Zauber der Versuchung: Roman (German Edition)
daran. Darüber hinaus hatte er Judith gegenüber Violet verteidigt, und recht wirkungsvoll noch dazu, wie er fand, sowie endgültig mit seiner Vergangenheit abgeschlossen. Doch damit nicht genug: Er hatte außerdem verhindert, dass ihm seine Eifersucht den Blick trübte, wenngleich er zugab, dass dieser Teil nicht sonderlich leicht gewesen war. Aber, Teufel noch mal, er hatte jedes Wort, das er zu ihr gesagt hatte, auch so gemeint. Er war eifersüchtig auf jeden, den sie jemals vor ihm geliebt hatte.
Was zwangsläufig zu der Frage führte: Liebte sie jetzt ihn?
Dreizehntes Kapitel
Es dürfte die längste Kutschfahrt ihres Lebens gewesen sein, und dennoch verging sie gleichsam wie im Fluge. Vor heute Abend hatte Judith zu denken begonnen, vielleicht sogar geglaubt, es könnte eine Zukunft mit Gideon geben. Das war natürlich verrückt gewesen. Ihre eigenen Schwächen sorgten schon dafür. Falls sie irgendwelche Hoffnungen gehegt hatte, waren sie heute Abend zerstört worden.
Sie erreichten ihr Haus, und er begleitete sie hi-nein. Judith murmelte etwas Angemessenes gegenüber den Bediensteten, das sie im nächsten Moment wieder vergessen hatte. Dann ging sie in den Salon und fragte sich, was genau sie Gideon jetzt sagen sollte. Er folgte ihr, schloss die Tür hinter ihnen und lehnte sich von innen dagegen. »Ich habe dich vermisst, Judith.«
Sie rang sich ein Lächeln ab. »Das sagtest du bereits.«
»Es ist eine Wiederholung wert.« Lächelnd kam er auf sie zu und ergriff ihre Hände. »Es tut mir leid, was heute Abend vorgefallen ist. Ich hätte wissen müssen, dass Violet etwas Unerfreuliches plante.«
Sie zog ihre Hände zurück. »Und trotzdem gingen wir hin.«
»Ich glaubte ihr tatsächlich, als sie meinte, mein Erscheinen würde jeden Klatsch über möglichen Groll zwischen uns im Keim ersticken.«
»Und das sagte sie, als du mit ihr sprachst, wovon du mir gegenüber nichts erwähntest?«
»Ich habe es dir doch erklärt«, sagte er behutsam. »Es war an dem Tag, als ich aufs Land fuhr. Ich hatte keine Gelegenheit mehr, dir davon zu erzählen.«
»Hattest du auch keine Gelegenheit, mir zu erzählen, dass ihr euch ebenfalls auf Lady Dinsmores Ball unterhalten habt?«, fragte sie, wobei sie ihre Worte mit Bedacht wählte.
»Doch hatte ich, nur entfiel es mir einfach.« Er sah sie an. »Ich hielt es nicht für wichtig.«
»Sollte ich eifersüchtig sein?«
»Nein, selbstverständlich nicht. Da gibt es nichts, worauf du eifersüchtig zu sein brauchst.«
»Sie ist ein Teil deiner Vergangenheit.«
»Das wesentliche Wort dabei ist Vergangenheit «, sagte er bestimmt.
»Ist es das?«, fragte sie und wandte sich von ihm ab, um einen Frangopard zu betrachten, ein Gemälde von französischen Adligen, die sich vergnügt in einem Park oder Garten ergingen. Die Szene sah nach einem Flirten aus, wie es einer Verführung vorangeht. »Warst du mit vielen Frauen zusammen, Gideon?« Sie drehte sich wieder zu ihm um. »In der Vergangenheit, meine ich.«
Er stutzte. »Ich war niemals in diesem Sinne mit Violet zusammen.«
»Aber du hast sie geliebt.«
»Das dachte ich damals. Worauf willst du eigentlich...«
»Lassen wir Lady Braxton also außer Acht«, meinte sie betont gelassen. »Was ist mit den anderen Frauen?«
»Den anderen Frauen?« Er klang unsicher.
»Mit wie vielen anderen Frauen warst du zusammen?«
»Ich weiß nicht genau...«
Sie staunte. »So viele?«
»Nein, nicht so viele«, sagte er kopfschüttelnd.
»Wie viele also?«
»Ich weiß nicht...«
»Dann erlaube mir, dir zu helfen.« Sie verschränkte die Arme vor der Brust. »Mehr als ein Dutzend? Mehr als einhundert?« Sie riss die Augen auf. »Doch nicht mehr als eintausend, oder?«
Fassungslos starrte er sie an. »Das ist absurd!«
»Du weichst mir aus.«
»Nun gut, also, mehr als ein Dutzend, weniger als einhundert«, murmelte er verdrossen. »Bist du jetzt glücklich?«
»Sagenhaft glücklich.«
Er war nach wie vor verwirrt. »Was in aller Welt tut das zur Sache? Warum wolltest du es wissen?«
»Es tut eigentlich gar nichts zur Sache, Gideon, ob es einhundert waren oder, nun, sagen wir, drei. Ausschlaggebend ist einzig die Tatsache, dass du andere Frauen hattest, dass es andere Frauen in deinem Leben gab, bevor du mir begegnet bist, bevor wir einander näherkamen, ja, bevor wir uns überhaupt kannten.« Sie schlug die Hände zusammen und lächelte betont freundlich. »Und ich wollte es gern wissen, damit ich mir genauestens
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