Zauber der Wellen - Feehan, C: Zauber der Wellen - Oceans of Fire (3 - Abigail)
bevor er sie festhalten konnte, und lief wieder in ihrem Zimmer auf und ab. »Ich verstehe nicht, wieso das Haus dich eingelassen hat.«
»Die Tür steht weit offen. Ich habe es dir doch schon gesagt, Abbey, das ist gefährlich. Ihr braucht hier straffe Sicherheitsvorkehrungen, solange wir noch nicht dahintergekommen sind, was Prakenskij hier zu suchen hat.«
»Das Haus würde niemals einen Feind einlassen. Einmal waren wir unvorsichtig, und das hat uns fast das Leben gekostet. Heute Abend hat sogar Tante Carol mitgeholfen, und sie ist sehr mächtig.« Sie sprach weniger mit ihm als vielmehr mit sich selbst.
»Ich bin nicht dein Feind. Das weiß sogar euer verdammtes Haus, Abbey. Könntest du deine Aufmerksamkeit vielleicht mal auf die wesentlichen Dinge richten? Schieb deine Wut auf mich einfach mal zur Seite, um zu begreifen, dass du in Gefahr schwebst. Auch deine Schwestern könnten in Gefahr sein. Prakenskij wäre nicht hier und würde euer Haus nicht auskundschaften, wenn es nicht jemanden gäbe, der sich für dich interessiert, und sei es auch nur aufgrund deiner Beziehung zu mir. Und dieser Jemand hat Freunde, die gar nicht nett sind.«
»Das kann ich mir denken. Ich werde vorsichtig sein, Aleksandr. « Sie musste sich zwingen, ihn bei seinem richtigen Namen zu nennen und nicht die vertraulichere russische Koseform zu verwenden. In seiner Gegenwart vergaß sie sich so leicht. Er war stark, innerlich und äußerlich zäh und hart, und er konnte gnadenlos töten, doch sie hatte er immer so liebevoll und zart behandelt, und er hatte Dinge zu ihr gesagt, die wie reinste Poesie klangen, und er hatte sie beschützt … bis sie ihn gebraucht hatte. Und dann, als es wirklich darauf ankam, hatte er alles, was zwischen ihnen war, abgestritten und sie allein gelassen, grässlichen Ängsten und Demütigungen schutzlos ausgesetzt. »Geh jetzt, bitte. Weshalb auch immer du wirklich hier bist – ich will nichts damit zu tun haben.«
Aleksandr seufzte. Ihre weichen Lippen bildeten einen sturen Strich, und es war ganz gleich, was er jetzt sagte. Sie würde es ja doch nicht hören. Sie verbot sich regelrecht, ihm zuzuhören. »Ich gehe, Abbey, aber wir sind noch nicht fertig miteinander. «
Er zog seine Schuhe wieder an und ließ sich Zeit dabei, während sie ihm stumm zusah. »Ich werde nicht fortgehen und nichts mehr von mir hören lassen. Wir sehen uns wieder.« Er stand auf und überragte sie um Längen. »Ergreift Sicherheitsmaßnahmen. Ihr alle. Mach den anderen klar, dass diese Leute aufs Ganze gehen.«
»Ich sagte doch schon, dass ich sie warnen werde. Geh zur Tür hinaus. Ich begleite dich nach unten.« Die Vorstellung, er könnte an der Hausmauer hinunterklettern, war erschreckend.
»Ich werde das Haus auf demselben Weg verlassen, auf dem ich hereingekommen bin.« Er ging direkt auf sie zu. Abbey wich nicht zurück, aber eigentlich war ihm das von vornherein klar gewesen. Abbey war eine starke Frau, und man konnte ihr nicht allzu leicht drohen. »Halte dich von Harrington fern, bis wir eine Lösung gefunden haben.«
Abigail konnte kaum atmen, als er so dicht vor ihr stand.
Ihr Gesicht war ihm zugewandt, und jetzt neigte er den Kopf, bis sein Mund ihre Lippen fast berührte. »Du kennst mich besser als jeder andere Mensch. Du weißt, wer und was ich in Wirklichkeit bin. Ich habe dir die Wahrheit gesagt, als du danach gefragt hast. Ich habe dir gesagt, ich liebte dich mit jeder Faser meines Wesens. Es fällt mir nicht leicht, zu lieben, aber wenn ich liebe, dann rückhaltlos. Ich will dich, Abbey. Ich will, dass du zu mir zurückkommst, und ich werde alles tun, was erforderlich ist.«
Einen Moment lang glaubte sie, er würde sie küssen. Sie konnte es in seinen Augen sehen. Das Verlangen. Die Sehnsucht. Aber er wandte sich ab und verließ ihr Schlafzimmer.
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4.
J oley, komm schon. Wach auf!« Abbey schüttelte ihre Schwester.
Joley stöhnte und zog sich die Bettdecke über den Kopf. »Bist du verrückt? Es ist noch dunkel. So früh stehe ich nie auf. Das ist nicht normal.«
»Steh auf. Du musst mit mir kommen.«
»Abbey, du bist total übergeschnappt. Geh wieder ins Bett. Ich stehe ganz bestimmt nicht auf, bevor die Sonne aufgegangen ist. Um zwölf vielleicht. Weck mich, wenn es Mittag ist.«
»Nichts von wegen Mittag … jetzt! Ich glaube, einer meiner Delfine ist verletzt. Ich will ihn mir genauer ansehen.«
Joley zog die Decke von ihrem Gesicht zurück, um ihre Schwester wütend anzufunkeln.
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