelte die Stirn.
»Oder so ähnlich. Ich würde wetten, auf Mountfords Einladung stand dasselbe. Helmsley indes ist mittlerweile vermählt, aber für Violets Zwecke war es wohl dennoch passend, ihn hier zu haben.«
Judith war sprachlos. »Ich verstehe nicht.«
»Ich verstand es in dem Moment, als ich dich und Warton heute Abend sah.“
»Dann sei so freundlich und erkläre es mir.«
»Es ist schmerzlich unübersehbar für jeden, der euch zwei zusammen sieht, dass du in ihn verliebt bist.«
»Ich bin nicht...«
»Und des Weiteren, dass er in dich verliebt ist.«
»Sei nicht...« Sie verstummte. »Glaubst du das wirklich?«
»Und ob ich es glaube.« Er lachte verbittert. »Für jemanden, der dachte, wenn auch nur einen Moment lang, dass du vielleicht... nun, das ist kaum von Bedeutung. Ich war ziemlich sicher, dass du nichts von dem wusstest, was Lady Braxton auf den Einladungen vermerkt hatte. Das passte einfach nicht zu dir.« Er schaute sie an. »Falls du den Wunsch gehabt hättest, unsere Beziehung zu erneuern, würdest du ihn nicht durch einen Dritten übermitteln. Du wärst direkt zu mir gekommen.«
Sie war verwundert. »Ist das ein Kompliment?«
»O ja. Ein Mann weiß gern, wo er bei einer Frau steht, und eines kann ich mit Sicherheit von dir sagen«, erklärte er mit einem zynischen Lachen. »Bei dir wusste ich von Anfang bis Ende immer, wo ich stand.«
Ihr wurde unbehaglich. »Ich fürchte, ich war heute Abend bei Lord Mountford weniger direkt. Aber ich bin auch nicht darauf vorbereitet gewesen. Ich fasse nicht, dass Harry denkt...« Sie schüttelte den Kopf und sah Samuel wieder an. »Du bist ein weit aufmerksamerer Beobachter als Harry.«
»Mag sein. Oder einfach nur realistischer.«
Judith überlegte einen Moment. »Warum sollte sie so etwas tun?«
»Kennst du Lady Braxton überhaupt?«
Sie verneinte stumm. »Ich bin ihr heute zum ersten Mal begegnet.«
»Aber du weißt von ihr und deinem Lord Warton?«
»Er ist nicht mein Lord Warton«, murmelte sie. Lady Braxton jedoch könnte durchaus wollen, dass Gideon ihr Lord Warton wurde. Und hatte Susanna nicht gesagt, Lady Braxton hätte es auf ihn abgesehen?
»Er verhält sich nach außen hin aber sehr wohl so, als wäre er dein Lord Warton. Was genau der Grund ist, weshalb Violet zu einer solchen Maßnahme greift.«
»Mich mit den Fehlern meiner Vergangenheit zu konfrontieren?«
Er blickte sie fragend an.
»Ich meinte nicht Fehler im wörtlichen Sinne«, korrigierte sie sich rasch.
Samuel lachte. »Ich weiß, was du meintest. Aber ich glaube nicht, dass du Violets eigentliches Ziel warst. Judith.« Er richtete sich auf und nahm ihre Hände. »Keinem Mann, ganz gleich wie intelligent oder vernünftig er sein mag, gefällt die Vorstellung, dass die Frau, die er liebt, irgendein Vorleben vor ihm gehabt hat, von Abenteuern ganz zu schweigen. Meistens lässt sich dieser Teil sehr gut ignorieren. Wir Männer sind in der Hinsicht alle Narren. Wir können mühelos tun, als wäre etwas bedeutungslos, solange wir es nicht mit eigenen Augen sehen. Alle seine Mitabenteuer im selben Raum versammelt zu sehen, heißt also...«
»Dass Lord Warton nicht nur endlich begreift, welche Vergangenheit ich habe, sondern zugleich einsieht, wie grundfalsch ich tatsächlich für ihn bin«, beendete sie langsam den Satz.
»Warton wird zur Vernunft kommen, was dich betrifft, und...«
»Sich ihr zuwenden«, sagte Judith und seufzte. »Das ist ziemlich brillant von ihr.«
»Ich würde es nicht brillant nennen.«
»Ist es aber. Sie
Weitere Kostenlose Bücher