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Zauber der Versuchung: Roman (German Edition)

Zauber der Versuchung: Roman (German Edition)

Titel: Zauber der Versuchung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Alexander
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darüber im Klaren bin, wofür ich dir verzieh, als ich dir im Bausch und Bogen für deine vergangenen Indiskretionen vergab.«
    »Als du mir meine...« Erst jetzt schien er zu begreifen. »Judith, ich meinte es nicht so, wie es sich angehört haben mag.«
    »Ach, du lieber Gott«, seufzte sie. »Dann vergibst du mir nicht?«
    »Natürlich tue ich das...« Er schüttelte den Kopf. »Du verdrehst mir das Wort im Mund.«
    »Verzeih mir. Bitte vergib mir das doch auch gleich.«
    »Nein, ich denke nicht.« Er trat auf sie zu. »Du bist unfair, Judith. Deine Deutung meiner Worte entspricht nicht dem, was ich mit ihnen zu sagen beabsichtigte.«
    »Und was beabsichtigtest du zu sagen?«, fragte sie bissiger, als sie vorgehabt hatte.
    Er überlegte, bevor er antwortete: »Ich wollte ausdrücken, dass ich über deine Vergangenheit hinwegsehen kann...«
    »Über meine Vergangenheit hinwegsehen?«, wiederholte sie verächtlich. »Wie überaus großzügig von dir!«
    »Ich würde es nicht großzügig nennen, sondern... Hör zu, Judith, das ist nicht...« Er stöhnte. »Verdammt noch mal, ich habe dich verteidigt!«
    »Ich brauche niemanden, der mich verteidigt, Mylord. In den vergangenen zehn Jahren war ich verwitwet, nicht verheiratet. Ich war niemandem außer mir selbst Rechenschaft schuldig.« Vor Wut ballte sie die Hände zu Fäusten. »Es ist außerordentlich schwer, ganz allein, ohne Familie zu leben, ohne jemanden, dem man Zuneigung schenken kann, ohne von jemandem Zuneigung zu bekommen.«
    »Deshalb ist es vollkommen verständlich, dass du dich nicht an bestimmte Verhaltensmaßstäbe halten wolltest«, sagte er rasch.
    »Mich an bestimmte Verhaltenmaßstäbe halten?«
    Sie wurde augenblicklich noch wütender. »So wie du dich an bestimmte Verhaltensmaßstäbe gehalten hast?«
    »Sei nicht albern. Das ist etwas gänzlich anderes. Ich bin ein...«
    »Mann?«, half sie ihm aus und sprach das Wort, als hinterließe es einen unangenehmen Nachgeschmack in ihrem Mund, was nicht ganz abwegig war.
    »Nun ja, ja. Die Gesellschaft urteilt hier durchaus unterschiedlich.«
    »Ich schere mich nicht sonderlich um die Gesellschaft. Sehr wohl aber sorgt mich, wie du urteilst.«
    »Da gibt es keinen Grund zur Sorge.« Wieder machte er einen Schritt auf sie zu. »Deine Vergangenheit ist...«
    »Vergeben?« Sie streckte eine Hand aus, um ihn abzuhalten, und schüttelte den Kopf. »Meine Abenteuer verblassen im Vergleich zu deinen, dennoch bist du über jeden Vorwurf erhaben, während mir vergeben werden muss?«
    »Nein, verflucht, nicht vergeben«, erwiderte er hilflos. »Das ist nicht das richtige Wort. Ich weiß allerdings auch nicht, welches das richtige wäre.«
    »Wärst du also glücklicher gewesen, wenn ich gewartet hätte, gewartet auf den puren Zufall, die winzige Chance, dass du in mein Leben trittst? Hätte ich allein in meinem Haus gehockt und mir die Zeit mit, sagen wir, Stickerei vertrieben, während ich wartete?« Sie riss die Augen auf, als wäre ihr plötzlich etwas eingefallen. »Aber nein, ich hätte mich ja in wohltätige Beschäftigungen stürzen können! Ich hätte Waisen retten, mich Frauen von zweifelhaftem Ruf annehmen können, etwas in der Art. Ach, ich hätte mich so nützlich machen und so höchst anständig sein können!«
    Seine Wangenmuskeln zuckten, so sehr biss er die Zähne zusammen. »Du bist irrational, weißt du das?«
    »Ja, ich weiß!«, konterte sie zornig. »Man neigt zur Irrationalität, wenn man erkennt...«
    »Wenn man was erkennt?«, fragte er ruhig.
    »Gideon.« Sie atmete tief ein. »Du kommst nicht über meine Vergangenheit hinweg. Ich könnte dir beteuern, dass mir nichts vor dir etwas bedeutete. Ich könnte dir auch sagen, dass ich mein Bett häufiger mit dir teilte als mit allen anderen Männern zusammen. Ich könnte dir sogar schwören, dass es in den letzten zehn Jahren nur drei waren, obwohl du das vermutlich bereits weißt. Aber ich tu‘s nicht.« Mit einem unverkennbar verbitterten Tonfall fügte sie hinzu: »Ich entschuldige mich nicht für das, was ich getan habe, oder für die Entscheidungen, die ich traf. Ebenso wenig bereue ich sie.«
    »Das verlange ich gar nicht von dir«, sagte er leise. »Was verlangst du von mir?«
    »Ich weiß es nicht!« Sie schüttelte den Kopf. »Vielleicht verlange ich von dir, dass du mich so annimmst, wie ich bin.«
    »Warum?« Er betrachtete sie prüfend. »Du bist nicht im Mindesten gewillt, mich so anzunehmen, wie ich bin.«
    Sie starrte ihn an.

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