Zauber der Wellen - Feehan, C: Zauber der Wellen - Oceans of Fire (3 - Abigail)
Umstände, mit denen du überhaupt nichts zu tun hattest. Sein Tod war eine furchtbare Tragödie, und zwar eine, die ich bedaure, aber mit dir hatte das nichts zu tun.« Er zwang seinen Körper, sich zu entspannen, und er zwang sich dazu, zu atmen, obwohl es ihm fast unmöglich erschien. »Glaubst du das wirklich? Dass ich dich bestrafen wollte?«
»Du hast mich ganz allein gelassen. Du hast mich im Stich gelassen, als ich dich am meisten brauchte. Du hast mich den Behörden übergeben, und du hast sie mich verhören lassen. Du wusstest, was das heißt, und du hast nichts dagegen unternommen. «
» Was glaubst du wohl, wie du aus dem Land herausgekommen bist? Du bist nicht im Gefängnis verrottet, sondern innerhalb von Tagen nach deiner Verhaftung deportiert und außer Landes geschafft worden. Glaubst du etwa, so etwas ist in Russland an der Tagesordnung? Wenn du so sicher warst, dass ich dich im Stich gelassen habe, warum hast du dann nicht Anklage gegen mich erhoben? Warum hast du meinen Namen nicht genannt, als sie Informationen von dir haben wollten?«
Abigail ließ sich wieder auf die Bettkante sinken. »Ich weiß es nicht. Ich wusste nicht, was dir dann zustößt.« Sie schüttelte erneut den Kopf. »Ich dachte, nach allem, was passiert ist, hätte ich diese Behandlung verdient. Ich hätte wissen müssen, dass er sich am Tod seiner Tochter schuldig gefühlt hat, was aber noch lange nicht heißt, dass er schuld daran war. Ich hätte diesen Raum nicht schon mit einer vorgefassten Meinung betreten dürfen. Alle schienen so sicher zu sein, dass er sie ermordet hat, dass er derjenige war, der all diese Kinder umgebracht hat, aber
davon hätte ich mich nicht beeinflussen lassen dürfen. Du hast ihm so viele Fragen gestellt, ihn immer wieder damit bombardiert, und die anderen Bullen haben genau dasselbe getan. Er hat sich benommen, als sei er schuldig. Er wollte etwas gestehen. Irgendetwas. Als ich ihn gefragt habe, ob er schuldig ist, und er Ja gesagt hat, hatte ich das sichere Gefühl, dass es nicht stimmt. Aber ich war vollauf damit beschäftigt, den Beamten zuzuhören. Dir zuzuhören.« Sie verstummte und schlug sich wieder die Hände vors Gesicht. »Ich habe meine eigene Gabe missachtet. Ich habe die falschen Fragen gestellt, und er hat seine Schuld gestanden, weil ich ihn zu diesem Geständnis hingeführt habe. Und dann hat er die Hand nach der Waffe ausgestreckt, die dieser dämliche Beamte deutlich sichtbar dort abgelegt hatte.«
» Wenn wir ihn dazu getrieben haben sollten, Selbstmord zu begehen, dann trifft die Schuld nicht dich, sondern uns alle«, sagte er.
»Wenn? Da gibt es kein Wenn. Wir alle haben ihm nach Kräften eingeredet, dass er für den Verlust seines Kindes verantwortlich ist. Niemand hat ihn getröstet. Niemand hat ihm einen Rat gegeben. Er hat sich schuldig gefühlt, weil er auf die Kleine aufgepasst hat, solange seine Frau fort war, und weil er währenddessen eingeschlafen ist. Er ist eingenickt, das ist alles.«
»Er war ein Trinker. Er hat zu viel getrunken und ist am Nachmittag eingeschlafen.«
»Ist das, was wir ihm angetan haben, damit etwa entschuldigt? Er war nicht der Mörder, aber du hattest gleich den Verdacht, dass er es nicht ist. Diesen Verdacht hattest du sogar schon, als du ihn zum Verhör vorgeladen hast, stimmt’s?«
» Wir sehen uns immer zuerst die Eltern genauer an.«
»Aber du hast mir nichts von deinem Verdacht erzählt. Du hattest bereits einen Verdächtigen.«
»Ich hatte keine Beweise, Abbey. Ich musste mich an das übliche
Vorgehen halten. Ich habe die Eltern vorgeladen und ihn verhört, wie ich auch jeden anderen Verdächtigen verhören würde.«
»Aber du hast nicht an seine Schuld geglaubt. Alle haben ihn bearbeitet, und ich habe mich ihnen blind angeschlossen und auch noch auf ihm herumgehackt.« Abbey biss sich vor Aufregung in die Knöchel. Nacht für Nacht sah sie das Gesicht des Mannes und ihre eigenen Hände, die mit seinem Blut befleckt waren. »Ich habe dabei mitgeholfen, ihn zu töten.«
» Verflucht noch mal, Abbey. Er hat sich erschossen. Wir vernehmen ständig Verdächtige. Und die bringen sich deswegen noch lange nicht um.«
»Du kannst dich selbst von jeder Verantwortung freisprechen, Aleksandr, aber ich kann es nicht. Und was du mir hinterher angetan hast, ist unverzeihlich, und so handelt kein liebender Mann. Es mag ja sein, dass du mit mir schlafen willst, aber damit gebe ich mich nicht zufrieden.«
»In diesem Raum hat sich viel
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