Zauber der Wellen - Feehan, C: Zauber der Wellen - Oceans of Fire (3 - Abigail)
Deshalb ist ein Preis auf meinen Kopf ausgesetzt worden. Er hatte vor, dich töten zu lassen, aber vorher wollte er dich foltern. Dazu durfte es nicht kommen. Verstehst du mich in dem Punkt wenigstens? Ich hätte es nicht dazu kommen lassen. Nicht, wenn es um dich geht.«
»Ich fühle mich ohnehin schon vollständig überfordert.« Von ihrer Liebe zu ihm. Der Furcht ihn zu verlieren. Der Furcht vor eben dieser Kraft, die er besaß. Sie war restlos verwirrt.
»Du bist kein Feigling, Abbey. Du würdest nicht im Meer mit den Delfinen schwimmen, wenn du feige wärest. Du hättest diesen Fischer nicht aus dem Wasser gezogen oder auch nur den Schützen angegriffen, als du die Gelegenheit dazu hattest. All diese Dinge kannst du tun, und doch hast du Angst davor, dich auf mich einzulassen. Wenn ich fortgehe, wirst du mich dann weniger lieben? Wird es dir den Schmerz nehmen, den dieser vermeintliche Verrat dir bereitet hat?« Er stellte seine Teetasse auf den Boden und nahm ihr Kinn, damit sie gezwungen war, ihm in die Augen zu sehen. »Du verdammst mich so oder so. Du verdammst mich dafür, dass ich dich nicht beschützt habe, als ich nicht wusste, dass du in Schwierigkeiten stecktest, und du verdammst mich dafür, dass ich dich aus einer sehr gefährlichen Situation herausgeholt habe. Worin besteht meine wahre Sünde?«
»Darin, dass du mich dazu gebracht hast, dich zu lieben.« Die Wahrheit sprudelte aus ihr heraus. Sie riss sich von ihm los. »Ich will dich nicht lieben.«
»Willkommen im Club, Herzchen. Ich wollte dich auch nicht lieben. Mein Leben war verflucht viel einfacher, bevor du darin aufgetaucht bist.«
Sie seufzte leise. »Wir kommen aus so unterschiedlichen Verhältnissen. Du kannst grausam sein, wenn die Umstände es erfordern. Wie könnten wir zusammenleben, wenn sich unser beider Leben so sehr voneinander unterscheiden? Wenn wir aus zwei so unterschiedlichen Kulturen stammen und unsere Hintergründe nichts gemeinsam haben?«
»Begreifst du die Entscheidungen überhaupt, die ich getroffen habe? Hättest du anders gehandelt?«
»Ich weiß es nicht. Ich weiß es ehrlich nicht. Als ich geglaubt habe, du hättest mich verraten, hat es sich angefühlt, als hättest du mir das Herz aus dem Leib gerissen, und die Wunde wollte einfach nicht verheilen. Es ist mir verhasst, das zu sagen. Es klingt alles so melodramatisch, aber es ist die Wahrheit. Will ich, dass du diese Form von Macht wieder über mich hast? Eines Tages wirst du an einem entsetzlichen Fall arbeiten, an einem abscheulichen Verbrechen, und du wirst Entscheidungen treffen müssen, mit denen ich mich möglicherweise absolut nicht abfinden kann. Was tue ich dann?« Tränen schimmerten in ihren Augen. Ihre Kehle schmerzte. »Du kannst kein anderer sein als der, der du bist. Ich würde dich nicht so sehr lieben, wenn du nicht mehr du wärest. Wie könnte ich mich so weit verändern, dass ich deinen Hang zur Skrupellosigkeit akzeptieren kann?«
»Ich weiß es nicht, Abigail. Du musst entscheiden, ob du mich genug liebst, um es zu wollen. Du glaubst, ich besäße all diese Macht über dich, aber in Wirklichkeit verhält es sich umgekehrt. Du bist fortgegangen. Du hast mich stehen lassen und dich kein einziges Mal nach mir umgesehen. Du kannst deinen
Selbsterhaltungstrieb anführen, aber letzten Endes hast du mich nicht genug geliebt, um mit dem zu leben, was ich tun muss. Und du hast recht, das, was ich tun muss, ist nicht immer ansprechend und mit einer hübschen Schleife verpackt. Um die Sorte von Verbrechern zu schnappen, die ich normalerweise verfolge, muss ich mich gemeinsam mit ihnen in schmutzige, schleimige Niederungen begeben. Es gibt schlechte Menschen auf dieser Welt, wahrhaft schlechte Menschen, Abbey. Ich mache Jagd auf sie. Und ich tue mein Bestes, um sie vor Gericht zu stellen. Es ist nicht immer möglich, sich an akzeptable, zivilisierte Spielregeln zu halten, wenn man ihnen Einhalt gebieten will. Wenn man Jagd auf schlechte oder kranke Menschen macht, die sich an keine Regeln halten, muss man tun, was erforderlich ist. Es gibt Zeiten, in denen ich Dinge tun muss, auf die ich nicht stolz bin. Und es gibt Zeiten, in denen ich jemandem das Leben nehmen muss. Und wenn ich es für dich tue, Abigail, dann wird sich mir zu keinem Zeitpunkt jemals die Frage stellen, ob ich bereit bin, alles zu tun, was nötig ist, oder nicht. Denn das ist mein wahres Ich, das in dem Fall vor nichts zurückschrecken würde. Die Frage ist in Wirklichkeit die,
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