Zauber der Wellen - Feehan, C: Zauber der Wellen - Oceans of Fire (3 - Abigail)
um wieder auf ihn anzulegen, doch in dem Moment zog Ilja seine eigene Schusswaffe und zielte zwischen Aleksandrs Augen. Sie standen einander gegenüber, jeder von beiden darauf vorbereitet, in einem Atemzug zu sterben.
Aleksandr malte sich aus, wie Prakenskij Abbey auflauerte, das Messer in sie stieß oder auf sie schoss, bis ihr lebloser Körper blutig und zerstört auf dem Boden lag. Eine einzige Bewegung, mehr war nicht erforderlich, um zu verhindern, dass sie starb: Er brauchte nur abzudrücken.
»Ich bin lediglich der Agent, nicht der Auftraggeber«, hob Prakenskij hervor, denn er las seinen Tod in den Augen seines Gegenübers. »Wenn du willst, dass sie am Leben bleibt, dann brauchst du mich noch, damit ich zu den anderen zurückkehre und ihnen deine Nachricht übermittle. Sie werden nicht wollen, dass du Jagd auf sie machst. Entweder das oder wir sterben beide auf der Stelle.«
»Ich glaube, wir sterben beide.«
Prakenskij schüttelte den Kopf. »Es wäre dumm von dir, dein Leben zu vergeuden. Ich glaube dir, dass du tun wirst, was du sagst, und Jagd auf jeden machst, der ihr etwas antut. Und ich habe keine Lust, mir für den Rest meines Lebens über die Schulter zu schauen, um zu sehen, ob du da bist. Ich werde diese Frau nicht anrühren, und ich werde die Nachricht übermitteln, dass keiner ihr zu nahe kommen darf.«
Aleksandr studierte Iljas ausdrucksloses Gesicht. Der Killer mochte ja vieles sein, aber als Lügner hatte er ihn bisher noch nicht erlebt. »Hast du Danilov getötet?«
Einen Moment lang herrschte Stille. »Ich kenne keinen Danilov. «
»Er war mein Partner.«
Ilja schüttelte den Kopf. »Das war ich nicht. Ich habe noch nie etwas von ihm gehört.«
Aleksandr glaubte ihm, aber dadurch wurde Prakenskijs Anwesenheit
noch rätselhafter. »Wenn du dich meiner Ermittlung in den Weg stellst, Ilja, oder wenn du in irgendeiner Weise in den Fall verwickelt bist, dann muss ich dich festnehmen. Das weißt du selbst.«
»Du kannst es ja versuchen, Aleksandr, aber das trägt uns beiden weitere Narben ein und meine Arthritis wird im Alter noch schlimmer werden.«
»Wenn du die Arbeit für Sergej nicht aufgibst, wirst du ohnehin nicht alt werden.«
»Ich gehe jetzt, Aleksandr.« Prakenskij trat vorsichtig einen Schritt zurück. »Es gibt keinen Grund dafür, mich festzunehmen. Ich war nicht hier, um die Frau zu töten.«
»Warum denn dann?«
Prakenskij zögerte, und ein kleines Lächeln huschte flüchtig über seinen kalten Mund. »Reine Neugier. Ich wollte sehen, was für eine Frau das ist, wenn sie so viele Männer um den Verstand bringen kann.«
»Wen denn alles?« Nichts wünschte sich Aleksandr weniger, als dass sich Sergej Nikitin für Abigail Drake interessierte. Sein Mund wurde trocken bei diesem Gedanken. Prakenskij war nicht der einzige Killer, der für Nikitin arbeitete. Und andere besaßen weder die Disziplin noch den Respekt, den man bei Prakenskij voraussetzen konnte. Sie waren nicht gemeinsam mit Aleksandr ausgebildet worden und kannten weder seinen Ruf noch seine Fähigkeiten so gut wie Prakenskij. »Weshalb sollte sich Nikitin für Abigail interessieren?«
»Ich gehe jetzt, Aleksandr. Gib mir den Weg frei.«
Aleksandr folgte ihm Schritt für Schritt, ohne die Waffe sinken zu lassen, während sie sich wie Tänzer den unebenen Hang hinabbewegten. »Ich habe gehört, mein Name stünde ganz oben auf einer Abschussliste, Ilja. Bist du deshalb hier?«
»Ich würde dich töten, um mein Leben zu retten, Aleksandr, aber sogar ich habe einen Ehrenkodex. Ich bin nicht deinetwegen hier.« Der Killer zuckte die Achseln.
Seine Antwort sagte Aleksandr, dass Prakenskij ähnlich empfand wie er selbst. Sie waren gemeinsam aufgewachsen, und es gab nur wenige Menschen, denen ihre Loyalität gehörte. Das zählte immer noch. Das war auch einer der Gründe, weshalb Aleksandr sich nie wirklich angestrengt hatte, Prakenskij zu schnappen. Man konnte nie wissen, ob er wirklich der brutale Mörder war, als der er galt, oder ob er sich lediglich mächtige Feinde in den falschen Positionen gemacht hatte. Genau wie Aleksandr es getan hatte.
»Du arbeitest für Nikitin, und ich habe gehört, er ist jetzt Ignatevs Busenfreund.« Aleksandr warf ihm den Namen hin, um zu sehen, wie der andere reagierte.
»Frauen machen einem Ärger, Aleksandr, das hättest du dir merken sollen.« Prakenskij riskierte einen Blick zum Haus auf der Klippe. »Ignatev ist ein nachtragender Mann, und sein Hass sitzt tief. Er
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